Der Stuhl ist aus massivem Nussbaum gearbeitet und besaß ursprünglich ein Polster. Seine kantigen, kannelierten Beine verjüngen sich nach unten hin und sind im Zargenbereich mit einer stilisierten Blüte dekoriert. Die Zarge ist vorne gerundet, an den Seiten verläuft sie in einem leichten S-Schwung, im hinteren Bereich ist sie gerade (à la Reine) gestaltet. Sie ist durchgehend mit einer Riffelung verziert. Die Rückenlehne schließt mit einem Rundbogen ab (en raquette) und ist in der Mitte durchbrochen. Ihre Stäbe sind so gebündelt, dass sie einer stilisierten Garbe oder Palmette gleichen, die in der Mitte mit einem Flechtband gehalten wird. Dieser Stuhl geht auf eine Stuhlform mit durchbrochener Rückenlehne zurück, die um 1780–1785 in Anlehnung an englische Modelle entwickelt wurde und auch als à l’anglaise bezeichnet wurde. Durch die von Thomas Chippendale (1718–1779) 1754 veröffentlichte Publikation „The Gentlemen and Cabinet-Maker‘s Director“ hatten Stühle mit solchen Rücken – zunächst in England und davon ausgehend in Frankreich – zu beliebten Modellen reüssiert.2 Ihre durchbrochenen Rückenlehnen, die auch als dossier à la grille bezeichnet werden, können die Form von mehr oder weniger stilisierten Garben, Lyren oder sogar einer Montgolfière haben. Im vorliegenden Fall erinnert die Rückenlehne an eine Garbe, die mit einem geflochtenen Band gebunden ist. Diese Modelle waren in weiten Teilen Europas beliebt, wurden bis in das 19. Jahrhundert produziert und fanden auch in Deutschland Nachahmung. Diese Beliebtheit zeigt sich in einem weiteren Möbel des Stadtmuseums, einem Fauteuil, das in einen Leibstuhl umgearbeitet wurde. Der Stuhl des Stadtmuseums nimmt mit den Umrissen seines Sitzes und seiner Rückenlehne die Formen von Stühlen, bzw. in Bezug auf die Lehne auch die eines Fauteuils, des bedeutendsten Pariser Ebenisten der Zeit Ludwigs XVI., Georges Jacob (1739–1814) auf. Mit seinen strengeren Formen und seinen kantigen Be