"Eva Aepplis Appartement war so, wie ich mir eine Pariser Künstler-Bleibe stets vorgestellt hatte: ein altes Haus, oberster Stock mit Dachschräge und grossen Fenstern, Paris zu Füssen. Und alles wunderherrlich verlottert … Ich sehe noch heute die unheimlichen Figuren, die in Eva Aepplis Wohnung herumsassen, die vielen Blumen überall. Und die alte Tret-Nähmaschine, auf der ihre Kunst zum Leben erwachte. … Später habe ich Eva Aeppli in ihrem verlotterten Landhaus ausserhalb von Paris besucht. Ich wollte mit ihr eine Ausstellung machen. Zusammen mit ihrem Mann Samuel, einem Juristen, lebte sie in einer paradiesischen Welt mit Pflanzen und Katzen: Mirha … schielte ganz ausserordentlich. Ein Kater wiederum ging nur auf drei Beinen. Alles war so skurril. Und doch nicht ‚gemach’." (Klaus Littmann in: Ausst.-Kat. 1991, S. 45)...Eva Aeppli beginnt in Paris mit Nadel und Faden in der Hand ihre Figuren zu nähen. Zuerst sind es Handpuppen, später lebensgroße Figuren. Nur selten benutzt sie die alte Singer-Nähmaschine der ersten Serie, Baujahr 1886, die sie von der Großmutter als Aussteuer erhalten hatte. In den Kohlezeichnungen der 1950er Jahre und den Gemälden der ersten Hälfte der 1960er Jahre tauchen bereits zahllose Skelette und Totenschädel auf. Sie sind entweder vertikal in Reihen nebeneinander als Ganzfiguren arrangiert oder waagerecht angeordnet wie zu einem vorbei fließenden Strom von Leibern oder auch nur Köpfen. Die Körper erscheinen schon hier ausgemergelt, die Extremitäten sind gelängt, die Köpfe sind dicht an dicht arrangiert mit anklagend geöffneten Mundhöhlen oder mit schaurig-grinsend geblecktem Gebiss..."Dame oder Bella" ist im wahrsten Sinn eine Plastik gewordene Figur aus der Themenwelt Eva Aepplis. "Ihre Kunstwerke sind aus dieser anderen Welt, die mit den Opfern von politischer Gewalt und Massenmord, mit Jenseitigen und Verstorbenen vertieft sind in Gespräche aus dem Reich der Toten über den Tag hinaus." (Marie-Louise von