Original: Deutsch
Brief 21.12.1939
Meine Lieben
Dank für den mit einem Weihnachtsengel gesandte Botschaft.
Umstehend ein eben gedichtetes zeitgemäßes Weihnachtsgedicht. Eben kam ein Jahr!(?)
Auf Wiedersehn über die Feiertage!
Geruhig Fest!
Gruß Mutter & Vater
Rückseite:
Kriegs-Weih-Nacht 1939
Kriegs-Winter-Sonnwend-Weih-Nacht
Und draus steht unser Heer auf Wacht!
Am Westwall, in der Luft, im Meer
Schützt unser Reich die deutsche Wehr.
Schützt uns vor Tod und vor Verderben,
Es geht um Leben oder Sterben!
Und mancher läßt im Schlamm und Gräben
Für uns am Christfest treu sein Leben!
Ach, und in Ost, Nord, West und Süden
Da singt und predigt man vom Frieden,
da schwärmt die ganze Christenheit
von gnadenbringender Weih-Nachtszeit!
Und dabei will das Volk der Briten
Deutschland vernichten & verschütten
Dies Heuchlervolk von frommen Teufeln
Man könnt´ am Christentum verzweifeln!
Wo sehn in Wintersonnenwende
Wir einen Lichtstrahl und ein Ende?
Uns strahlt nur auf ein einzig Licht
Im Kampf ums Dasein : es heißt Pflicht.
Wenn man uns will brutal zerstören
Da müssen wir brutal uns wehren.
In dieser tiefsten deutschen Not
Im Kampf um Leben, Heim & Brot.
Die deutsche Tanne voller Kraft
Mit gipfel-konzentriertem Schaft
Verwurzelt tief im Heimatgrunde,
Die immergrün, strebt in die Runde,
Geschwindt mit hoffnungsreichen Licht
Ist das Symbol urdeutscher Pflicht!
Wogegen sie in England drüben
Die Mistel als ihr Sinnbild lieben,
die als Schmarotzerpflanze klebt
und von dem Blutsaft andrer lebt!
Wenn es ein Gott im Himmel gibt,
der seine Menschvölker liebt.
So hält er diesmal ein Gericht
Und führt uns wieder hoch ins Licht!
Und läßt sein Deutschland voller Streben
Zum Wohl der ganzen Menschheit leben!
So schaun wir durch die Weihnacht kla
Voll Zuversicht ins Neue Jahr
Und üben, dankbar, ohne Grämen
Daß Geben seliger ist als Nehmen
Und unser Wünschen traut und hehr
Gilt Führer, Volk & Reich & Wehr
Gilt allen draus, die ohne klagen
Für uns vor´m Feind ihr Leben wagen.
Wir stehn daheim all´ mit im Krieg
Wer hilft und glaubt, trägt bei zum Sieg.
Karl Räder
Bad Dürkheim Rheinpfalz
21/12 1939