Westerwald, erste Hälfte 19. Jh
grauer Scherben, frei gedreht, Kobaltbemalung
Literatur:
Baaden, "Das Kannenbäckerland und seine Ausstrahlungen" (1981)
Baumann, Mischler-Hoffmann, "Euler" (1993)
Fries, "Kurrimurri, Erinnerungen an die Kannenbäcker in Höhr-Grenzhausen" (1993)
v. Bock, u. a., "Katalog zur Ausstellung im Rhein. Freilichtmuseum Kommern" (1968/1969)
Zühlke, Dippold, Scheja "Westerwälder Gebrauchsgeschirr von der Mitte des 19.Jh.bis in die 1960er Jahre" (2008)
Zu der Form und der Verwendung des hier vorgestellten Kruges wurde unter Lfd. Nr. 107 schon Näheres ausgeführt. Bemerkenswert an diesem Krug ist die schwungvoll
ausgeführte Blaumalerei.
Wie an dem Objekt Lfd. Nr. 107 erstreckt sich auch hier die Dekoration über die ganze Höhe der Vorderseite des Kruges. Wenn den Malerinnen - es waren in der Regel Frauen - auch die Gestaltung schnell von der Hand ging, so ist doch anzunehmen,
dass Hersteller und Abnehmer neben dem Verwendungszweck auch einen gewissen ästhetischen Anspruch an das Gefäß stellten.
In vielen Fällen, bei denen es nur auf die Erfüllung des Zwecks ankam, wurde entweder sehr sparsam oder gar nicht dekoriert.
Bei diesem Krug wurde mit fetter Kobaltsmalte und vollgetränktem Quast dekoriert. Der Malquast bestand bis in
neuere Zeit aus ausgesuchten Schweinsborsten.
Weil die Malerei von dem weißtrockenen Scherben sofort aufgesogen wurde, war eine nachträgliche Korrektur der
aufgetragenen Farbe nicht mehr möglich.
Das heißt, dass jeder Strich sofort richtig sitzen musste, was von den Ausführenden Übung und große Fertigkeit erforderte.