Das Ölgemälde "Blick auf den Dom" aus dem Jahr 1938 von Peter Krisam zeigt einen Straßenzug in Köln mit Blick auf eine Straße mit Häusern und im Hintergrund auf den Kölner Dom. Im Vordergrund sind rechts zwei Bäume vielleicht als Ausschnitt eines Parks, und eine leere Straße mit dem Dom als Fluchtpunkt dargestellt. Auf der linken Seite des Bildes ist eine Frau in blauem Kleid und rotem Hut auf dem Bürgersteig in Vorderansicht, aber ohne ausgearbeitetes Gesicht zu sehen. Die Häuser, Fenster und die leere graue Straße sind flächig und grob dargestellt. Das Bild ist streng komponiert. Lediglich ein rotes Ladenschild, bunte Staffagefiguren und eine Hauswand in kräftigem Ockerton beleben das Bild. An dem Punkt, an dem das kräftige Grün der Blätter und das Ockergelb der Hauswand als Komplementärfarben aufeinandertreffen, ergibt sich ein Bildmittelpunkt. Von 1937 bis 1940 lebte und arbeitete Peter Krisam als freischaffender Künstler in Köln. Schon 1934 war er für mehrere Monate in Köln ansässig. Kräftige Komplementärfarben, dicker Farbauftrag und Farbflächen machen den Duktus von Peter Krisams Arbeiten aus.
Peter Krisam gehört zur Generation des sogenannten "Expressiven Realismus". Paul Ferdinand Schmidt spricht im Gegensatz zum neuaufgekommen Begriff "Neue Sachlichkeit" von einer "neuen Unsachlichkeit". Gemeint war damit die Verbindung aller künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten der Moderne mit den individuell grenzenlosen Möglichkeiten, die Erfahrungen des Ersten Weltkrieges, der Weimarer Republik und des Faschismus im Kunstwerk zu verarbeiten. Die Farbe vermittelt im vielleicht erst heute sichtbaren Kontrast zwischen Frühwerk und Spätwerk Peter Krisams. Seine kultivierte, an der französischen Moderne geschulten Koloristik und die feine, mediterran wirkende Flächigkeit seiner Bilder verbinden die Schaffensphasen, verleihen einem Teil der Werke - auch den topographischen Ansichten - eine außerordentliche Poesie.