Original: Deutsch
Herrn Christmann zu Dürkheim an d. Haardt
Mainz d. 19. October 1848
Zwar seit Jahren außer persönlicher Zusammenkunft, jedoch nicht ohne Rückerinnerung an unsere persönliche Bekanntschaft, bin ich in dem Fall, und so frei, ihre Güte in Anspruch nehmen zu müßen.
Seit 10 Jahren Schriftsteller, bin ich aufgefordert worden, eine Stantistik über das Weinareal, und die Weinerträgnisse des Königreichs Bayern zu entwerfen. Ich habe mehrere Materialien vor mir liegen, denen ich allen kein Vertrauen schenke. Als bewährter Oenolog weiß ich mich daher an Niemand besser zu wenden als an Sie, um genaue Wahrheit zu erfahren. Ich erlaube mir daher folgende Fragen aufzustellen:
1/ Wie viele Tagwerke, oder auch: wie viele Morgen Weinareal, oder Weinflächeninhalt hat die baierische Pfalz, nämlich die Haardt und die übrigen Theile der Pfalz; und wie viel dergleichen das übrige Königreich Bayern?
Wie viel nach der alten Vermaßung und wie viel nach der neuesten Vermaßung! In welchem Jahre hat letztere Statt gefunden?, und wie verhält sich – in Morgenzahl angegeben – der dortige Morgen gegen den hiesigen Rheinischen Morgen? letzterer hält 160 Ruthen
(Seite 2) 2/ Findet in der bayerischen Pfalz eine jährliche Aufnahme der Weincrescenzen statt? Und in diesem Falle, wie viel hat die Haardt und der übrige Theil der b. Pfalz volljährlich ertragen, nämlich in einem Zyklus von 24 Jahren; namentlich vom Jahre 1824 bis zum Jahre 1847 einschließlich? Jedoch nur von jedem Jahre summarisch.
3/ Könnten wohl die Herbstpreise von diesen Jahren von den renommirtesten Orten beigesetzt werden?
4/ Gibt es große Gutsbesitzer dorten, welche jährlich ihre Crescenz aufartiren, und könnten Sie von jenen die Erträgnisse (mit angeben von so oder soviel Weinareal) von den oben angezeigten Erträgnissen schriftlich mitgetheilt erhalten, um darnach die Uebereinstimmung mit anderen zu vergleichen?
Können Sie mir noch andere Notizen über eminente Verkaufspreise zufügen, dieses würde mir sehr angenehm seyn.
Ich habe noch 5 complete Manuscripte fertig liegen, wovon ich bei den jetzigen Zeitwirren noch kein einziges zum Verleg bringen kann. Eines davon betittelt sich also: S. anliegend der Tittel davon. – könnte ich das Protokoll vom Jahre 1847 erhalten, so würde ich dieses noch zusetzen, das Buch ist ganz vollständig, und wird nicht voluminöser als ein gewöhnliches Protokoll, könnte ich nur einen Verleger dazu auffinden?
(Seite 3) Nun lieber Freund, […] so viele Notizen auf jenseitige Fragen mit, als ihnen möglich ist. Ich stehe zu allen Gegendiensten bereit, und grüße Sie herzlich Ihr Ergebenster J. (?) Kölges ….. (Mdglasser?)
(Rückseite von Seite 3)
Herrn Christmann
Gutsbesitzer
in Dürkheim
an der Haardt
fco (franco)
Mainzer Poststempel rechts oben:
Umlaufend Mainz 1848, 19/10 im Zentrum