Der Korpus ist abgeflacht, hochrechteckig, sich zur Mitte wölbend und in vier Fächer gegliedert. Auf der einen Seite, auf Goldgrund, hinter einem mit goldfarbenen Ornamenten geschmückten Vorhang verborgen, befindet sich im Schein einer Öllampe ein Schreibplatz mit Heften und Büchern, eines davon aufgeschlagen auf dem Boden liegend. Einige Elemente der Darstellung sind im Hochrelief (takamakie) hervorgearbeitet. Auf der anderen Seite befindet sich auf Silbergrund eine abendliche Ansicht des Biwa-Sees mit Vollmond. Im Vordergrund unten vor der Uferböschung fliegt ein reliefierter Spatz. Im Mittelgrund rechts sieht man ein kleines Ruderboot und im Hintergrund eine Brücke. Auf der Unterseite des Inrō befindet sich die Signatur. Die Dichterin Murasaki Shikibu war die Autorin der Erzählung »Die Geschichte des Prinzen Genji«, des berühmtesten Romans Japans und Klassikers der Weltliteratur. Sie entstammte einer einflussreichen Familie und lebte am Anfang des 11. Jahrhunderts als Hofdame im Dienst der Kaiserin in Kyōto. Teile der Erzählung soll sie in einem Tempel am Biwa-See geschrieben haben. Wie bereits einleitend erläutert, hatte die japanische Herrenbekleidung jener Zeit keine Taschen. Folglich hängte man alles, was man bei sich tragen wollte, an einer durch das Netsuke gefädelten und hinter dem breiten Gürtel geführten, meist seidenen Kordel. Die verschiedenen Beutel, Taschen und Gefäße fasst man unter dem Sammelbegriff sagemono, wörtlich »Hänge-Dinge« zusammen. Sie waren kunstvoll gefertigte Objekte und im Status vergleichbar mit Schmuck. Nicht selten hatten Sagemono und Netsuke ein gemeinsames Thema. Neben dem Geldbeutel (kinchaku ), dem Pfeifenetui (kiseruzutsu, z. B. Inv. Nr. XI 1020), Etuis für Schreibgeräte (yatate, z. B. in Gestalt eines kleinen Flaschenkürbisses, Inv. Nr. XI 1242) und dem Tabaksbeutel (tabako-ire aus Leder oder tonkotsu aus Holz) gab es auch das Inrō. Ursprünglich handelte es sich um ein Gefäß für das persönlic