Das Ölgemälde "Junge Frau mit beiger Bluse" aus dem Jahr 1935 von Peter Krisam zeigt eine junge Frau mit heller Bluse und dunklem Rock auf einem roten Hocker sitzend. Sie stützt ihren rechten Arm auf den Hocker und blickt nach links. Wie eine Femme fatale mit offenen Haaren, roten Lippen, offener Bluse, nackten Armen und leicht gesenktem Blick zur Seite hält sie über ihren gekreuzten Beinen ein blaues Tuch oder einen Hut in der Hand. Die Szenerie ist vor einem blauen Hintergrund dargestellt. Das Blau hinterlegt die nackten Arme der Frau und ergibt einen Kontrast, der ihren Körper und ihre Haltung noch stärker betont. Sowohl kräftige Komplementärfarben als auch schwarze Umrisslinien und Schattierungen machen den Duktus von Peter Krisams Arbeiten aus und erinnern gleichzeitig an Arbeiten von Max Beckmann. Es lassen sich auch Einflüsse des luxemburgischen Künstlers Joseph Kutter erkennen, den Krisam zwischen 1933 bis 1937 besuchte. Die Ähnlichkeiten finden sich vor allem in der dunklen Hinterlegung der Figur.
Peter Krisam gehört zur Generation des sogenannten "Expressiven Realismus". Paul Ferdinand Schmidt spricht im Gegensatz zum neuaufgekommen Begriff "Neue Sachlichkeit" von einer "neuen Unsachlichkeit". Gemeint war damit die Verbindung aller künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten der Moderne mit den individuell grenzenlosen Möglichkeiten, die Erfahrungen des Ersten Weltkrieges, der Weimarer Republik und des Faschismus im Kunstwerk zu verarbeiten. Die Farbe vermittelt im vielleicht erst heute sichtbaren Kontrast zwischen Frühwerk und Spätwerk Peter Krisams. Seine kultivierte, an der französischen Moderne geschulten Koloristik und die feine, mediterran wirkende Flächigkeit seiner Bilder verbinden die Schaffensphasen, verleihen einem Teil der Werke - auch den topographischen Ansichten - eine außerordentliche Poesie.