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Terra Sigillata Museum Förderprojekt der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur und des Corona-Förderprogramms "Im Fokus - 6 Punkte für die Kultur" des Landes Rheinland-Pfalz 2021: "Terra-Sigillata-Museum Rheinzabern digital"

Förderprojekt der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur und des Corona-Förderprogramms "Im Fokus - 6 Punkte für die Kultur" des Landes Rheinland-Pfalz 2021: "Terra-Sigillata-Museum Rheinzabern digital"

In dieser Objektgruppe finden sich alle Objekte, die 2021 dank der Förderung durch die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur und aus Mitteln des Corona-Förderprogramms "Im Fokus - 6 Punkte für die Kultur" des Landes Rheinland-Pfalz 2021 digitalisiert wurden. Im Rahmen des Projekts "Terra-Sigillata-Museum Rheinzabern digital" wurde die digitale Sammlungsstruktur erstellt und die ersten 50 "Lieblingsobjekte" der Dauerausstellung wurden fotografiert und mit fachlich fundierten Beschreibungen versehen.

[ 50 Objekte ]

Kugelbecher mit Kerbschnittverzierung aus der Sammlung Ludowici

Der große Becher mit Kerbschnittdekor ist stark ergänzt. Die Oberfläche des Originals wurde in Kerbschnittechnik dekoriert und zeigt drei große Weinblätter, dazwischen Ranken. (BT) Leihgabe des HMP Speyer

Fragmentierte Formschüssel mit Hippocampen-Muster

Die Formschüssel ist nicht vollständig erhalten: Der größte Teil des Bodens fehlt. Dennoch ist der Erhaltungszustand bemerkenswert, stammt sie doch aus dem Oberbodenabtrag der Ausgrabungen. Die mit Punzen eingedrückte Dekoration zeigt ein Arkadenmotiv. Unter den aus verschiedenen Punzen zusammengesetzten Bögen werden Hippocampen (Mischwesen aus Pferd und Fisch) dargestellt. Das Bildfeld ist 7,2 cm hoch. Unterhalb der Reliefzone findet sich das Graffito "PR" in der Wandung der Schüssel. (BT) Leihgabe der GDKE Speyer / Grabungsbüro Rheinzabern

Terra-Sigillata-Reibschale mit Jadgszene in Barbotinedekor

Die auffällig große Terra-Sigillata-Reibschale der Form Drag. 43 hat einen charakteristischen, überhängenden Rand von 4,3 cm Breite, der in diesem Fall mit Barbotinedekor (Tonschlickermalerei) versehen ist. Diese Form der Reibschalen wurden ausschließlich in Rheinzabern produziert. Der Grusbewurf im Inneren endet 5 cm unter dem Rand. Er wurde vor dem Glanztonüberzug aufgebracht. Die Schnauze der Reibschale und der Kragenrand sind teilweise ausgebrochen. Die Barbotine-Malerei zeigt rankende Reben mit Weintrauben und dazwischen je einen Hasen, einen Hund und einen Hirsch. (BT) Leihgabe des HMP Speyer

Model für Ohrenschale PIIRPIITVS

Das Model wurde für die Herstellung der Ohrenschalen Typ Drag. 39 verwendet. Die Grifflappen dieser Schalen weisen häufig eine kleine Kerbe an der Symmetrieachse auf, was sich durch die Verwendung eines solchen Models erklärt. Dafür wurden die Grifflappen bei der Herstellung zunächst nur vorläufig ausgeformt. Das Model wurde aufgelegt und die erste Hälfte des Grifflappens konnte entlang der Kontur ausgeschnitten werden. Dann wurde das Model wurde dann an der Symmetrieachse geklappt und die zweite Hälfte konnte ausgeschnitten werden. Das vorliegende Exemplar ist mit dem Graffito "PIIRPIITVS" gekennzeichnet. Es nennt Perpetus, der aus Rheinzabern auch durch Stempelungen auf glatter Terra Sigillata bekannt ist. Eine zusätzliche Markierung, die bisher noch nicht gedeutet werden konnte, befindet sich rechts unterhalb des Namenszugs. (BT) Leihgabe der GDKE Speyer / Grabungsbüro Rheinzabern

Schale mit Ratterdekor

Der Dekor der Schale wurde mit einem schmalen Blechstreifen o.ä. angebracht. Dabei stand die Schale noch auf der Töpferscheibe. Das Blech "ratterte" an der Oberfläche entlang und hinterließ seine charakteristischen Spuren. Das Feld mit dem Ratterdekor ist 2,2 cm breit und wird durch einfache Linien begrenzt. (BT) Leihgabe der GDKE Speyer / Grabungsbüro Rheinzabern

Rollrädchen zur Keramikverzierung

Der mittig gelochte Tonzylinder ist an seiner Außenseite mit verschiedenen geometrischen Dekorationen versehen. Die Felder der Dekoration sind unterschiedlich breit und werden durch Linien getrennt. Solche Rollrädchen sind typisch für die Keramikproduktion der Spätantike. Sie wurden mit Hilfe einer dünnen Achse und eines Griffs über die Oberfläche eines ungebrannten Gefäßes gerollt, wodurch sich das Relief der Außenseite in den noch weichen Ton drückte und ein Muster ergab. In Rheinzabern wurden aber auch bereits im 1. Jh. n. Chr. Terra-Nigra-Gefäße mit dieser Art des Dekors versehen. (BT) Leihgabe der GDKE Speyer / Grabungsbüro Rheinzabern

Eisernes Werkzeug zur Herstellung von Kerbschnitt-Verzierungen auf Keramik

Das eiserne Werkzeug hat einen langen, schlanken Schaft mit vierkantigem Profil und ein rhombenförmiges Blatt. Mit dem Blatt konnte Keramik auf verschiedene Weise bearbeitet werden, z.B. beim Ausdrehen von Gefäßfüßen .Ebenso ist denkbar, dass damit Späne aus der Oberfläche eines noch ungebrannten Gefäßes geschnitzt wurden (Kerbschnittverzierung). Diese Verzierungsart ist ab dem 3. Jh. n. Chr. beliebt. (BT) Leihgabe der GDKE Speyer / Grabungsbüro Rheinzabern

Reliefschüssel mit partiell fehlendem Glanztonüberzug

Bei dieser Schüssel der Form Drag. 37 ist der Glanztonüberzug nicht vollflächig vorhanden. An einer Stelle fehlt er, hier ist der feine Ton des Gefäßkörpers gut sichtbar. Eine mögliche Erklärung für den fehlenden Glanztonüberzug ist, dass er durch ein Versehen stellenweise abgewaschen wurde, bevor das Gefäß gebrannt wurde (frdl. Hinweis A. Weigel). Die Bilderschüssel zeigt im Relief zwei Bildfeldstempel, die jedoch nicht lesbar sind. Insgesamt erscheint das Relief der Schüssel ungenau und ist oft nicht gut ausgeprägt. Zu erkennende Figuren sind eine Amazone, ein Secutor (Gladiator) und ein springender Hund. Die Schüssel ist nicht vollständig erhalten. Die gefundenen anpassenden Fragmente wurden nach ihrer Bergung geklebt. (BT) Leihgabe der GDKE Speyer / Grabungsbüro Rheinzabern

Großer Teller Drag. 18/31R mit Fingerabdrücken

Der große Teller mit seiner weit ausladenden Wandung ist eine typische Form für Rheinzabern. Charakteristisch ist der Omphalos-Boden, bei dem der Boden wie ein flacher Kegel zum Inneren des Tellers hin aufragt. Bei solchen großen Tellern wurde um den Omphalos herum häufig ein Ratterdekorkreis angebracht. Neben dem Ratterdekorkreis ist auch der Abdruck des Trennsands und des Standrings des nächsten Tellers zu sehen, der im Ofen in den vorliegenden Teller gestapelt gewesen war. Die Mitte des Bodens trägt den Namensstempel LAVNIO F. Stempel des Launio sind bisher ausschließlich für glatte Sigillata, also Teller und unverzierte Schälchen der Form Drag. 33, belegt. Seine Produkte wurden entlang des Limes, am Rhein (Vechten) und an der Donau (Budapest) gefunden (Hartley/Dickinson 2009, 27-28). Bei diesem Exemplar haben sich besonders gut die Fingerabdrücke des Töpfers an der Unterseite erhalten. Man sieht, wie der nur angetrocknete Teller am Standring gegriffen wurde, um ihn mit dem Glanztonüberzug zu versehen. Dabei hat der Töpfer seine Fingerabdrücke im Glanzton hinterlassen. Erst danach folgte der Brand, der die Spuren in das Gefäß einbrannte. Der Teller ist nicht vollständig erhalten und wurde teilweise ergänzt. (BT) Leihgabe der GDKE Speyer / Grabungsbüro Rheinzabern

REGINVS-Formschüssel

Die Formschüssel ist fast vollständig erhalten. Der Wulst an der Außenseite diente der besseren Handhabung bei der Arbeit. In solchen Formschüsseln wurden reliefverzierte Terra-Sigillata-Schüsseln des Typs Drag. 37 hergestellt. Dafür wurde der Ton gegen die Innenseite der Schüssel gedreht, er drückte sich dabei in die eingestempelten Figuren. Durch die Materialschwindung beim Trocknen des Tons lies sich die in der Formschüssel gedrehte Schüssel später entnehmen. Ein mit einem vierkantigen Instrument eingestochenes Loch im Boden der Formschüssel erleichterte das Entnehmen des Bilderschüsselrohlings. Die Formschüssel ist im Bildfeld mit der Angabe "REGINVS FECIT" gestempelt. Der Stempel gehört nach Hartley/Dickinson 2011, S. 261 zur Form 1a des Reginus xi. Das Muster zeigt Medaillons mit abwechselnden Figuren. Das Bildfeld ist 7,2 cm hoch und schließt oben mit einem Eierstabmotiv ab. (BT) Leihgabe der GDKE Speyer / Grabungsbüro Rheinzabern

Ziegel einer Brunneneinfassung

Der als Kreissegment geformte Ziegel gehörte zu einer Brunneneinfassung. Solche Segmentziegel für Brunneneinfassungen treten in Rheinzabern häufig auf. (BT) Leihgabe der GDKE Speyer / Grabungsbüro Rheinzabern

Niedriger Brennständer

Der niedrige Brennständer wurde für den Brand von Terra-Sigillata-Gefäßen verwendet und sorgte im Brennofen für den nötigen Abstand. Er wurde bei Ausgrabungen im Bereich 24 Morgen in einer Grube in einer Werkhalle gefunden. (BT) Leihgabe der GDKE Speyer / Grabungsbüro Rheinzabern

Ädikula eines Larariums

Die Ädikula (Giebel) eines Larariums (Hausaltars) ist dreieckig gestaltet. Das Gesims ist profiliert wiedergegeben, im Bildfeld ist mittig ein geflochtener Kranz mit wehenden Bändern dargestellt. An den Seiten des Giebels sind Zungen angedeutet, die allerdings abgebrochen sind. Solche Lararien wurden in römischer Zeit im Haus aufgestellt, um um die Gunst der Hausgötter (Laren) und der Familiengottheiten zu bitten. In den kleinen Tempelchen befanden sich häufig Götterstatuetten aus Bronze oder Ton. (BT) Leihgabe der GDKE Speyer / Grabungsbüro Rheinzabern

Merkur-Statuette

Merkur war in der Antike der Gott der Händler. Die kleine bronze-Statuette ist fein ausgearbeitet: Gut sind der Flügelhelm und der Beutel mit Münzen erkennbar. Die Statuette ist aus Bronze gegossen und hat eine dunkelgrüne bis braune Patina. Der Heroldstab in der linken Hand fehlt. Die Gesichtszüge und Haarlocken sind fein gearbeitet. (BT) Leihgabe Slg. Bauer

Fünf-Götter-Relief

Das Relief wurde im Dezember 1979 bei Flurbereinigungsarbeiten gefunden. Es ist aus Sandstein gefertigt, der durch Verwitterung zahlreiche kleine Vertiefungen zeigt. Zu sehen sind fünf Götterfiguren, zwei davon sitzend und drei stehend. Die Götter lassen sich durch Kleidung und Attribute gut identifizieren. Von links nach recht sind dargestellt: Apollo, Minerva, Fortuna, Vulcan und Merkur. Diese Auswahl der Götter ist für tabernae als Töpferort charakteristisch. Apollo ist, abgesehen von seinem Mantel, nackt und hält einen Bogen in der linken Hand, seinen Ellbogen hat er auf einen Dreifuß gestützt. Minerva trägt auf ihrer Kleidung das Gorgoneion auf der Brust und lässt ihre linke Hand auf einem kleinen Rundschild ruhen. Zu ihren Füßen sitzt ein Käuzchen. Fortuna steht hinter den beiden sitzenden Götterfiguren, nur ihre Büste ist im Relief zu erkennen. Sie präsentiert sich mit ihrem Füllhorn. Vulcan trägt eine Exomis (ein Arbeitergewand, das die Schulter frei lässt), Schuhe und eine Kopfbedeckung. In der rechten Hand hält er einen Stab (evtl. eine Fackel?), die linke ist auf Hammer und Amboss gestützt. Merkur ist ebenfalls nackt, vermutlich trug auch er einen über die Schulter geworfenen Mantel. Mit seiner rechten Hand hält er einen Geldbeutel, in der linken den Caduceus, einen geflügelten, von Schlangen umwundenen Stab. Viele Details waren in der Antike auf den Stein aufgemalt und sind heute verloren. Stilistische Parallelen lassen eine Datierung der Herstellung des Reliefs im zweiten Jahrzehnt des 3. Jahrhunderts n. Chr. zu. (Bauchhenß 1981) Bei der Bergung war das Relief in mehrere Stücke gebrochen. Für die Präsentation wurden diese wieder zusammengefügt. Die Beschädigungen an den Köpfen der dargestellten Götter hingegen sind älter und stehen wohl im Zusammenhang mit dem Ende des Glaubens an diese Götter und dem Vergraben des Reliefs. (BT) Leihgabe der GDKE Speyer / Grabungsbüro Rheinzabern

Abdruck einer genagelten Schuhsohle auf einem Ziegel

Der ursprünglich rechtwinklige Ziegel war in einem Ofen verbaut. Auf seiner Oberseite hat sich der Abdruck eines genagelten Schuhs erhalten. Der Abdruck muss in den Ziegel gekommen sein, als er vor dem Brennen zum Trocknen auslag. Es lässt sich erkennen, dass jemand mit dem rechten Fuß auf den Ziegel getreten war. Maße des unvollständigen Abdrucks: Länge 18 cm, Breite 7,5 cm. (BT) Leihgabe Slg. Satter

Hoher Trockenständer

Der hohe, zylinderförmige Ständer wurde bei der Herstellung von Gefäßen genutzt. Rau 1977, S. 50 deutet ihn als Trockenständer für frisch gedrehte Gefäße. Dafür wurden die Gefäße verkehrt herum auf den Trockenständer gestülpt. Der Trockenständer ist in mehrere Teile zerbrochen und liegt nicht komplett vor. Die einzelnen Fragmente wurden nach der Ausgrabung zusammengeklebt. (BT) Leihgabe der GDKE Speyer / Grabungsbüro Rheinzabern

Schuhnagel

Eiserner Schuhnagel, Kopf kegelförmig (abgearbeitet), Nagelschaft vierkantig ausgeschmiedet. Der eiserne Schuhnagel steckte einst mit vielen weiteren in der Sohle eines Lederschuhs. Man sieht noch deutlich, wie der Schaft umgeschlagen wurde, um fest in der Sohle zu sitzen. Die Nägel sorgten für den nötigen Halt und verhinderten, dass der Träger ausrutschte. Genagelte Schuhe waren in römischer Zeit beim Militär und bei Zivilisten üblich. Schuhnägel fielen häufig aus und gingen verloren. (BT) Leihgabe der GDKE Speyer / Grabungsbüro Rheinzabern

Ring mit Mars-Darstellung

Eisenring mit roter Gemme. Die Gemme zeigt eine Darstellung des römischen Gottes Mars. Er ist nach links gewandt und trägt einen Helm. In der einen Hand trägt er einen Speer, mit der anderen hat er vermutlich ein Trophaion geschultert. (BT) Leihgabe der GDKE Speyer / Grabungsbüro Rheinzabern

Schuhsohlenfibel

Fibel in Form einer Schuhsohle. Deutlich ist die in Emaille angefertigte Verzierung zu erkennen, die mit Punkten die einzelnen Schuhnägel widergibt. Die Trägerplatte wurde aus Bronze gegossen, wobei der glatte Rand nach oben gezogen ist und einen Rahmen für die Emaille-Arbeit ergibt. Im dunkelroten Emaille sind mit andersfarbigen Punkten Schuhnägel angedeutet, jedoch ist die Füllung aus den Grübchen ausgefallen. An der Unterkante der Fibel - hier die Ferse der Schuhsohle - ist ein Ring mitgegossen. Beim vorliegenden Objekt ist der Ring nicht mehr vollständig erhalten. Auf der Rückseite befindet sich ein Backenscharnier mit einer Nadel, die zum Schließen in eine Arretierung eingehakt wird. Der Scharnierstift ist aus Eisen. Solche Fibeln wurden verwendet, um ein Gewand zu verschließen. Vermutlich gehörte die Schuhsohlenfibel zu einem Frauengewand, das auf beiden Schultern geschlossen wurde. Wenn die Schuhfibeln paarig getragen wurden, konnte man in die Ringösen an der Ferse der Fibel eine Kette einhaken, die die beiden Fibeln verband. (BT) Leihgabe der GDKE Speyer / Grabungsbüro Rheinzabern

Circus-Schüssel

Die Schüssel vom Typ Dragendorff 37 mit angesetztem Standring zeigt einen ganz besonderen Dekor im Relief. Zu sehen sind Szenen eines Wagenrennens, wie es in der Antike im Circus stattgefunden hat. Vier Gespanne konkurrieren um den Sieg. Dabei sind auch wichtige Elemente des Circus wie der Rundenzähler mit seinen sieben Stangen und die zwei Wendemarken wiedergegeben. Auch an das Publikum wurde gedacht: Über den dahineilenden Quadrigen sind sitzende Personen dargestellt, neben ihnen kleine Genien. Eine Figur eines Flötenbläsers wird als Signalgeber eingesetzt. In den Reigen mischen sich verschiedene Tiere. Deutlich treten die in die Formschüssel eingeritzten Beischriften zum Geschehen des Wagenrennens hervor: "VEN", "PRA" und "PRAVICIT". Damit werden die Parteien des Wagenrennens bezeichnet: die Blauen (veneta) und die Grünen (prasina), wobei die Grüne Partei siegte (pra vicit). Die Farben bezeichneten die verschiedenen Rennställe, wobei die Roten und die Weißen häufig nicht ins Gewicht fielen. Im Bildfeld ist die Schüssel mit dem spiegelverkehrten Stempel CERIALIS F versehen. Der Rundenzähler ist frei gearbeitet. Ebenso freihändig wurden die Inschriften in die Formschüssel geritzt. Die übrigen Figuren wurden mit Punzen in die Formschüssel eingedrückt. Nach dem Brand wurde die Schüssel mit einem Graffito versehen, vermutlich einer Besitzerinschrift. So ist unter dem Bildfeld der Name CIAMATVS zu lesen. Die vollständig erhaltene Schüssel ist im inneren stark abgearbeitet, wurde also häufig genutzt. (BT) Leihgabe der GDKE Speyer / Grabungsbüro Rheinzabern

Kaufmannsche Fälschung: Urne mit Deckel

Die sogenannte "Ascheurne" mit Deckel ist figürlich verziert. An den Seiten des hohl gearbeiteten Gefäßkörpers sind Reliefs eingearbeitet. Sie zeigen Minerva mit Helm und Schild, Fortuna mit dem Füllhorn, Merkur mit Flügelhelm, Geldsack, geflügeltem Schlangenstab, Hahn und Käuzchen, Vulkan in Exomis und Schuhen mit Kappe und Hammer. Auf dem rechteckigen Deckel ist ein ruhender Stier dargestellt, der um seine Körpermitte ein Band trägt. Im Vergleich fällt der direkte Bezug der Götterfiguren zu dem 1829 in Rheinzabern gefundenen Sandsteinrelief mit der Darstellung der Fünf Götter Apollo, Fortuna, Vulkan, Minerva und Merkur auf. Das Relief wurde 1834 von Kaufmann an den Historischen Verein der Pfalz verkauft. Die Figuren der Urne gleichen denen des Reliefs in vielen Details, vor allem aber in der exakten Positur der Figuren. Kaufmann scheint das Relief abgeformt zu haben. Das bestätigt die Untersuchung von zwei Halbreliefs mit Fünfgötterdarstellung aus Kaufmanns Werkstatt, die sich heute im Historischen Museum der Pfalz in Speyer befinden (Hissnauer/Thomas 2011, Kat.-Nr. 1a-13, Seite 50-51, sowie Kat.-Nr. 1a-14, Seite 52). Für die Urne hat Kaufmann die Model von vier Göttern des sog. Fünfgötterreliefs einzeln weiterverwendet. So erklärt sich auch der teils große Freiraum auf den Bildfeldern der Urne und die seltsam anmutende Körperhaltung: Ursprünglich nahmen die Figuren Bezug aufeinander, dieser ist durch die isolierte Darstellung aber verloren gegangen. Kaufmann hat die Model oder die ausgeformten Figuren nachbearbeitet: Gerade Details der Gewänder unterscheiden sich vom Original, beispielsweise bei der Darstellung der Minerva. Das Käuzchen, das als Symboltier eigentlich der Minerva zugeordnet ist und das im Original-Sandstein-Relief links von ihr abgebildet ist, wurde von Kaufmann kurzerhand auf ihre (vom Betrachter aus gesehen) rechte Schulter versetzt. In der Abformung für die Urne findet es sich jedoch - thematisch unpassend - im Bildfeld des Merkur wieder, der im Fünfgötterrelief rechts neben ihr zu finden ist. Bei der Abbildung der Fortuna fällt die insgesamt fülligere Ausführung auf. Das Objekt ist als Fälschung zu bewerten. Der Deckel ist leicht bestoßen (ein Horn des Stiers fehlt), eine Ecke abgebrochen und angeklebt. Die Urne ist vollständig erhalten. (BT) Leihgabe des HMP Speyer.

Grabstele des Meththillius

Die hohe, schmale Grabstele aus gelbem Sandstein wurde 1909 von Wilhelm Ludowici im südlichen Urnengräberfeld im Gewann 24 Morgen gefunden. Der untere, nicht geglättete Teil der Stele war früher in die Erde eingegraben. Unter einem verzierten Giebel ist ein Inschriftenfeld zu sehen, das von einer Kordel gerahmt und von einer Girlande abgeschlossen ist. Die Inschrift lautet: MEDDILLIO RVFI F ET VANATAX TAE ET IOINI CORIGI CONIVX PACATA ET V ITALIS FEC Hier sind die Namen der Verstorbenen genannt: Meththillius, Sohn des Rufus, Vanataxta und Ioincorix. Die Stele wurde in der Mitte des 2. Jh. n. Chr. von Meththillius' Ehefrau Pacata und von Vitalis gestiftet. Die Namen der drei Verstorbenen sind keltischen Ursprungs, besonders die spezielle Schreibweise des durchgestrichenen "D" zeigt die Verbindung zum keltischen Sprachraum. Die Namen Ioincorix und Vitalis sind in Rheinzabern durch Namensstempel als Töpfer bestätigt, gleiches gilt für einen Pacatus. Im Giebelfeld befindet sich eine einfach gearbeitete Darstellung, die verschieden gedeutet wird. Während Ludowici 1912 und Wiegels 1989 darin drei sitzende Figuren sehen, erwägt Ditsch 2011 auch wegen der beruflichen Nähe der Genannten eine Interpretation als Töpferöfen. (BT) Leihgabe des HMP Speyer

Ungebrannte Terra Sigillata mit rotem Glanztonüberzug

Das ungebrannte Halbfabrikat zeigt im Scherben die typische graugrüne Farbe des getrockneten Rheinzaberner Arbeitstons. Die Oberfläche zeigt jedoch Spuren eines rötlich-braunen Überzugs. Die Farbe des Überzugs ist ein Hinweis darauf, dass der Ton für den Glanztonüberzug vor dem Herstellen der Engobe erhitzt worden sein könnte. Die ungebrannten Gefäße wurden dann in diese Engobe getaucht. Das Fragment wurde gemeinsam mit weiteren Fragmenten ungebrannter Terra Sigillata in der Verfüllung eines Töpferscheibenstandorts gefunden, stammt also aus dem Arbeitsbereich eines römischen Terra-Sigillata-Töpfers. Man kann auf den Fragmenten noch Reste der Barbotine-Verzierung in Form von Linien und herzförmigen Motiven erkennen. Vermutlich gehörten die Stücke zu einer Reibschale, deren Rand mit einem Muster in Barbotine-Malerei verziert war. (BT) Leihgabe der GDKE Speyer / Grabungsbüro Rheinzabern

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