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Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir Biedermeier – zwischen Restauration, Hambacher Fest und Vormärz [2013/0068/22]
https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/resources/documents/202112/02104437827.pdf (Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir (CC BY-NC-SA)
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Tags-Neuigkeiten No. 27; 21. August 1833

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Beschreibung

Bröschüre / Zeitung: "Tags-Neuigkeiten No. 27 während den Verhandlungen in der politischen Untersuchung vor dem Assisengerichte in Landau." Landau 21. August 1833, 4 Seiten.

In den "Tags-Neuigkeiten" wurde beinahe "tagesaktuell" über die Schwurgerichtsverhandlungen gegen die Hauptakteure des Hambacher Festes 1832
am Assisenhof in Landau 1833 berichtet.

Fortsetzung der Sizung vom 19. August
Der Zeuge behauptet, der Schlosser habe die Sensen als "nur zum Widerstande" gut bezeichnet. Andere haben von "Hauen und Stechen" gesprochen.
Er verwahrt des Vorwurfs der Absprache mit anderen Zeugen.
Zeuge Langhäuser, ehem. Zolleinnehmer berichtet, dass Baumann ihm schon vor dem Hambacher Fest Schriften gezeigt habe. Dieser wollte nur "einen Federkrieg." Wenn "aber die Regierungen nicht nachgäben, so hätten sie sich die Folgen selbst zuzuschreiben." Auch wenn die Schriften eine "Umwälzung der ... Verfassung" propagierten, habe Baumann gesagt, "dass man kein Blut wolle." Von einer Verbreitung dieser Schriften durch Baumann "wisse" der Zeuge nichts.
Baumann erwidert, diese bei seinen Reisen zum Zeitvertreib mit sich geführt zu haben.
Weitere Zeugen bestätigen, dass ihnen Baumann Schriften vorlas und stets die Absicht "des Federkriegs" betonte. Auch habe er gesagt: "Was brauchen wir die Bettelkönige? Die Bettelfürsten?"
Gerüchten zufolge habe Baumann auch Mitbürger aufgefordert zu bewaffnen, denn "es geht bald los."

Sitzung vom 20. August
Fortsetzung Zeugenvernahme
Auch die weiteren Zeugenaussagen enthalten nichts Konkretes. Man berichtet zwar von Schriften und Zetteln, aber vom Inhalt wüsste man nichts. Ein Zeuge bestätigt, dass Baumann ihm die Sensen gezeigt habe, die nur zur Verteidigung dienen sollten.
Der Bürgermeister aus Merzalben berichtet, dass ihn Baumann zum Beitritt des Preßvereins aufgefordert habe. Außerdem seien die Unruhen durch die große "Noth" verursacht worden.
Auch die weiteren Zeugen "erzählen" meist nur von "Schriften", die Baumann gelesen habe. Einem sei die "Flugschrift Nro. 2" in den Wagen geworfen worden.
Verlesung dieser Flugschrift durch den Präsidenten.
Die folgenden Aussagen drehen sich wiederum um "Schriften", die Baumann verteilt habe, darunter auch Freiheitslieder.

Material/Technik

Papier, weiß; schwarz * bedruckt

Maße

Breite/Länge: 23,5 cm; Höhe: 21 cm; Tiefe: 0,5 cm

Abschrift

Original: Deutsch

Tags - Neuigkeiten, während den Verhandlungen in der politischen Untersuchung vor dem Assisengerichte in Landau. Nro 27 Landau, den 21. August 1833. Fortsetzung der Sitzung vom 19. August. Von dem Hrn. Präsidenten gefragt, sagt Zeuge: Nein, es sey gesagt worden, die Sensen seyen nur zum Widerstände. Der Schlosser habe ihm blos gesagt, Hr. Baumann habe sie machen lassen, und ein gewisser Lambrecht: sie seyen zum Hauen und Stechen gut. Hr. Anw. Glaser. Das Gerücht geht, Zeuge habe die hieher geladenen Zeugen vor ihrer Abreise noch einmal zu sich kommen lassen?! Zeuge. Auf Eid und Gewissen, nein! Er bemerke noch einmal, daß er aus eigener Wahrnehmung gegen den Angeklagten nichts wisse, und daß er ihn während dieser Zeit nur einmal auf der Straße gesehen habe. Der Geschworne Hr. Blauw. An welchem Rufe der Angeklagte sonst gestanden? Zeuge. Seit dem Jahre 1827 sey Hr. Baumann in Pirmasenz, und er habe immer den Ruf eines redlichen Mannes genossen. Hr. Fried. Langhäußer, früher Zolleinnehmer in Schweir deponirt: Hr. Baumann sey dahin gekommen, noch ehe das Hambacher Fest war, und habe ihm Schriften vorgelesen, deren Inhalt ihm nicht mehr bekannt sey. Selber habe ihm gesagt, es sey nur auf einen Federkrieg abgesehen, wenn die Regierungen aber nicht nachgäben, so hätten sie sich die Folgen selbst zuzuschreiben. Auch im Orte Julst habe er ihn getroffen, wo er auch Vorlesung gehalten. So viel wisse er, daß die Schriften Umwälzung der gegenwärtigen Verfassung enthalten, aber Hr. Baumann habe immer gesagt: daß man kein Blut wolle. Ob Hr. Baumann sich mit Verbreitung der Schriften befaßt, wisse er nicht, denn die Sage davon sey ihm erst nach dem Hambacher Feste zu Ohren gekommen. Daraus erwiedert Hr. Baumann. Er habe oft Reisen in der Umgegend zu machen gehabt, und, um sich die Zeit zu verkürzen, habe er selbe Schriften mitgenommen. Übrigens sey die Aengstlichkeit des Zeugen zu sichtbar gewesen. Hr. Anw. Glaser. Möglich daß Zeuge ängstlich war; denn man glaubte, das Hambacher Fest bezwecke nichts weniger als die Mauthäuser niederzubrennen und die Mauth zu versprengen. Hr. Jakob Pfeifer, Färber zu Schweir. Hr. Baumann, der öfter in Geschäften zu ihm gekommen, sey auch vor dem Maifeste bei ihm gewesen, und habe etwas vorgelesen, was er aber nicht verstanden, weil er immer ab und zugegangen. Hr. Baumann habe gesagt, es gäbe blos einen Federkrieg; und, als er weggegangen, habe er eine Schrift zurückgelassen, ob geflissentlich? wisse er nicht. Dessen Ehefrau, Theresia, geborne Frei, deponirt dasselbe, und fügt hinzu: Hr. Baumann habe gesagt: Was brauchen wir die Bettelkönige? Die Bettelfürsten? Hr. Jakob Koch, Adjunkt zu Winzeln deponirt: Er sey einmal in Hrn. Baumanns Laden gekommen, da habe ihm dieser ein Blatt angeboten. Später habe er ein solches bei seiner Tochter gesehen, welches deren Schwester von Hrn. Baumann erhalten zu haben versicherte. Er wisse aber nicht was der Inhalt gewesen. So viel wisse er, daß es keine Frankfurter Zeitung war, sonst hätte er sie gelesen. Die Tochter, welche das Blatt von Hrn. Baumann bekommen, sey nach Amerika ausgewandert. Im Orte selbst sey es immer ruhig gewesen, und durch das Setzen des Freiheitsbaumes sey auch keine Unruhe entstanden, weil man es nicht verhinderte. Hr. Grimmeisen, Revierförster zu Erlenbronn, deponirt: Er sey in Hrn. Baumanns Laden gewesen, wo Leute die Predigt des Pfarrer Jucht zu St. Wendel lasen. Hr. Baumann habe ihm selbe auch angeboten. Damals seyen unruhige Zeiten gewesen, und man habe gesagt, Hr. Baumann stehe deßwegen im Geschäfte u. s. w. Hr. Apfel, Dr. der Medizin in Pirmasenz, deponirt: Es sey ihm von einem gewissen Lud. Kaiser von einem Brief erzählt worden, den Hr. Baumann von Zweibrücken erhalten habe, worin gesagt war: man gehe darauf aus, mehrere Volksmänner zu verhaften, man sollte sich einstweilen bereit halten, dieser Brief sey mit D. unterzeichnet gewesen, was schließen ließe, daß er vom Comite komme u. s. w. Der Bürgermeister von Thalsröschen habe ihm gesagt, eine Frau hätte ihm gesagt, Hr. Baumann hätte ihr gesagt, nun seht euch mit stechenden und schneidenden Instrumenten vor, es geht bald los. Hr. Anw. Glaser Ob Zeuge wisse, daß Baumann aufgefordert, sich gegen den König zu bewaffnen, oder ob er Geld vertheilt habe. Zeuge. Von Ersterem wisse er nichts, Letzteres glaube er nicht, weil dazu Hr. Baumann zu sparsam sey. Alles was er sonst wisse, seyen blos Gerüchte. Hr. Anw. Glaser, zu dem Zeugen: So gieng auch ein Gerücht, der Hr. Landkommissär habe Ihnen unter gewissen Bedingungen ein Kantonsphysikat versprochen. Zeuge sucht dieses zu widerlegen. Ende der Sitzung um 2 Uhr. Sitzung vom 20. August 1833. Fortsetzung des Zeugenverhörs. Hr. Ernst Bläsmann, Handelsmann zu Pirmasens. Er wisse weder etwas von Hrn. Baumann noch von den Sensen. Einmal habe ihm ein Bube Blätter ins Haus gebracht, welche er aber nicht gelesen. Er sey auch in keine Gesellschaft mehr gegangen, weil er einen Hudel gefürchtet. Hr. Christian Roß, ebenfalls Handelsmann von dort. Er sey nie in Umgang mit Hrn. Baumann gewesen. Es seyen Leute zu ihm gekommen und haben ihm Schriften gezeigt; er habe geglaubt, es sey wegen des Preßvereins. Er habe sich wohl mit seinem Nachbar verabredet, sich gegenseitig zu helfen, dieses sey aber blos des Spaßes wegen gewesen. Hr. Joh. Heri, Adjunkt zu Merzalben. Er sey bei Hrn. Baumann gewesen, und habe ihn gefragt, ob es wahr sey, daß das Gericht bei ihm gewesen? Dieser habe ihm darauf seine Sensen gezeigt und lachend gesagt: Eine ist für mich, eine für meinen Ladendiener u. s. w., auf den Fall, daß des Nachts etwas vorfallen sollte. Er habe auch gedruckte Zettel bekommen, die er aber nicht gelesen. Hr. Bürgermeister Hauck zu Merzalben. Hr. Banmann habe ihm die Liste des Preßvereins angeboten, mit den Worten: Sie sind doch auch noch ein rechtschaffener Mann und lieben die Gerechtigkeit; und ein gewisser Döpplen habe ihm gesagt: Kreutz Himmelsackerment! in drei Wochen haben wir mehr Leute als unser König. Die Noth sey übrigens damals sehr groß gewesen, was auch einen Theil zu den Unruhen beigetragen haben mag. Hr. Jakob Hegmann, Wirth in Bobenthal. Hr. Baumann sey einige Tage vor dem Hambacher Feste zu ihm gekommen, als gerade franz. Schmuggler bei ihm gewesen, und habe etwas vorgelesen, worauf er nicht geachtet. Einer dieser Schmuggler sagte zu Baumann: Euch wird's gehen wie uns; auch wir haben die Freiheit gesucht, haben sie aber nicht gefunden. Hr. Adam Schlick, Bürgermeister zu Fischbach. Kurz vor dem Hambacher Feste sey Hr. Baumann bei ihm gewesen, und habe in einem Blättchen gelesen, welches wie ein Cholerablättchen ausgesehen; den Inhalt habe er nicht gekannt. Hr. Joh. Keller, Ackersmann zu Bundenthal. Vor dem Maifeste habe ein Unbekannter seinem Sohne eine Druckschrift auf den Wagen geworfen. Es sey die Flugschrift Nro. 2 gewesen. Hr. Friedr. Keller, Wirth daselbst. Er habe den Mann, der ihm die Schrift auf den Wagen geworfen, nicht gekannt, später habe er gehört, es sey Hr. Baumann gewesen, den er nicht kenne. Der Hr. Präsident verordnet die Verlesung der Flugschriften u. dgl., und auf Anstehen des Geschworenen Hrn. Blauw, daß die darin vorkommenden französischen Stellen ins Deutsche übersetzt werden, wird dieses dem Hrn. Advokaten Haas zu Landau übertragen, nachdem derselbe zuvor beeidigt worden. Hr. Wendel Trapp, Ackersmann zu Bundenthal. Eines Abends sey auf der Straße ein Mann zu ihm gekommen, und habe ihm eine Schrift gegeben. Er sey erschrocken, denn er habe geglaubt, es wäre ein Huissier. Da er nicht lesen könne, habe er diese Schrift dem Sebastian Spieß gezeigt, und es sey ihm ganz leicht geworden, als er gesehen, daß es von keinem Huissier sey. Dieses sey kurz vor dem Hambacher Feste gewesen, und er habe gehört, dieser Mann sey Hr. Baumann, den er aber nicht kenne. Hr. Valentin Bischof, Wirth in Ludwigswinkel. Vor dem Feste sey sein Knecht von Pirmasenz gekommen, und habe Schriften mitgebracht, die ihm Hr. Baumann gegeben hatte. Dabei seyen gewesen: die Predigt des Pfarrer Glöckner zu Vinningen, jene des Pfarrer Zucht zu St. Wendel. Dessen Knecht deponirt: Hr. Baumann habe ihm Blätter mitgegeben, um selbe seinem Hrn. zu überreichen, was er auch gethan. Es seyen dabei auch zwei Freiheitslieder gewesen. Hr. Baumann bemerkt, daß dieses die Lieder des Schüler'schen Festes waren. (Fortsetzung folgt.) Verantwortlicher Redakteur und Verleger Carl Georges.

Literatur

  • Dr. Britta Hallmann-Preuß, Georg Karl Rings, Dr. Fritz Schumann (2009): Johannes Fitz - genannt der Rote. Bad Dürkheim
  • Herausgeber Kulturministerium Rheinland-Pfalz (1982): Hambacher Fest 1832-1982. Neustadt an der Weinstraße
  • Hrsg. Kultusministerium Rheinland-Pfalz (1990): Hambacher Fest 1832 Freiheit und Einheit - Deutschland und Europa (Katalog zur Dauerausstellung). Neustadt an der Weinstraße
  • Kurt Baumann Hrsg. (1982): Das Hambacher Fest - 27. Mai - Männer und Ideen. Speyer
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Der über 2000-jährigen Tradition des Weinbaus in Bad Dürkheim entsprechend, ist das Stadtmuseum in einem ehemaligen Weingut untergebracht. Auf über...

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