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Historisches Museum der Pfalz - Speyer Frankenthaler Porzellan - Figuren

Frankenthaler Porzellan - Figuren

Einzelfiguren und Gruppen der Porzellanmanufaktur Frankenthal

Im frühen 18. Jahrhundert gelang es Böttger und von Tschirnhaus nach zahlreichen Versuchen das erste europäische Porzellan herzustellen. Obwohl das Geheimnis des „Weißen Goldes“ streng gehütet wurde, verbreitete es sich rasch in Europa. 1755 kam es nach Frankenthal, wenig später nach Zweibrücken. In 45 Jahren Produktion entstanden in der Frankenthaler Manufaktur Tafelgeschirre und Tischaufsätze. Die zerbrechlichen Einzelfiguren und Figurengruppen sind zuweilen von antiken Mythen inspiriert, sie zeigen darüber hinaus eine breite Vielfalt von Themen des höfischen und ländlichen Lebens sowie Themen der Jagd, der Berufswelt, der Kinderwelt und vieles mehr. Porzellan diente als Dekoration für die höfische Tafel aber auch für die Tafel reicher Bürger. Das Historische Museum der Pfalz besitzt eine der größten Sammlungen der weltweit geschätzten Erzeugnisse aus Frankenthal.

[ 82 Objekte ]

"Königin Tomyris und das Haupt des Kyros"

Königin Tomyris und das Haupt des Cyrus, Modell von Simon Feylner. Die Königin Tomyris, links thronend, lässt sich das Haupt ihres Gegners Kyros zeigen, das ein Diener über eine weisse Schüssel hält. Dieser in roter Weste, begleitet von einem Höfling in grünem Gewand mit Pelzbesatz, roten Pluderhosen, hohe Pelzmütze und Krummschwert und einem Soldaten mit Helm mit Busch, Panzer, blau-weiß-rot gestreifter Rock. Im Hintergrund der Wesir in braunrotem Gewand mit Blümchenmuster, gelbem pelzgefüttertem Mantel, blauem Gürtel, Turban in zwei Rottönen und langem Krummschwert. Die Königin Tomyris in violettem Gewand mit Kreismuster, Diadem und weißem Schleier. Neben der Blutschüssel ein Hund. Ovaler Erdsockel mit Rocaillen in Gold. Unten hohl. Unterstützungssteg. CT Marke, 79 (letzte Zahl wohl 9, wie bei H. 566. H. 566 in weiß.) Der persische Großkönig Kyros II. (590/80-530 v. Chr.) wurde angeblich nach verlorener Schlacht gegen das Reitervolk der Massageten enthauptet. Tomyris, die König dieses kriegerischen Nomadenstammes, ließ sein Haupt in eine blutgefüllte Schüssel werfen, damit Kyros Durst nach Blut endlich gestillt würde.

"Amor als Limonadenverkäufer"

Amor als Limonadenverkäufer, ein Modell von Johann Wilhelm Lanz. Die Porzellanfigur ist klein und weiß mit sparsamer Bemalung. Die Standfläche ist mit Rocaillen verziert, die mit Gold- und Violettfarbe bemalt sind. Dargestellt ist Amor als ausschreitender, geflügelter Bote mit kurzer Schürze um die Hüfte und Stoffmütze auf dem Kopf. Auf dem Rücken trägt er einen braunen Kanister, dessen schlauchförmiger Ausguß an der rechten Hand des kleinen Verkäufers befestigt ist. Zur Stütze ist die Figur leicht an einen Baumstamm angelehnt. Blaumarke: Löwe, eingedruckt PH113 Initialen des ersten Fabrikanten Paul Hannong.

"Leda mit dem Schwan"

Porzellangruppe der Leda mit dem Schwan aus dem Götterzyklus, wohl von Wilhelm Lanz, (1755 - 1761 in Frankenthal). Ein früher, flacher Sockel mit Moos, Stein und Grasbüscheln bedeckt. Auf einem Felssockel, aus dem ein Baumstamm herauswächst, sitzt Leda nackt. Nur der Schoß ist mit einem blaugeblümten Tuch bedeckt. Ihr hellbraunes Haar ist oben auf dem Kopf als Krönchen aufgesteckt ist. Der rechte Arm ist erhoben und mit der Linken umfasst sie den Hals des Schwanes, der von links an sie herandringt und mit dem Schnabel ihre linke Brust berührt. Unter dem Sockel Stegverspannung im Diagonalkreuz. Eine Rautenmarke in Unterglasurblau. Das Ritzzeichen HpC oder IdH (Joseph Adam Hannong) ?

Szene aus dem Trauerspiel Semiramis von Voltaire (3. Akt)

Gemeinschaftsarbeit von Franz Conrad Linck und Adam Bauer. Ursprünglich als "Trauer der Stadt Mannheim über den Verlust des Herrschersitzes" bezeichnet (Heuser). Nach der Vorlage des Gemäldes "La Tragédie" von Carle Vanloo (1705-1765) um 1752. Die Gemälde "la Tragédie" und " la Comédie" des Künstlers wurden von Manuel Salvador Camona im Jahr 1761 in Kupfer gestochen und dienten als Vorlage (Werhan). Bei einer anderen Ausformung der Gruppe in Frankenthal steht auf dem Sockel der Titel "Ra Regina Seramide" (Werhahn 148). Das Schauspiel wurde im August 1778 in Mannheim uraufgeführt. Nach der Hochzeitsankündigung im 3. Akt eröffnet der Oberpriester Semiramis, dass sie ihren totglaubten Sohn geehelicht hat. Dies stürzt die Königin in tiefe Verzweiflung...". Die Gruppe ist in das Mannheimer Preisverzeichnis der Frankenthaler Manufaktur im Jahr 1777 eingetragen ("zu 35 fl. Semiramis, Cyrus"). Vorne ist ein abgestepptes Podest und die Rückseite ist ein mit goldrocaillen besetzter Grassockel. Auf dem Thron sitzt etwas zur Seite gedreht und in prunkvollem Gewand die Königin Semiramis, eine mit geblümtem Gewand und Mantel bekleidete Dame. Sie stützt den rechten Arm auf ein kleines Tischchen, in der Hand ein Tränentuch haltend. Auf dem Tisch ein Paradekissen mit den kurfürstlichen Insignien Krone und Szepter. Davor Salbenurne, auf der unteren Treppenstufe das abgelegte beschädigte Schwert. Im Hintergrund eine Dienerin, die das Gesicht trauernd ein ein Tuch verbirgt. Links, neben sich ein abgelegter Harnisch sitzt ein Putto mit federgeschmücktem Helm in den Händen. Dahinter ein weiterer Putto, der tröstend die Hand der Mannheim hält (Der Puttenkopf in Wachs bossiert im frühen 19. Jh.). Blaumarke gekröntes CT, und Ritz-Signatur Marx (Bossierer). Die ursprüngliche Interpretation der Gruppe als "Trauer Mannheims um den Verlust des Herrschersitzes" entstand sicherlich in Verbindung mit der Tatsache, dass Karl Theodor am 30.12. 1777 die Nachfolge des Kurfürsten Max III. Joseph von Bayern antrat und er deshalb seinen Amtssitz nach Mannheim verlegen musste. Im gleichen Jahr erschien die Gruppe im Preisverzeichnis der Frankenthaler Manufaktur.

"Verwundeter Soldat"

Ein Modell von Johan Friedrich Lück aus der Porzellanmanufaktur Frankenthal. Auf einem Sockel mit Rasenstück, das von Rocaillen umspielt wird, liegt ein verwundeter Grenadier auf einer Rolle und einem Stiefel. Sein rechtes Bein ist entblößt und zeigt eine tiefe Wunde am Knie. Neben ihm ein Dreispitz und ein Degen. Ein Feldscher kniet daneben und versucht mit einer Flasche und einem (abgebrochenen) Gegenstand, den er mit der Linken hinter dem Rücken hält, die Wunde zu verarzten. Die Soldaten tragen gelbe Uniformen mit goldenen Knöpfen, schwarze Stiefel und einen weißen Rock mit orangefarbenen Stulpen und Revers. Rechts eine stehende trauernde Frau mit weißem Kopftuch. Das weiße Mieder und die Schürze sind mit lila Blümchen bemalt, ihr Rock mit hellblauen Streifen, die von lilafarbenen lila Bandstreifen eingefasst werden. Unter dem gewölbten Sockel ein kleinerer Steg: Darauf Blaumarke CT mit Kurhut und AB ligiert. Aus einer Abfallgrube der Hannongzeit 1755-62 in Frankenthal, die 1898 entdeckt wurde, kamen ein auf dem Boden liegender Verwundeter und auch der Feldscher neben anderen Grenadiern zutage. Diese beiden Soldaten wurden von Lück zu einer Gruppe mit drei Figuren verwendet.

Wildschwein

Über einen Strauch springendes Wildschwein.

"Eintracht in der Ehe"

Auf Baumstümpfen sitzendes Paar in höfischer Kleidung, das sich zärtlich-umschlungen an den Händen hält. Die Dame in einem weißem, goldgesäumtem Kleid mit blauen Blümchen und lindgrünem Rüscheneinsatz. Der Kavallier mit schwarzen Schnallenschuhen, weißen Strümpfen, schwarzen Kniehosen, weißer Weste mit roten Blümchen und goldgesäumtem weißen Rock. Den schwarzen Dreispitz hat er unter den linken Arm geklemmt. Rasensockel mit plastischen grünen Blättern und goldstaffierten Rocaillen. Gegenstück zu "Zwietracht in der Ehe" HM_1984_0642_b. Die allegorische Darstellungen der glücklichen und der unglücklichen Ehe sind im Zusammenhang mit Darstellungen von Eheglück und Ehezwist zu sehen, die auf Kupferstichen bereits im 16. und 17. Jahrhundert verbreitet wurden. In der Hand der erzürnten Ehefrau fehlen bei Porzellangruppen häufig leider die ursprünglich beigefügten Gerätschaften wie Teigrolle, Kochlöffel oder Kehrwisch. Die beiden Gruppen zählten unter dem Direktor Bergdoll zu den Verkaufserfolgen der Frankenthaler Manufaktur. Unterglasurblaue CT-Marke unter Kurhut und ligiert AB und 6 (Direktionsmarke des Adam Bergdoll , 1762-1770). Grüne Marke MM ligiert und braune Marke Av auf Glasur.

Chinesenfamilie

Chinesische Gefäßformen, Dekore, Architektur­phantasien sowie Chinesen als Einzelfiguren oder in Genregruppen thematisieren das Herkunftsland der Porzellanherstellung im europäischen Porzellan. Man stellt China gerne als fremd­artiges oder auch phantasisches Land dar, mit heiteren, sorgenfrei und unkonventionell agierenden Menschen, die in phantasievoll aufwändiger Kleidung auftreten. Hoher Landschaftssockel mit unterem gold-staffiertem Rocaillerand. Darauf eine chinesische Familie, ein Pfau. ein Hund und ein Korb. Rechts sitzt in ein weites Gewand gehüllt mit einem zipfeligen Hut, der einen blütenartigen Aufschlag und an der Spitze ein Glöckchen besitzt, die Mutter, die an ihrer entblößten linken Brust einen nackten Knaben mit dreieckiger gelber Mütze säugt. Ihre linke Hand hält den Knaben, die rechte Hand ist auf die kleine purpurne Bank gestützt. Sie blickt nach links, wo der schnurrbärtige Chinesenvater auf der Ecke der Bank sitzt. Er trägt ein gemustertes Gewand, gelbe Stiefel und einen weißen Hut mit gelbem Aufschlag und Glocke. Seinen linken Arm hat er auf die linke Schulter der Frau gelegt. Die Figurengruppe steht auf einem Sockel mit Ringsteg. Blaumarke: CT mit Kurhut 73

"Zwietracht in der Ehe"

Bemalte Porzellangruppe "Zwietracht in der Ehe" nach einem Modell von Karl Gottlieb Lück (tätig von 1767 - 1775). Der Rosensockel ist braun und lindgrün bemalt, mit goldstaffierten Rocaillen und zwei umgestürzten Flaschen und Glas. Die Frau schlägt auf ihren trunkenen, auf einem Baumstumpf sitzenden Mann ein. Die Frau trägt ein weißes, goldgesäumtes Kleid mit blauen Blümchen, dessen Rock rundherum aufgesteckt ist (Polonaise), sowie eine weiße Haube. Der Mann trägt schwarze Schnallenschuhe, weiße Strümpfe, weißes Hemd, lindgrün karierte Weste, weißen, schwarz und goldgesäumten Rock, schwarzes Halstuch, sowie weiße Kniehosen. Gegenstück zu "Eintracht in der Ehe" (HM_1984_0642_a) Die allegorische Darstellungen der glücklichen und der unglücklichen Ehe sind im Zusammenhang mit Darstellungen von Eheglück und Ehezwist zu sehen, die auf Kupferstichen bereits im 16. und 17. Jahrhundert verbreitet wurden. In der Hand der erzürnten Ehefrau fehlen bei Porzellangruppen häufig leider die ursprünglich beigefügten Gerätschaften wie Teigrolle, Kochlöffel oder Kehrwisch. Die beiden Gruppen zählten unter dem Direktor Bergdoll zu den Verkaufserfolgen der Frankenthaler Manufaktur. Unterglasurblaue CT-Marke unter Kurhut und ligiert AB und 6 (Direktionsmarke des Adam Bergdoll , 1762-1770). Ritzmarke: M (W?)

"Dame im Spiel mit Kindern"

Eine Frau im Spiel mit zwei Kindern. Die Frau sitzt im Zentrum der Gruppe auf einem Felsen. Sie trägt ein langes Kleid mit blauen Streublumen auf weißem Stoff, an dessen Saum ein goldener Streifen ist. Um die Hüften hat sie ein weißes Tuch mit goldenen Streublumen und goldenem Saum geschlungen. Um die Taille ist ein orange-rosa gestreiftes Tuch gebunden. Mit goldener und blauer Farbe ist die Schnürung des Mieders aufgemalt. Den Halsausschnitt zieren Rüschen. An den Füßen trägt sie gelbliche Schuhe, verziert mit einer rosa Schleife. Die Haare sind zu einer Hochsteckfrisur frisiert, die mit rosa Bändern geschmückt ist. In den Händen hält sie je einen Teil einer Flöte. Diese hält sie hoch aus der Reichweite der beiden Kinder, die versuchen nach der Flöte zu greifen. Das Kind rechts von der Frau trägt eine purpurfarben gestreifte Kniebundhose und eine weiße Jacke, mit purpurnen Blütenmuster und goldenen Säumen. Der Junge links von der Frau ist in eine blau-orange gestreifte Hose gekleidet. Er trägt eine weiße Jacke mit purpurnen Streublumen und hat ein gold-weiß-gestreiftes Tuch um den Oberkörper geschlungen. Blaumarke: bekröntes CT mit drei Punkten und 84 Ritzzeichen: F I X

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