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Der "Brunholdisstuhl" bei Bad Dürkheim

Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir Schriftgut - Zeitschriften, Hefte Funde der Römischen Epoche [2022/0061/051/004]
https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/resources/documents/202307/16153521177.pdf (Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Sonderdruck des Pfälzischen Museums XXXIV (1917):
Der "Brunholdisstuhl" bei Bad Dürkheim

Die Schrift enthält 3 Beiträge zum Thema "Brunholdisstuhl":

1. Ein angebliches Merkurrelief am Brunholdisstuhl (Dr. F. Sprater)
2. Der Brunholdisstuhl, ein römischer Steinbruch (Dr. F. Sprater)
3. Der Brunholdisstuhl als Kultstätte (Albert Becker)

Material/Technik

Papier / geschöpft, bedruckt

Maße

Höhe: 28,7 cm, Breite: 21,0 cm

Abschrift

Original: Deutsch

F. Sprater — A. Becker Der „Brunholdisstuhl" bei Bad Dürkheim Kaiserslautern 1917 Sonderabdruck des Pfälzischen Museums XXXIV (1917) Monatsschrift des Historischen Vereins und des Vereins Historisches Museum der Pfalz Schriftleiter: Professor Hildenbrand, Speyer Hofbuchdruckerei Hermann Kayser, Druck und Verlag Der „Brunholdisstuhl" bei Bad Dürkheim Jobmann l. Ein angebliches Merkurrelief am Brunholdisstuhl (Dr. F. Sprater) II. Der Brunholdisstuhl, ein römischer Steinbruch (Dr. F. Sprater) III. Der Brunholdisstuhl als Kultstätte (Dr. A. Becker) Kaiserslautern 1917 Sonderabdruck des Pfälzischen Museums XXXIV (1917) Monatsschrift des Historischen Vereins und des Vereins Historisches Museum der Pfalz Schriftleiter: Professor Hildenbrand, Speyer Hofbuchdruckerei Hermann Kayser, Druck und Verlag Der „Brunholdisstuhl" bei Bad Dürkheim. Vorbemerkung. An der Ostseite der Türkheimer Heidenmauer befindet sich eine hohe Felswand, die erstmalig Pfarrer Lehmann im Jahre 1867 (Bavaria 4. Band, 2. Abteilung, Seite 609) als Brun­ holdisstuhl oder Brunhildisstein bezeichnete und namen Brunold stammt. Trotz der klaren Aus­ mit dem Nibelungenlied in Verbindung brachte. Pfarrer Butters hat Lehmanns Erklärung in seinen 1868 erschienenen Führer durch Dürkheim übernommen; sie wurde in der Folgezeit beson­ ders von vr. Mehlis („Im Nibelungenlande" 1877 und an anderen Orten) eifrig verfochten. Ohlenschlager hat die Frage eingehend im 19. Band der Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz (1895) behandelt und nach­ gewiesen, daß der in einer Türkheimer Grenz­ I. Ein angebliches Merkurrelief am Brunholdisstuhl. Von K. Konservator Or. Sprater in Speyer. Nachdem der Türkheimer Altertumsverein bereits in den 80er Jahren des vorigen Jahr­ hunderts am Brunholdisstuhl Ausgrabungen hatte vornehmen lassen, wurde im Jahre 1914 der Hauptfelsen von dem Türkheimer Bad- und Salinenverein und dem Türkheimer Verschöne­ rungsverein (Drachenfelsklub) im Interesse der Erhaltung des Felsens aus Privatbesitz käuflich erworben. Inmitten des Krieges wurden mit Hilfe von Verwundeten und von Kriegsgefangenen die Aufräumungsarbeiten wieder ausgenommen. Bei dieser Gelegenheit wurde ein mit der Zwei­ spitz roh in den Felsen eingehauenes Relief (Abb. 1) gefunden, das ich auf Veranlassung der Herren Justizrat Muck und Okonomierat Karl Schäfer im April 1916 besichtigte. Februar 1917 ging nun über diesen Fund ein Bericht durch die Tagespresse, den ich anschließend im Wortlaut wiedergebe: „Historischer Fund in der Pfalz. In der Nähe des Bades Dürkheim wurde in einer Felsenbastei ein Felsbild des Merkur aufgefunden. Der Verkehrsgott steht, nackt bis auf die leicht beschreibung von 1360 genannte „Lrünolcke? stül“ viel weiter südlich liegen muß und daß der Namen nicht von der Königin Brunhilde des Nibelungenliedes sondern von einem Männer­ führungen Ohlenschlagers hat sich der Name Brunholdisstuhl für den Felsen an der Oftseite der Heidenmauer, der im Volksmund „Krumm­ holzerstuhl" (der Namen kommt nach Christ von den Wagnern oder Krummhölzern, die hier wahrscheinlich Holzberechtigungen hatten; vgl. Mannheimer Geschichtsblätter XIII (1912), Seite 254) genannt wird, allgemein eingebürgert. Wir haben deshalb auch in dieser Abhandlung den Namen Brunholdisstuhl beibehalten. übergeworfene Chlamys, aufrecht, in der Linken hält er den Schlangenstab, in der Rechten den Geldbeutel. Links von ihm ist ein runder Altar, 18 cm hoch, eingehauen. Das Relief ist wohl im dritten nachchristlichen Jahrhundert dem Merkurius-Wodan errichtet worden. Auf den bis 20 m hohen Felskulissen sind schon länger bekannte Bildwerke (anspringende Pferde, zum Teil mit Streitwagen hinter sich; Sonnenräder mit Zacken und Stielen) und Inschriften eingemeißelt. Drei Inschriften sind dem Mer- kurius gewidmet, auf einer trägt er den Beinamen „Cisustius", womit der im nahen Ruppertsberg auf­ gefundene Altarstein eines Merkurius Cisonius zu vergleichen ist." hält Jupiter das Szepter regelmäßig in der erhobenen Linken oder auch rechten Hand. In seiner Haltung erinnert nun das Relief am Brunholdisstuhl stark an die 2,60 m hoheJupiter- darftellung des Historischen Museums der Pfalz von Lautzkirchen (vgl. Hildenbrand, Der römische Steinsaal des Historischen Museums der Pfalz zu Speyer Nr. 44 und Abbildung Nr. 15). Hier hält der nackte Gott das Szepter in der erhobenen Linken, den Blitz in der gesenkten Rechten. Mars 4 Besser als Worte es vermögen, zeigt die hier beigegebene Abbildung (Abb. 1) des Reliefs, daß es sich in dem wieder­ gegebenen Bericht um eine ganz phantastische Übertrei­ bung handelt. Weder von einer Chlamys noch von einem Schlangenstab noch von einem Geldbeutel noch von einem Altar ist das ge­ ringste zu erkennen. Wir sehen nur eine ganz roh mit der Zweispitz in den Felsen eingehauene Nische mit ei­ nernackten,männlichenFi­ gur, von welcher der linke Arm erhoben, der rechte Arm gesenkt ist. Merkur kann gar nicht in Frage kom­ men, da er auf unfern pro­ vinzial-römischen Denkmä­ lern den Schlangenstab regelmäßig in der gesenkten Linkenträgt. Sozeigenihn18Merkurdarstellungen unseres Museums in Stein und fünf in Bronze. In seinem Repertoire äe la statuaire Grecque et Romaine bildet Salomon Reinach über 200 Merkurdarstellungen ab. Darunter finden wir nur eine, die den Merkurstab in der halb er­ hobenen Linken trägt, und diese Figur wird als verdächtig bezeichnet. Es mag gewagt erscheinen, diese überaus roh gearbeitete Figur überhaupt bestimmen zu wollen. Trotzdem möchte ich im Nachfolgenden den Versuch unternehmen. Für die Darstellung der Götter haben häufig wieder­ kehrende Schemata sich herausgebildet, so daß es in manchen Fällen auch bei Mangel er­ kennbarer Attribute möglich ist, die Gottheiten zu bestimmen. Dadurch war es uns schon er­ möglicht, den Erklärungsversuch als Merkur ab­ zulehnen. Von provinzialrömischen Gottheiten und Minerva, welche die Lanze gleichfalls in der erhobenen Hand tragen, kommen nicht in Frage, da sie regelmäßig bekleidet dargestellt sind. Eine wertvolle Er­ gänzung findet das Relief in den schon länger be­ kannten, in die Wände des Brunholdisstuhles einge­ ritzten Zeichen und Figuren. In seinem Führer durch Dürkheim macht Pfarrer Butters zum ersten Mal auf dieselben aufmerksam (1868): „In der nach Westen schauenden Wand ziemlich in der Mitte, sieht man ein Zeichen, das ei­ nem römischen Feldzeichen gleicht, eingehauen. • Es ist ein senkrechter Strich, dessen oberer Teil einen Kreis als Durchmesser durchzieht, so aber, daß die Spitze 5—6 " darüber hinausragt. Der Kreis selbst ist von sich kreuzen­ den Linien durchschnitten. Herr Revierförster Linde­ Abb. l. Das angebliche Merkurrelief. mann hat dasselbe Zeichen an verschiedenen Steinen auf der Höhe des Peterskopfes gefunden. Wo­ rauf diese Zeichen deuten, ist noch nicht klar." In der zweiten Abteilung seiner „Studien zur ältesten Geschichte der Nheinlande" (Seite 6 und Tafel IV) wies Mehlis 1876 zwei weitere rad­ förmige Zeichen nach (die Zeichnungen Tafel IV sind ungenau). In demBüchlein „Im Nibelungen­ lande" erwähnt der gleiche Verfasser Seite 48 erstmalig im Jahre 1877 eine Pferdefigur. 2m Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der deut­ schen Geschichts- und Altertumsvereine 1889, Seite 78 bringt er sieben Inschriften und Figuren von Pferd und Adler. Zwei weitere Inschriften veröffentlicht Mehlis in der Zeitschrift für Ethno­ logie 1892, Seite 565 und in der Berliner Philo­ logischen Wochenschrift 1892, Seite 259. Endlich will Mehlis noch nachfolgende Tierfiguren ent­ deckt haben (Korrespondenzblatt des Gesamtvereins bis auf zwei zerstört. Von diesen sei die eine überhaupt nichts, die andere bestehe aus zwei Buchstaben zweifelhaften Alters. 2m übrigen seien die von Mehlis veröffentlichten Inschriften so wunderlich, daß Alter und Lesung höchst zweifelhaft wären. glücktes und infolgedessen unvollendet gebliebenes Pferd (Kopf und Hals fehlen), eine Erklärung, der ich mich nach nochmaliger Besichtigung an­ schließen möchte. 5 der Deutschen Geschichts- und Altertumsvereine Adler und das Zweigespann. An der in Frage 1893, Seite 53): ein Zweigespann mit Wagen­ kommenden Wand konnte ich nur drei Pferde- lenker, ein weiteres Pferd, Sonne, Mond und Sterne, zwei Schildkröten, ei­ ne Eule, einen ffguren finden, von denen eine leicht, die andern beiden schwer er­ kennbarsind.Die Umrißlinien sind in einzelnen Punkten ausge­ führt. Bei dem mittleren Pferd, das zum Zwei­ gespann gehören soll, sind Wagen und Lenker nicht vorhanden. Eine sorgfältige Ver­ gleichung zeigt, daß Mehlis die Umrißlinien der Figuren, welche wirklich vorhan­ den sind, und der Figuren, die er zu erkennen glaubte, vorHer- stellung der Auf­ nahmemitKohle nachgefahren hat. Links von dem angeblichen Zweigespann reits unter den „Falsae“ aufgeführt. Der Heraus­ geber des Werkes, Professor Zangemeister, hat im Jahre 1898 den Platz unter Führung des Herrn Or. Mehlis besucht. Die Inschriften waren nach seinen Ausführungen im LIO damals vator Or. Hock erklärt diese Linien für ein miß­ Cerviden (Elen­ tier?), eine Fle­ dermaus, einen Delphin und von Pflanzen end­ lich einen Mohn- ftengel. Besonders die letzterwähn- tenEntdeckungen zeugen von einer Phantasie des Beschreibers, die der des Beschrei­ bers des „Mer­ kurreliefs" nichts nachgibt. Die rö­ mischen Inschrif­ ten am Brun- holdisstuhl sind im Lorpus ln- scnptionum La- tinarum (Band XIII, Nr. 1075 mit 1084) be­ Abb. 2. Pferd fan der Wand VI). Nach Ausscheidung der Ergebnisse Mehlis- scher Phantasie bleiben eine menschliche Figur, vier (bzw. fünf) Pferde­ figuren und 3—4 Rä­ übereinengroßenTeil derteilsmit,teilsohne Was Zangemeister über die Inschriften schreibt, muß ich auch sind einige Linien eingeritzt. Auch hier hat es einer sehr starken Nachhilfe der Kohle bedurft, um eine Photographie zustande zu bringen, die ganz entfernt an einen Adler erinnert. Konser­ der von Mehlis auf­ geführten Zeichnungen sagen, nachdem ich die Felswände eingehend an Hand der Mehlis- fchen Berichte und der im Jahre 1893 auf­ genommenen Photo­ graphien untersucht habe. Eine der Photo­ graphien, deren Be­ nutzung an Ort und Stelle mir durch das freund­ befindet sich so hoch über dem Boden, daß die liche Entgegenkommen des Dürkheimer Altertums­ Maße nicht genommen werden konnten (Abb. 4,Z; vereins ermöglicht wurde, zeigt den angeblichen an Wand IV die 40 cm hohe menschliche Figur Grundriss der Fe/swände. Stäbe. Der beigege­ bene Grundriß (Abb. 3) zeigt die Verteilung der Zeichnungen an den einzelnen Fels­ wänden. An Wand I befindet sich ein Pferd von 50 em Höhe (Abb. 4,i), an Wand III ein achtspeichiges Rad mit Stab (die Zeichnung Abb. 3 Grundriß der Felswände. 6 (Abb. 1) und links darüber ein undeutlich sicht­ Seite 45, Anmerkung 1), bald als Sonnenzei­ bares Rad, vielleicht mit Stab, an Wand VI chen (2m Nibelungenlande 1877, Seite 48 und drei (bzw. vier) Pferde von 40,25 und 23 cm an anderen Orten). Auch in seinem Führer durch Höhe (Abb. 2 und 4,2 und s), an Wand X end- Dürkheim 1885, Seite 109 bezeichnet Mehlis lich ein achtspeichiges Rad mit Stab von 85 cm Höhe (Abb. 4,4) und ein sechsspeichiges Rad von 18emDurch- messer(Abb.4,s). Die einzelnen Zeichnungen befinden sich in sehr verschiedener Höhe. Der Höhenunterschied zwischen der höchsten und der tiefsten Figur dürfte 10 m betragen. Es ist zu hoffen, daß bei der beabsichtigten Fortsetzung der Aus- grabungen noch weitere Zeichnungen zu Tage treten. Wie bereits erwähnt, vermutet Pfarrer Butters in dem Rad mit Stab ein römisches Feldzeichen. Mehlis erklärt die Zeichen anfangs Abb. 5. Mergötterstein von Dunzweiler im Historischen Museum der Pfalz. die Räder als Son­ nensymbole und er­ innert meiner Ansicht nach mit Recht an die Stäbe mit Bretzeln, die am „Stabaustage" von den Kindern ge­ tragen werden. Die beiden Zeichnungen Abbildungen 4,4 und s möchte ich als an Stä­ ben befestigte Sonnen­ räder bezeichnen. 2m Gegensatz hiezu sieht Christ in den Rädern Zunftzeichen der Wag­ ner (vgl. Mannheimer Geschichtsblätter XIII 1912, Seite 253). Auf zwei Viergöttersteinen des Historischen Museums der Pfalz (von Dunzweiler und Nieder­ würzbach) sehen wir eine Gottheit mit Rad und Abb. 6. Gesichtsvase von Rheinzabern im Historischen Museum der Pfalz (Sammlung Ludowici!. Abb 4. Die Zeichnungen an den Felswänden. bald als Merkurstäbe (Studien zur ältesten Ge­ Szepter dargestellt. Daß diese Figur als Jupiter schichte der Rheinlande, 2. Abteilung 1876, Seite zu bezeichnen ist, beweisen zwei in Frankreich 6/7 und Pfälzisches Museum, 2. Jahrgang 1885, gefundene Bronzen. Die eine Figur von Chatelet 7 hält in der linken Hand ein Rad, in der rechten den Blitz', die zweite Figur von Landouzy-la- Ville hält gleichfalls in der linken das Rad, wundenen Schnur ein sechsspeichiges Rad trägt während der rechte Unterarm abgebrochen ist. (vgl. Abb. 6). Aber auch die Pferde gehören Durch die Inschrift am Sockel: I. O. M. ET dem Sonnenkult an. Dies zeigt abgesehen von N.AVG. ist auch diese Figur als Jupiter ge­ den bereits erwähnten Gigantenreitern auch ein sichert. Die bei­ den Viergötter­ steine von Dunz- weilerundNieder- würzbach sind höchst wahrschein­ lich Teile von Abb. 7. Sonnenwagen von Trundholm. ten Säule mit Kapitäl, das nicht selten vier Köpfe zeigt. Bekrönt wird das Denkmal von einer Jupitergigantengruppe, nach der das Ganze benannt wird. Die Gruppe besteht aus einem Reiter zu Pferd über einem Giganten. Der Kopf des Reiters zeigt fast ausnahmslos den üblichen Jupiter-Typus. Die Attribute des Gottes sind verhältnismäßig selten noch vorhan­ den. Bei einer zerschlagenen Jupitergiganten­ gruppe wurde 1909 im Wasserwald bei Zabern ein eiserner Blitz gefunden. In wenigstens drei Fällen trägt nun dieser durch den Wasserwald­ fund als Jupiter vollständig gesicherte Gott als Attribut das Rad (vgl. Hertlein, Die Jupiter- gigantensäulen Seite 33). Die an den Wänden des Brunholdisstuhles nachgewiesenen Räder bil­ Krumholzer vorkomme. Demnach dürfen wir den also eine wertvolle Ergänzung zu meiner annehmen, daß der Namen Krummholzerstuhl Erklärung des neugefundenen Reliefs als Jupiter. Dem gleichen Kultkreis endlich gehört eine doppel­ henkelige in Rheinzabern gefundene Gesichtsvase II. Der Brunholdisstuhl, ein römischer Steinbruch. Von K. Konservator Dr. Sprater in Speyer. Das zutage tretende Buntsandsteinmassiv des Brunholdisstuhles wird von einer Reihe im rechten Winkel aneinander stoßender, senkrecht abfallender Felswände gebildet. Die meisten dieser Wände sind von oben bis unten in langen Hieben abgespitzt, durch die wir lebhaft an häufig ganz ähnlich bearbeitete römische Steinsärge er­ innertwerden. BeigenauerBesichtigungderWände sehen wir, daß sich dieselben in scharf getrennte horizontale Bänder von durchschnittlich 50 cm Höhe gliedern. Die einzelnen Riefen haben nahezu die Form eines Viertelkreises. Durch die frü- der Sammlung Ludowici im Historischen Museum der Pfalz an, die an einer um den Hals gelegten ge­ Jupiterdarstellungen läßt den Schluß als be­ rechtigt erscheinen, daß dieselben der römi­ schen Zeit angehören. Wie wir nun so häufig unter unfern provinzial-römischen Skulpturen in römischer Form dargestellte gallische oder germa­ nische Gottheiten zu erkennen haben, handelt es sich auch hier jedenfalls nicht um den römischen Jupiter sondern um einen einheimischen Licht- und Sonnengott. Daß der Sonnenkult am glei­ chen Platze sich bis in die neueste Zeit erhalten hat, wird Herr Dr. A. Becker im Anschluß an meinen Bericht über den Brunholdisstuhl und seine Skulpturen darlegen. Nachtrag. Herr Pfarrer Klimm, Grethen macht mich darauf aufmerksam, daß in frühen Wachenheimer Urkunden ein Familiennamen von der Familie Krummhölzer kommt. Übrigens kommt auch bei Leistadt in einer Urkunde von 1793 ein Krummholzerstuhl vor. Fund aus vor­ römischer Zeit. Zu Trundholm auf Seeland fand man eine vergol­ dete, reichverzierte Sonnenscheibe aus Bronze, die von einem Pfer­ de gezogen wird. Das Ganze ruht auf sechs Rädern (Abb. 7). Wir sehen also,daß alle Zeichnungen am Brunholdisstuhl demKultderSon­ ne geweiht sind. Das nahe Ver­ hältnis der Zeich­ nungen am Brun­ Jupitergiganten- säulen. Eine ein­ gehende Bearbei­ tung hat diese Denkmälerklasse, die auch in der Pfalz sehr ver­ breitet ist, neuer­ dings durch Pro­ fessor Hertlein (1910) erfahren. Das ganze Denk­ mal besteht in den meisten Fällen aus einem Sockel (Viergötterstein), einem Zwischen­ holdisstuhl zu gesicherten provinzial-römischen sockel (Wochengötterstein) und einer meist geschupp­ 8 Heren wie durch die neuesten Grabungen wurden größere bisher durch Schutt verdeckte Teile der Felswände freigelegt, doch ist man noch an keinem Punkte auf die Sohle gekommen. Die Höhe des Hauptfelsens beträgt, so weit er zur Zeit freige­ entlang geführt werden. Die Quader wurden legt ist, 16 m. Die Verteilung der Felswände meist in einer Größe von ‘/g Kubikmeter gewonnen ersehen wir am besten aus der Grundrißskizze (Länge und Breite je 1 m, Höhe 50 em). Was (Abb. 3 S. 5.) Die Wand VIII setzt sich jedenfalls wir heute sehen, ist immer nur der unterste Teil bis zur Wand X fort, doch ist das fehlende Stück der zur Loslösung des Quaders eingeschlagenen heute noch mit Schutt überdeckt, der meines Er­ Rinne während der durch die Rinnen abgetrennte achtens davon herrührt, daß man zwischen den Quader bereits abgehoben ist. Die Breite der beiden Wänden noch in nachrömischer Zeit Steine Rinnen beträgt durchschnittlich 5 cm. Es wird gebrochen hat. Eine Gesamtaufnahme der ge­ wohl unmöglich gewesen sein, die Rinne so schmal waltigen Felswände auf photographischem Wege 50 cm tief einzuhauen. Wir dürfen vielmehr herzustellen, erwies sich leider als unmöglich. Um annehmen, daß die Rinne oben wesentlich breiter so mehr bin ich Herrn Städt. Zeichenlehrer Job­ (vielleicht 15 bis 20 cm) war. Leichter hätte ja mann für die Herstellung einer Ansicht derselben der Steinbrecher zu arbeiten gehabt, wenn er die zu Dank verpflichtet (Abb. 8). Die Abarbei­ Rinne schräg in die Wand hineingehauen hätte. tung der Felswände sehen wir deutlich auf der Dann hätte er jedoch den Felsen nur bis zu Abbildung 9. einer geringen Tiefe abbauen können. In der Was mag der Grund für die eigenartige Tiefe des Steinbruches konnte er allerdings dieses Bearbeitung der Felsen gewesen sein? Um einen bequemere Verfahren anwenden und tatsächlich Hintergrund für das rohe Relief und die Zeich­ sehen wir die Wand III an zwei Stellen schräg nungen zu schaffen, wird man diese gewaltige abgearbeitet. Dies zeigt uns wohl an, daß wir Arbeitsleistung gewiß nicht vollbracht haben. Pfar­ rer Lehmann erklärt in seiner Arbeit „Das Dürk- heimer Thal" im Jahre 1834 den Brunholdis- stuhl für einen Steinbruch. Mehlis vermeidet es bauten Steinbruch beschreibt Hugo Blümner im meist, eine Erklärung für die Felswände zu geben. 3. Bande der Technologie und Terminologie der Zwar bezeichnet er sie im 1. Jahrgang des Pfäl­ Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern zischen Museums (S. 55) als Steinbruch, um 1884 S. 73: „Unter den durch Tagbau betrie­ aber schon im folgenden Jahrgang (S. 45 Anm. 2.) benen Steinbrüchen der Griechen sind als be­ zu schreiben: „Den Steinbruch muß ich nach sorg­ sonders instruktiv zu bezeichnen die Marmor­ fältiger Prüfung stark bezweifeln." Mit diesen brüche des Pentelikon, von Karystos auf Euboea, Worten wendet sich Mehlis gegen Or. Paul von Skyros und Paros, sowie die berühmten Wislicenus, der am angeführten Orte den Brun- Latomien von Syrakus. Was sich an diesen Brü­ holdisstuhl für einen römischen oder gallischen chen noch am besten erkennen läßt, ist die Art Steinbruch erklärt. Auch Zangemeifter schreibt im des Ausschrämens; dieselbe ist allerdings nicht XIII. Bande des Corpus Inscriptionum Lati- überall die gleiche, da z. B. am Pentelikon die narum unter Nr. 1075, daß es sich möglicher­ Brüche mit großer Geschicklichkeit senkrecht ausge­ weise um einen römischen Steinbruch handelt. schrämt und behauen sind, während auf Skyros In seinen „Materialien zur Besiedelungsgeschichte die unten ftärkern Bänke weit hinein ausgeschrämt Deutschlands" erwähnt Schumacher (S. 210) von sind, so daß dadurch eine überhangende Felsen­ römischen Steinbrüchen in der Pfalz Altleiningen halle gebildet wird; und ebenso ist in Syrakus und Breitfurt, dagegen nicht den Brunholdisftuhl. Wie und aus welchem Grunde die Felswände des Brunholdisftuhles in der beschriebenen Weise abgearbeitet worden sind, hat noch niemand zu er­ klären versucht. Als ich vor einigen Jahren gemein­ sam mitHerrn Konservator Or. Reinecke (München) den Brunholdisftuhl besuchte, machte mich der­ selbe auf eine auf der Oberfläche der Wand IX sein, wie sie heut im Gebrauch sind." befindliche Rinne aufmerksam, die für die Lösung Eine andere bereits von den Römern ange­ unserer Frage von großer Wichtigkeit ist. Das wendete Steinbruchtechnik, die sich bei uns bis gleiche Vorkommnis ist nach den neuesten Aus­ zur Verwendung des Pulvers allgemein erhalten grabungen sehr schön unmittelbar unter dem an­ hat, beschreibt Blümner S. 75 folgendermaßen: geblichen Merkurrelief zu sehen (Abb. 9, unten „Um einen Steinblock vom Felsen zu lösen, meißelte in der Ecke). Diese Beobachtung zeigt uns, daß man kleine Furchen oder Rinnen von 6—9 cm man den zu gewinnenden Quader auf allen Seiten­ Breite und ebensoviel Tiefe in den Stein, und flächen von dem Felsen durch mit der Zweispitz auf dem Grund derselben in bestimmten Ab­ eingehauene Rinnen losgetrennt hat. Dann erst wurde der Quader durch einen Keil vom Felsen ab­ gehoben. Dieses Verfahren ist sehr schwierig, denn die Zweispitz mußte hart an der senkrechten Wand uns an dieser Stelle nicht mehr weit über der Sohle befinden. Einen anscheinend in gleicher Technik abge­ das System befolgt, die Felsen in zwei krummen Linien, welche nach oben spitz zusammenlaufen, zu bearbeiten. Dabei scheint die Arbeit des Ab­ schrämens, soweit man dasselbe noch beurteilen kann, da sich nicht selten die Spuren des Meißels noch an den Felswänden verfolgen lassen, so ziemlich mit den gleichen Werkzeugen erfolgt zu ständen kleine Vertiefungen zur Aufnahme der Keile. Alle diese Keile, welche in einer und der­ selben Linie verteilt waren, mußten gemeinschaft­ lich wirken, um den Stein in der ganzen Länge des Einschnittes abzusprengen; der Zweck der Furche konnte nur der sein, den Bruch in der bestimmten Richtung zu führen und den Wider­ stand des Gesteins zu vermindern. Bisweilen fehlt allerdings die Furche und die Vertiefungen für die Keile find an der Oberfläche des Gesteins selbst angebracht: sei es, daß es den Sprengenden nicht gerade auf die Richtung, in welcher das nützung des Steinbruchs nicht in Frage, da die beschriebene Technik Werkzeuge voraussetzt, die in vorrömischer Zeit noch nicht bekannt waren. An dem Platze, an dem man in römischer und viel­ leicht auch schon in vorrömischer Zeit zu Ehren des Sonnengottes Feste veranstaltet hat, haben römische Steinbrucharbeiter das Bild des Sonnen­ gottes und seiner Attribute in die Felswände einge­ zeichnet. Wie ich schon früher bemerkt habe, be­ finden sich die Zeichnungen in sehr verschiedener Höhe. Wenn erst einmal der Schutt vor der Wand VI weggeräumt sein wird, wird es sich zeigen, daß 9 Abb. 8. Der „Brunholdisstuhl" bei Bad Dürkheim (Zeichnung des Herrn Jobmann). Stück abgelöst wurde, ankam, sei es, daß schon von Natur Fugen im Stein waren, welche die Sprengung in bestimmter Richtung sicherten. Diese Keillöcher sind meist 5—6 cm lang, ebenso tief und halb so breit." An den Felswänden des Brunholdisftuhles habe ich nirgends Spuren einer Anwendung von solchen Keilen beobachten können. Dagegen fanden sich bei den jüngsten Ausgra­ bungen mehrere Steine mit Keillöchern am Rande. Auch ein Sprengkeil wurde gefunden. Ob diese Technik hier bis in römische Zeit zurückgeht, be­ zweifle ich. Ich möchte vielmehr annehmen, daß man in nachrömischer Zeit in der zwischen den Wänden VIII und X vorhandenen Lücke auf einer Breite von 25 m in der zuletzt beschriebenen Technik Steine gebrochen hat. Für die Bestimmung des Alters sind das oben beschriebene Relief und die Zeichnungen von größter Wichtigkeit; das angebliche Merkurrelief und die Pferde machen durchaus den Eindruck roher römischer Arbeit. Für diese zeitliche An­ setzung spricht auch meine Erklärung der Darstel­ lungen. Vorrömische Zeit kommt für die Be­ die eingeritzten Pferdefiguren, die der dicht davor Stehende zum Teil nur mit Mühe erkennen kann, wenigstens 10 m über der Sohle des Steinbruches liegen. Von unten konnte man zum mindesten die beiden Pferdefiguren (Abb. 4,2 und 3) auch schon in römischer Zeit sicher nicht sehen. Wir müssen daher annehmen, daß die Arbeiter in einer Zeit, als der Steinbruch in vollem Betrieb war, die Skulpturen an dem Platze gemacht haben, wo sie gerade beschäftigt waren. Roch einen weiteren Beweis möchte ich an­ führen, der meines Erachtens für meine Erklärung des Brunholdisftuhles als römischer Steinbruch spricht. In spätrömischem Mauerwerk des Ka­ stells Altrip wurde im Jahre 1835 ein im Jahre 181 n. Ehr. dem Schutzgott der Beneficiarier geweihter Stein gefunden, der sich jetzt im Histori­ schen Museum der Pfalz befindet. Auf Grund einer Notiz bei Symmachus, einem spätrömischen Schriftsteller des 4. Jahrhunderts n. Ehr., hatte man früher angenommen, daß der Stein in spät­ römischer Zeit aus Ladenburg verschleppt worden sei. Nachdem ich nun im Jahre 1912 das Kastell 10 In unserem Steinbruch wurde wohl nur das Steinmaterial gewonnen, nicht aber die Bildhauer­ sei aus einer Beneficiarierstation verschleppt, die arbeiten hergestellt. Auch hierfür bietet das Histo­ nach Auflassung des Kastells Rheingönheim im rische Museum der Pfalz ein interessantes Beleg­ Jahre 74 n. Chr. an dessen Stelle getreten sei. stück. Aus dem spätrömischen Mauerwerk von Erst später gelang mir der Beweis durch die Auf­ Altrip besitzt dasselbe ein auffallend hoch gear­ findung eines Ziegelstempels der VIII. Legion aus beitetes Relief, das früher als „gefesselter Sklave, Abb. 9. Mit der Zweispitz abgearbeitete Felswand (Wand III). Die Photographien wurden von Werkm ister Jung, di- Zeichnungen mit Ausnahme der Gesamtansicht von Museumszeichner Steinmetz in den Werkstätten des Historischen Museums der Pfalz hergestelli. Rheingönheim entdeckt hatte, kam ich zu der Über­ zeugung, der in Altrip gefundene Beneficiarierstein dem 2. Jahrhundert n. Chr. Anfangs suchte ich den Nachweis auf indirektem Wege zu erbringen. Das Steinmaterial für Ladenburg hat man im 2. Jahrhundert sicherlich aus dem nahen Odenwald und nicht aus dem viel weiter entfernten Haardtgebirg geholt. Der weiße Sandstein unseres Reliefs konnteabermeinerAnsichtnachnurausdemmonumentennachgewiesenist.Wirsehenhieraus, Haardtgebirge stammen. Dies wurde mir auch von Herrn Or. Häberle bestätigt, der auf meine Bitte hin den Stein untersuchte und erklärte, daß der Stein aus der Gegend von Dürkheim stammen müsse. Aus diesem weißen Sandstein ist nun eine größere Anzahl von in der Pfalz gefundenen rö­ mischen Steindenkmälern gearbeitet, so daß wir allerdings in Bosse roh angelegt in einem römi­ annehmen dürfen, daß das Material für dieselben schen Steinbruch bei Breitfurt im Bliestal gefunden. am Brunholdisstuhl gebrochen worden ist. Bei diesen ca. 100 Zentner schweren Kolossen ist es (Germane)" gedeutet war. Or. Barthel hat nun im VII. Bericht des Kais. Archäologischen Instituts (S. 181/182) den Nachweis erbracht, daß es sich um eine roh in Bosse angelegte ganz unfertige Darstellung des Aeneas handelt, wie sie als Rund­ figur mehrfach als Bekrönung von römischen Grab­ daß das benötigte Steinmaterial in Quadern an Ort und Stelle aus dem Steinbruch geliefert wurde und daß die Steine erst hier vom Bildhauer in Arbeit genommen wurden. Die gewaltigen Reiter­ statuen, die heute an der Freitreppe des Histori­ schen Museums der Pfalz aufgestellt sind, wurden jedoch verständlich, daß man schon vor dem Trans­ port alles entbehrliche Material entfernte. Weniger Gewicht möchte ich auf die bis­ herigen Kleinfunde legen, zumal dieselben nicht von der Sohle des Steinbruches stammen. Mehlis erwähnt, daß bei den von ihm geleiteten Ausgra­ bungen des Türkheimer Altertumsvereins römische und mittelalterliche Gefäßreste gefunden worden seien. Auch bei den jüngsten Arbeiten fand sich in beträchtlicher Tiefe die untere Hälfte eines Kruges, den ich nach Form und Technik als römisch an­ sprechen möchte. Die von mir beschriebene Steinbruchtechnik am Brunholdisstuhl ist sicher nicht auf die römische Zeit beschränkt sondern ist auch noch in späterer Zeit angewendet worden. In einem amtlichen Gutachten (April 1917) äußert sich Konservator Or. Hock, der sich seit längerer Zeit schon mit dem Studium der alten Steinbruchtechnik befaßt und bereits vor Jahren mit mir den Brunholdis­ stuhl besucht hat, zu dieser Frage: „Die hochgehen­ den, vielfach pfeilerartig gruppierten Felswände des Brunholdisstuhles erscheinen in ihrer Mehr­ zahl von oben bis unten mit dem Zweispitz abge­ arbeitet und kennzeichnen sich dadurch als aufge­ lassene Steinbrüche. Man hat von oben nach unten die Felswände mittels tiefer, genügend breiter „Schrote" in Bänken abgebaut und dann aus ihren „Lagern gehoben". Diese Methode ist in Sand­ steinbrüchen heute noch üblich, wenn es sich um Material handelt, das durch Keilsetzen und Pulver­ sprengennichtrichtig„gestoßen"werdenkann. Man beugt dadurch insbesondere vor, daß der Stein „schlenzt" d. h. daß er da, wo Lager und Stoß­ fuge zusammentreffen, mit einer Rundung aus­ bricht anstatt kantig. — Zum Einarbeiten der tiefen Schrote verwendet man große und langgestielte Zweispitze, die sich durch lange, bogenförmige Hiebe kennzeichnen. In Brüchen bei Altleiningen soll heute noch in dieser Weise gearbeitet werden, auch im fränkischen Buntsandsteingebiet ist diese Arbeits­ weise bekannt." Nachträglich konnte ich in Er­ fahrung bringen, daß auch im Bliestal heute noch diese Steinbruchtechnik angewendet wird. Der Brunholdisstuhl bildet demnach ein hoch­ interessantes, kulturgeschichtlich wertvolles Denkmal. Es haben sich daher der Türkheimer Verschönerungs­ verein unter seinem langjährigen Vorstand Ökono­ mierat Karl Schäfer sowie der Bad- und Salinen­ verein durch die Erwerbung des Felsens ein großes Verdienst erworben und ich möchte zum Schluffe nur der Hoffnung Ausdruck geben, daß es gelingen möge, die zur weiteren Freilegung des Felsens notwendigen Mittel flüssig zu machen. 11 III. Der „Brunholdisstuhl" als Kultstätte. Von Dr. Albert Becker in Zweibrücken. „Auf der Südseite der Ringmauer (bei Bad Nachtgleiche stattfindenden Volksfeste („Lichter­ D ürkheims befindet sich der sogenannte krumm- holzene Stuhl, ein Felsen, wo sich auf Fast­ nacht die Jugend Dürkheims mit einem, wahr­ scheinlich aus einem heidnischen Gebrauche her­ rührenden Freudenfeuer belustigt."' Was I. G. Lehmann hier aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts berichtet, ist als der ver­ blaßte Rest eines einst weithin geübten gehalt­ volleren, kultmäßigen Frühlingsbrauches an­ zusehen, von dem uns die Chronik des alten Klosters Lorsch an der Bergstraße schon aus dem Jahre 1090 erzählt: die Ursache eines Bran­ des, der die prächtige Kirche und einen großen Teil der Gebäude des Klosters vernichtete, war das Emporschleudern einer brennenden Holzscheibe bei einem am Tag der Frühjahrs-Tag- und ' I. G. Lehmann, Das Türkheimer Tal (Ge­ schichtliche Gemälde aus dem Rheinkreise Bayerns II), Heidelberg 1834, S. 148. Über die strittige Benennung des Felsens sowie andere problematische Fragen, die sich an ihn knüpfen, vgl. jetzt auch Or. C. Mehlis, Vom „Brunholdisstuhl" bei Bad Dürkheim (Korxespondenz- blatt des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine 65 (1917) 65 ff.) Beachtenswert ist ein Aufsatz von R. Henning, Nannenstöl und Brunhildenftuhl in der Zs. f. deutsches Altertum 49, 468 ff, worauf Herr Prof. vr. K. Droege in Wilhelms­ haven freundlichst hinweift. spiel") gewesen? Das Scheibenwerfen oder Scheiben­ schlagen in der Fastenzeit, dessen ältestes Zeug­ nis wir eben vernahmen, ist eine ausschließlich in Oberdeutschland, heute noch im schwäbisch­ alemannischen Gebiet," früher aber auch weiter nördlich über Franken hin verbreitete Volkssitte. Nach dem Zeugnis des Johannes B oh emus Aubanus(J. Böhm aus Aub an der Tauber)" aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts erzählt so Sebastian Franck in seiner „Wahrhaftigen Beschreibung aller Teile der Welt" von dem dem Scheibenschlagen ähnlichen Scheibentreiben: „Zu Mittcrsasten flechten sie ein alt Wagenrad voller Stroh, tragen's auf einen hohen, jähen Berg, haben darauf den ganzen Tag ein guten Mut, mit vielerlei Kurzweil, Singen, Springen, Tanzen, Geradigkeit und anderer Abenteuer, um die Vesper­ zeit zünden sie das Rad an und lassen's mit vollem Lauf ins Tal laufen, das gleich anzu- 2 E. Mogk,

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Gedruckt Gedruckt
1917
Hofbuchdruckerei Hermann Kayser
Kaiserslautern
Herausgegeben Herausgegeben
1917
Historischer Verein der Pfalz
Speyer
1916 1919
Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Objekt aus: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Der über 2000-jährigen Tradition des Weinbaus in Bad Dürkheim entsprechend, ist das Stadtmuseum in einem ehemaligen Weingut untergebracht. Auf über...

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