Von 1797 bis 1815 gehörten die ehemals zum Deutschen Reich zählenden Gebiete auf dem linken Rheinufer zu Frankreich, zunächst als Teil der Französischen Republik, ab 1804 dann als Teil des Französischen Kaiserreichs. Mit den 1797 verabschiedeten Friedensverträgen von Campo Formio und Rastatt verlor auch die Freie Reichsstadtspeyer ihre Unabhängigkeit, wurde französisch und gehörte fortan zum Département du Mont-Tonnerre mit der Hauptstadt Mainz. Nach dem endgültigen Sieg über Napoleon 1815 musste Frankreich die linksrheinischen Gebiete nördlich des Elsass wieder abtreten. 1816 nahm Bayern, nach langwierigen Verhandlungen mit Österreich, die später Rheinkreis genannten Gebiete in Besitz.
Die Zeichnung des Speyerer Künstlers Ruland entstand 1798 als Vorzeichnung zu einem Kupferstich mit dem Titel „Pflanzung des Freiheitsbaums" (BS_0622). Etwas mehr als 18 Jahre später sah die städtische Szenerie in Speyer noch genau so aus, wie auf der Zeichnung. Auf der Hauptstraße waren viele Wunden der Niederbrennung der Stadt im Jahre 1689 kaum zu erkennen, überall sonst aber sah man immer wieder Ruinengrundstücke. Als eines der wenigen für die 1816 ankommenden Regierungsbehörden geeigneten Gebäude erwies sich das zweite Haus von vorne links auf der Hauptstraße, ein Lagerhaus für Tabak. Hofkommissar und Regierungspräsident Zwackh klagte im April nach München, das fragliche Gebäude habe weder Fenster noch reguläre Fußböden, sei aber günstig zu haben. [Ludger Tekampe]