Original: Deutsch
und
HEIMATMUSEUM Bad Dürkheim, 7. 2. 38
An
Herrn Hauptstabsleiter Lang, Kaiserslautern.
( Persönlich )
Sehr geehrter Herr Lang! Hauptstabsleiter!
Sie erinnern sich gewiss, und hoffentlich auch gerne, an Ihren
letzten Besuch in Bad Dürkheim. Sie sassen mit mehreren Herren, darun-
ter auch Herr Dr. Sprater, bei Bachmeyer, wozu später auch ich mich
gesellte. Die Rede kam auch auf den Brunholdisstuhl, und in deren Ver-
lauf haben Sie ein schwerwiegendes Wort ausgesprochen, zu dem Sie sich
doch wohl auch bei grellem Tageslicht bekennen werden, ich wünsche es
mir jedenfalls sehnlich.
Doch lassen Sie mich von ganz vorne anfangen. Die Ausgrabungen
am Brunholdisstuhl und in der Heidenmauer werden künftighin ausschliess-
lich von der Reichsführung SS durchgeführt werden, sie hat die in Fra-
ge kommenden Oertlichkeiten in dauernde Pacht genommen. Der Grung liegt
darin, dass der Brunholdisstuhl auf deutschem Boden die weitaus wich-
tigste Anlage für die Erkenntnis der germanischen Glaubensvorstellun-
gen darstellt. Sämtliche bisherigen Funde, deren Bearbeitung sich die
RFSS vorbehalten hat, werden im hiesigen Heimatmuseum verwahrt, entspre-
chend der Auffassung des Reichsführers SS, dass vorgeschichtliche Fun-
de möglichst am Fundort verbleiben sollen. Bis Anfang März- die
gewaltigen politischen Neuordnungen im Reich bedingten eine Verschie-
bung-ist der Besuch des Reichsführers Himmler zu erwarten.
Aus diesem Anlass hat der Beauftragte desselben, Herr Prof. Dr. Langss-
dorf, erklärt, die museologische Darstellung der Brunholdisstuhl-
anlage und der Funde müsse den Anforderungen der RFSS standhalten, die
Räumlichkeiten seien würdig herzurichten, die Funde in neuer Bearbei-
tung darzustellen. Dem Leiter des Museums wurde als Angehörigen der
Schutzstaffel die Durchführung der Arbeiten zur Auflage gemacht. Die
Neugestaltung wurde auf diesen Befehl hin sofort in Angriff genommen
und wird bis zum Besuch des Reichsführers abgeschlossen sein. Aller-
dings ist die Finanzierung der Arbeiten noch keineswegs sichergestellt.
Die Material- und Handwerkerkosten belaufen sich auf 1000.-RM, etwa
850 sind ausgegeben, d.h. verbraucht, etwa 150 wären noch nötig.
Vom Verband der pf. Geschichts- und Altertumsvereine hat 320.-RM
zur Verfügung gestellt, der Rest steht noch aus.
Es ist bzw. war nicht möglich, sich den Wünschen der Beauftragten
und damit des Reichsfuhrers zu verschliessen, vielmehr musste ich da-
rin einen dienstlichen Befehl erblicken. Auch geht es nicht an, gerade
in dieser Sache bei Privatleuten, deren innere Haltung zu den Fragen
der germanisch-deutschen Vorgeschichte nicht feststeht, hausieren zu
gehen; die ganze Geschichte ist ohnedies durch Unberufene schon genug
diskreditiert worden. Darum habe ich es auf das freudigste begrüsst,
als Sie bei Ihrem Besuch hier vor 2 Wochen erklärten, den Restbetrag
aufbringen zu können. Sie wollten nochmals hierherkommen, um sich
über alles zu unterrichten, waren aber offenbar dienstlich verhin-
dert. Gelegentlich einer Sitzung in Kaiserslautern wollte ich Sie
aufsuchen, es wurde mir aber auf Ihrem Büro gesagt, Sie seien gera-
de beim Landesbauernführer. Da ich nun über den Stand der Arbeiten
berichten muss, wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn ich erfahren könn-
te, in welchem Umfang Sie hier weiterhelfen können.
Ich würde mich freuen, Ihnen hier an Ort und Stelle über den
Stand der Arbeiten berichten zu dürfen. Auch Kamerad Löhausen vom
Stab der RFSS, der die techn. Leitung der SS-Grabung in Händen hat,
wird Sie sehr gern durch die ganze Grabung führen und Sie über die
bisherigen Ergebnisse und das Ziel der weiteren Grabungen unterrichten.
Sie könnten sich dabei überzeugen, dass die germanische Reli-
gion um die Zeitwende eine urwüchsige Bauernreligion ist, die sich
auf Sonne und Jahreslauf, Licht und Finsternis, auf das ewige Stirb
und Werde, auf die Fruchtbarkeit gründet, - immerhin eine
sehr wesentliche Beziehung zum heutigen Bauerntum, so dass eine Un-
terstützung dieser Sache durch die Bauernschaft sehr wohl begründet
werden könnte. Ich weiss nicht, ob Sie nicht vielleicht die Notgemein-
schaft anzapfen wollen; dort dürfte man allerdings nicht auf die museo-
logische Darstellung des Materials abheben, denn dafür gibt man dort
kein Geld her, sondern auf die Neubearbeitung”, wenn es auch auf erste-
res herauskommt. Die eigentliche massgebende Bearbeitung ist ja Sache
unseres Rasse- und Siedlungshauptamtes. (Ich will Ihnen noch vertraulich
mitteilen, dass nach Kam. Löhausen Befehl von der RFSS vorliegt, Dr.
Sprater von den Ausgrabungen fernzuhalten. Dr. Spr. ist ja wissen-
schaftlich durchaus eine Autorität und einwandfrei, daran sind offen-
bar die Meinungsverschiedenheiten schuld, die der ganzen Sache nur
schadeten. Ich hielt es für meine Pflicht, Sie davon in Kenntnis zu
setzen).
Nun bitte ich um freundliche Nachricht. (Tel. 400). Am kommen-
den Mittwoch Nachm. bin ich auswärts in Heidelberg.
Mit (...) Heil Hitler!