Original: Deutsch
National-Verlag
Aktien-Gesellschaft
Karlsruhe i. B.
Markgrafenstraße 46 :-: Fernspecher 117
Bankkonto: Vereinsbank Karlsruhe
Sehr verehrter Herr!
Sie werden gebeten, nachfolgende Ausführungen zur Kennt -
nis zu nehmen und unsere Bestrebungen zu unterstützen.
Die National-Verlag-Aktiengesellschaft
in Karlsruhe wurde gegründet durch:
1) Confidentia, Treuhand- und Revisions-Aktiengesell-
schaft in Heidelberg, vertreten durch Georg Söhner, Kauf-
mann in Heidelberg.
2) Johanna Richter, Oberzahlmeisterswitwe, M. d. L. in
Heidelberg,
3) Dr. Bruno Ziegler, Rechtsanwalt und Stadtverordneter
in Karlsruhe.
4) Ferdinand Lang, Glasermeister und Stadtverordneter in
Karlsruhe,
5) Hans Waldemar Reiff, Buchdruckereibesitzer und Stadt-
rat in Karlsruhe.
Der Letztere wurde zum vorläufigen Vorstand gewählt, die
anderen Gründer bilden den vorläufigen Aufsichtsrat
Z weck der Gesellschaft ist:
1) Herausgabe von Zeitungen.
2) Herausgabe und Vertrieb von Büchern und Zeitschriften.
3) Ankauf von Druckereien und Beteiligung an solchen.
Die Richtung der herauszugebenden Druckschriften geht
aus beiliegendem Aufruf hervor. Gedacht ist ein Zusammenfassen
möglichst vieler nationaler Unternehmungen und Schaffen eines
Organisationszentrums hierfür
Die vielseitigen Aufgaben, die sich die National-Verlag
A.G. gestellt hat, können nur nach und nach jeweils nach Maßgabe
der vorhandenen Mittel gelöst werden.
Das Stammkapital in Höhe von 10 Millionen Mark ist von
den Gründern bar eingezahlt worden. Davon wurden 7 Millionen
Mark als Namensaktien. 3 Millionen Mark als Inhaberaktien aus-
gegeben.
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Die Namensaktien sind mit einem 50fachen Stimmrecht
versehen, um zu verhindern, daß durch Ueberstimmung eine Aende-
rung in der Richtung erfolgen kann. Die Namensaktien sind nur
inbezug auf das Stimmrecht bevorzugt, nicht aber bei der Gewinn-
verteilung.
Die Gründer haben beschlossen, unter Berücksichti-
gung der verschiedenen Landesteile, der Berufsstände und beider
christlicher Konfessionen, eine Anzahl der in beiliegendem Auf-
ruf Unterzeichneten zuzuziehen und unter diesen und den Gründern
die Namensaktien gleichmäßig zu verteilen, damit jede einsei-
tige Beeinflussung des Unternehmens vermieden wird. In gleicher
Weise soll bei der Wahl des endgültigen Aufsichtsrats verfahren
werden.
Im übrigen entspricht der Gesellschaftsvertrag den gesetz-
lichen und gebräuchlichen Bestimmungen.
Die National -Verlag A.G. will ihre Tätigkeit mit der Her-
ausgabe einer nationalenTageszeitung in Karlsruhe
beginnen. Zu diesem Zweck muß das Stammkapital erhöht werden.
Erst wenn genügend Mittel vorhanden sind, um die Durchführung
sicher zu stellen, wird mit der Herausgabe begonnen.
Die Namen der Unterzeichner des Aufrufs bürgen für den Wert
und den Geist des Unternehmens. Es ist vaterländische Pflicht
jedes national Denkenden, seiner Überzeugung auch durch die
Tat Ausdruck zu verleihen, indem er Opfer für nationale Unter-
nehmungen bringt.
An Sie richten wir nun die Bitte, in Ihren Bekanntenkreisen
zu werben
und Gesinnungsgenossen zur Zeichnung von An-
teilen aufzufordern. Zu diesem Zwecke übermitteln wir Ihnen
Aufrufe und Zeichnungslisten, von denen Ihnen jederzeit so viel
Sie wünschen zur Verfügung stehen.
Da uns daran liegt, sobald als möglich zu beginnen, bitten
wir Sie, mit der Werbung sofort zu beginnen. Die Zeichnungs-
liste wollen Sie uns bitte baldmöglichst zukommen lassen. Zur
Deckung Ihrer Auslagen vergüten wir Ihnen auf Wunsch gerne bis
zu 5% des auf Ihre Veranlassung gezeichneten Gesamtbetrags.
Da die Werbung nicht nur rasch, sondern auch umfangreich
einsetzen muß, bitten wir Sie um Angabe von Adressen solcher
Persönlichkeiten, von denen Sie annehmen, daß sie ebenfalls sich
für unser Unternehmen einsetzen werden.
In der angenehmen Hoffnung, bald von Ihrer erfolgreichen
Betätigung benachrichtigt zu werden, empfehlen wir uns
mit vorzüglicher Hochachtung
National - Verlag A. 6.
Original: Deutsch
- Persönliches Schreiben von Hans Waldemar Reiff -
Hans Waldemar Reiff
Inhaber der Buchdruckerei und Verlagsbuchhandlung J. J. Reiff
Vorstand der National-Verlag-Aktiengesellschaft
Markgrafenstr. 46 Karlsruhe Fernsprecher 117
Sehr geehrter Herr!
Seit der Besprechung der Aktionäre der National-Verlag-A.G., auf Grund der die beiliegenden Drucksachen Ihnen zugehen, hat sich die Lage so plötzlich und weitgehend geändert, daß ich es für notwendig erachte, Ihnen darüber wenigstens meine persönliche Meinung noch rasch beizufügen.
Ueberall, wo Sie für unsere Sache werben wollen, wird Ihnen die an sich ganz natürliche Frage gestellt werden: Hat die Sache auch jetzt noch Zweck, ist sie jetzt überhaupt noch möglich?
Diese Frage möchte ich von vornherein bejahen, trotzdem nach meiner Ueberzeugung über die Zeitungen ganz allgemein eine schwere Krisis hereinbrechen wird, der viele, wenn nicht die meisten, zu erliegen drohen.
Man darf aber unser Unternehmen nicht in einen Topf werfen mit den Zeitungen der Richtungen, welche über mehr Blätter verfügen, als dem Bedürfnis der Leser entspricht. Ein Zuviel wird jetzt durch die Not zweifellos abgeschafft werden. Hunderte von Zeitungen der Linken und derer, die sich als zur Mitte gehörig bezeichnen, sind überflüssig und werden nicht mehr genügend Leser und vor allem willige Zahler finden.
Unsere Richtung hat kein Zuviel, sondern ein Zuwenig, hier ist unsere Richtung überhaupt nicht vorhanden. Die jetzigen Zustände, das hereinbrechende Chaos aber werden vielen, sehr vielen die Angen darüber öffnen, daß sie bis jetzt ans dem falschen Wege waren, daß sie zu uns gehören. Das Bedürfnis nach unserer Zeitung wird sich also nur steigern.
Die Mittel können aufgebracht werden, zumal dafür gesorgt ist, daß die eingehenden Gelder sofort, auch in kleinen Beträgen, wertbeständig angelegt werden. Papier steht zur Verfügung und kann auch in kleinen Mengen sofort übernommen werden.
Außerdem haben sich für die Schriftleitung, die den Verhältnissen entsprechend auch möglichst eingeschränkt werden wird, so hervorragende Kräfte zur Verfügung gestellt, die bereits anderweitig lange Jahre bei führenden nationalen Zeitungen tätig waren, daß wir die Garantie haben, unsere Zeitung wird den Lesern ganz besonderes bieten.
Heute mehr als je müssen gerade wir nationalgesinnten Leute den Kops oben behalten und dürfen uns nicht bange machen lassen. Es naht die Zeit, wo man unserer bedarf und uns nicht mehr verfolgt.
Mit der Vorbereitung für unsere Zeitung dürfen wir aber nicht erst beginnen, wenn uns die heute Regierenden zur Mithilfe aufrufen, sondern dann müssen wir bereits da sein, wir müssen diese Zeit herbeiführen helfen. Unserer Sache gehört die Zukunft, von uns kommt der Aufstieg des Vaterlandes, darum wird auch unsere Zeitung eine große Zukunft haben. Drum mutig dran!
Mit deutschem Gruß!
Hans Reiff.