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Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir Schriftgut Schriftgut - Flugblatt [2022/0153/047]
https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/resources/documents/202203/21104136766.pdf (Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir (CC BY-NC-SA)
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Aufruf Das Vaterland über der Partei!

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Beschreibung

Ein gewisser Hans Waldemar Reiff, Inhaber der Buchdruckerei und Verlagsbuchhandlung J. J. Reiff und Vorstand der National-Verlag-Aktiengesellschaft hat 2 Anschreiben sowie einen 4-seitigen Aufruf mit dem Titel "Das Vaterland über der Partei!" verschickt, in dem er darum wirbt, Anteile zu zeichnen.

Grunddafür ist die Gründung einer national gesinnten Tageszeitung, deren Grundzüge im 4-seitigen Aufruf dargelegt sind.
Der Aufruf ist ein "Lehrstück", wie mit Hilfe der Presse national(sozialistisches) Gedankengut verbreitet werden soll.

Der gesamte Wortlaut ist unter Transkript/Abschrift einzusehen.

Die Begleitschreiben siehe 2022/0153/048

Material/Technik

Papier / Schwarzweissdruck

Maße

Länge: 30,3 cm, Breite: 22,2 cm, Stückzahl: 4

Abschrift

Original: Deutsch

Das Vaterland über der Partei! Die Presse macht heute die öffentliche Meinung. Die durch die Presse gemachte öffentliche Meinung wählt die Parlamente und hat somit Einfluß auf die Regierung und alle Behörden. Sie wirkt aber auch bestimmend auf den Geist der Leser, also des deutschen Volkes, denn die Masse glaubt, was sie immer wieder zu lesen bekommt. Die Presse in Deutschland ist fast ausschließlich international gesinnt, erfüllt vom Mammonsgeist. Sie gehört den Mehrheitsparteien, an deren Geist und Taten sie keine Kritik übt. Die Sozialdemokratie ist opferwillig und hält durch Terror die Arbeiter fest. Die Demokratie, nur mehr schwach an Zahl, hat durch ihre Presse den größten Einfluß. Der Mammonismus schützt sich und sein Geld eben durch Geldausgaben für die Presse. Das Zentrum erhält seinen Einfluß ebenfalls durch zahllose Blätter. Internationalismus ist der Gegensatz von Nationalismus. Jedes Volk aber, das sein nationales Bewußtsein, seine völkische Eigenart verliert, muß untergehen. Die Auswüchse und die Ueberhebung des Judentums vernichten unsere völkische Eigenart und müssen daher beseitigt werden. Die öffentliche Meinung kann sich nicht ändern, solange die internationale Presse uns beherrscht. Die nationale Presse aber liegt im Argen, ist unentwickelt und einflußlos, weil unsere national gesinnten und christlichen Kreise keine Opfer für sie bringen wollen. Gegen Feuer, Wasser, Diebstahl, Hagel, Seuchen versichert sich jedermann. Eine großzügige nationale Presse ist Versicherung gegen Verseuchung der öffentlichen Meinung, gegen schädliche Steuergesetzgebung, gegen marxistische Enteignung, gegen Knebelung des deutschen Geistes. Jede Ausgabe für die nationale Presse macht sich bezahlt, denn sie kann durch unerschrockene Kritik, durch furchtloses Eintreten für die Wahrheit aufklärend wirken und so auf die öffentliche Meinung, auf Wahlen, auf Behörden und Regierung einwirken. - Seite 2 - Gegenwehr der national denkenden Bürger ist notwendig, um deutsches Empfinden wach zu halten und neu zu erwecken. Es ist feig, hierbei der damit eng verknüpften Judenfrage auszuweichen. Hierbei müssen alle nationalen Kreise zusammenwirken. Wir brauchen eine Volksgemeinschaft anstelle des Klassenkampfes, wir müssen den Zusammen- hang aller Stände untereinander erkennen, das Gemeinsame betonen. Jeder Bau fängt mit dem Keller an, nicht mit dem Dach. So kommt zuerst die Gemeinschaft des eigenen Volkes, bevor wir uns mit anderen Völkern verbrüdern, zumal wenn diese selbst uns feindlich gesinnt sind. Will sie dieser Gemeinschaft dienen, dann muß die Presse unabhängig sein von Parteien, Klassen, Berufsgruppen und Geldgebern. Gesprochen wurde hierüber schon viel, jedoch fehlte es an Taten. Wer aber zu keiner Tat, zu keinem Opfer sich entschließen kann, hat nicht das Recht, mit den bestehenden Zuständen unzufrieden zu sein. Am 4. Juli wurde in Karlsruhe die „National - Verlag" A. G. gegründet. Zweck der Gesellschaft ist: 1. Herausgabe und Vertrieb von Zeitungen, 2. „ „ „ „ Büchern und Zeitschriften, 3. Ankauf von Druckereien und Beteiligung an solchen. Die Namen der Gründer bürgen für die Richtung der National-Verlag A. G., die ihre verschiedenen Aufgaben nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden Mittel durchführen will zum Heil unseres deutschen Vaterlandes, unseres Volkes, der christlichen Weltanschauung. Beginnen will die National-Verlag A.G. mit der Herausgabe einer nationalen Tageszeitung in Karlsruhe. Das Wagnis ist nicht so groß als es scheint, denn es ist ein starkes Bedürfnis nach einer derartigen Zeitung vorhanden. In Baden haben wir etwa 1 1/4 Million Wahlberechtigte, davon in Karlsruhe allein etwa 88000. Etwa 1/4 davon hat schon bei der letzten Landtagswahl rechts gewählt. Rechnet man dazu die vielen, die zwar in Unkenntnis der Dinge anders gewählt haben, aber doch im Herzen gut deutsch gesinnt sind, so haben wir eine stattliche Zahl derer, die als Leser für unsere Zeitung inbetracht kommen. Zeit ist Geld, nicht nur in Amerika. Wer durch sorgfältige Auswahl und Bearbeitung des Stoffes dem Leser Zeit spart, erntet Dank und findet Beifall. Geistesarbeit aber ist billiger als Papier. Eine Zeitung, die nicht durch Papiermassen, sondern durch Gehalt wirkt, hat Keine schlechten Aussichten, wenn sie mit genügenden Mitteln versehen ist. - Seite 3 - Sorgfältige Vorarbeiten sind geleistet und es kann begonnen werden, sobald die Mittel zur Verfügung gestellt werden. Darum fordern die Unterzeichneten alle nationalen Kreise auf, diese Mittel zu schaffen durch Zeichnen von Anteilen an der National-Verlag A. G., damit das deutsche Volk wieder fühlen lernt wie der Dichter: „Ich bin geboren deutsch zu fühlen", „Bin ganz auf deutsches Denken eingestellt," „Erst kommt mein Volk, dann all die andern Vielen," Erst meine Heimat, dann die Welt!" Graf von und zu Bodman Majoratsherr in Bodman. Bommarius Werkmeister in Mannheim. Deetken, Fr. Mühlenbesitzer in Mosbach. Fischer, Bürgermeister und Landwirt M. d.R. u. M. d.L. in Meissenheim. Frank Verbandsbeamter in Karlsruhe. Dr. Hannemann, Landgerichtsdirektor, M. d. L. in Mannheim. Hettler, Bürgermeister Landwirt in Adelshofen. Kammerer, Albert Landwirt u. Kaufmann in Graben. Müller, Friedrich Gipsermeister in Ettlingen. Reiff, Hans Buchdruckereibesitzer und Stadtrat in Karlsruhe. Richter, Johanna Oberzahlmeisters-Wwe., M. d. L. in Heidelberg. Schneider, August Handlungsgehilfe, M. d. L. in Mannheim. Laade, Albert Handlungsgehilfe Lang, Ferdinand Glasermeister Meythaler, Obergeometer in Karlsruhe. in Karlsruhe. Schröder Arbeitersekretär in Pforzheim. Söhner, Georg Kaufmann in Walldürn. Stumpf, Oberpostsekretär in Konstanz. Sturm, Maria Gärtnerin in Ueberlingen. und Stadtrat in Mosbach. Weck Kunstmalerin in Mannheim. - Seite 4 - Die Gründer der National-Verlag A. G. denken sich folgendermaßen den Inhalt der in Karlsruhe herauszugebenden Tageszeitung. Der Wiederaufbau unseres deutschen Vaterlandes soll gefördert werden durch Aufklärung über deutsches Denken und Empfinden. Dies geschieht einerseits durch Belehrung aus allen wichtigen Gebieten, andererseits durch Bekämpfung alles undeutschen. Um überall verstanden zu werden, müssen alle Aufsätze leicht verständlich, kurz und bündig sein. Wo kritisiert und gekämpft werden muß, geschieht dies vornehm und sachlich, jedoch energisch und gut deutsch. Vor undeutschem Geist Deutscher darf nicht Halt gemacht werden. Bestrebungen nach Aenderung bestehender Verhältnisse erfolgen nur auf gesetzmäßigem Weg, wie ihn die deutsche Verfassung gestattet, denn solche Aenderungen haben nur Sinn, wenn sie aus der inneren Ueberzeugung des deutschen Volkes heraus geboren werden. Will eine Zeitung auf die Allgemeinheit des Volkes wirken, so darf sie sich nicht nur an einige wenige wenden, sie muß vielmehr auch die Fernstehenden erreichen, indem sie Einseitigkeit vermeidet, vor allem nicht durch parteimäßige Abstempelung von vornherein für viele abstoßend wirkt. Da das Beste als geistige Nahrung für unser deutsches Volk gerade gut genug ist, dürfen nur besonders befähigte Schriftleiter angestellt werden und zwar in genügender Zahl, damit sie den ganzen Inhalt der Zeitung sorgfältig durcharbeiten können. Der politische Leitartikel ist die Seele einer Zeitung. Parlamentsberichte sollen kurz das wesentliche bringen, stenographische Berichte sind Raum- und Zeitverschwendung. Hervorzuheben sind nationale Redner. Allgemeine Belehrung aus allen Gebieten der Politik und Volkswirtschaft ist wichtig, ebenso Berichte über das Parteileben. Bei wichtigen Ereignissen ist auch kurz die Stellungnahme führender Zeitungen anderer Richtungen bekannt zu geben. Der Volksgemeinschaft, dem gegenseitigen Verständnis dient Belehrung über die einzelnen Berufsarten und deren inneren Zusammenhang. Ist dem Städter an sich die Tageszeitung größeres Bedürfnis als dem Landmann, so hat letzterer wiederum das größte Interesse, in der Stadt Verständnis für seine Mühe und seine Sorgen zu erwecken. Besondere Aufmerksamkeit soll der Pflege des Deutschtums, der Heimatliebe und der Persönlichkeit gewidmet werden. Kirche und Schule, Kunst und Wissenschaft, Theater und Musik gehören zu den regel- mäßig zu behandelnden Gegenständen. Die Körperbewegung, also Turnen und Sport, haben seit Aufhören der allgemeinen Militärdienstpflicht erhöhte Bedeutung gewonnen. Ein Tagesanzeiger über die empfehlenswerten Veranstaltungen, Briefkasten, Bücherschau sollen Vielseitigkeit gewährleisten. Der Unterhaltung darf nur das beste der deutschen Literatur dienen. Hier ist der Reichtum der alten deutschen Literatur zu erschließen, das Neue nur soweit zu berücksichtigen, als es seiner wirklichen Bedeutung entspricht. Neben den amtlichen Bekanntmachungen sollen die Inserate nicht besonders bevorzugt werden, sie dürfen auf keinen Fall dem Text und dem Geist unserer Zeitung widersprechen, der Geldverdienst darf für deren Aufnahme nicht maßgebend sein. Druckerei J. J. Reiff, Karlsruhe
Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Objekt aus: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Der über 2000-jährigen Tradition des Weinbaus in Bad Dürkheim entsprechend, ist das Stadtmuseum in einem ehemaligen Weingut untergebracht. Auf über...

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