Das Bildnis zeigt Maria Anna Victoria von Bayern (1660-1690) im Jahr ihrer Verheiratung (1680) mit Louis de Bourbon (1661-1711), dem Sohn Ludwigs XIV. und damit Dauphin, also Thronfolger von Frankreich. Die bayerische Prinzessin rückte als "La Grande Dauphine" zur ranghöchsten Dame nach der Königin am französischen Hof auf. Sie galt als geistvoll und gebildet und sprach neben Deutsch auch Französisch und Italienisch fließend. Ihre Mutter, Henriette Adelheid von Savoyen, durch ihre Heirat mit Ferdinand Maria von Bayern Kurfürstin von Bayern, hatte ein großes Augenmerk auf eine künstlerische und musikalische Erziehung gelegt. So dichtete, malte und sang die Prinzessin und spielte zudem Harfe und Cembalo. Sie hatte drei Söhne: Ludwig (1682–1712) war Dauphin von Viennois und Herzog von Burgund, Philipp (1683–1746) wurde als Philipp V. König von Spanien und damit erster spanischer Herrscher aus dem Hause Bourbon und Karl (1686–1714) war Herzog von Berry. Maria Anna Victoria starb nur 29-jährig und wurde in Saint-Denis in Paris bestattet.
Der Stich stammt von Nicolas de Larmessin, einem französischen Kupferstecher und Drucker, der bekannt für seine zahlreichen Fürstenporträts insbesondere aus dem französischen Königshaus war. Charakteristisch für viele seiner Bildnisse sind die ovalen Porträtmedaillons, die von einem vielfach gewellten Band bekrönt und unten vom jeweiligen Wappen des Porträtierten ergänzt werden. [Johanna Kätzel]