Das Ölgemälde "Nunkirchen" aus dem Jahr 1936 von Peter Krisam zeigt eine sommerliche Landschaft mit Straße, Brücke, Personen, Kirche, Häusern und Fluss. Im Vordergrund des Bildes beschreiten zwei Bauern mit Sense die rundbogige Brücke. Der Weg in das Dorf, das durch den Titel als Nunkirchen identifiziert werden kann, wird von einer Allee und einem Turm gesäumt. Rechts im Bildmittelgrund ist Nunkirchen mit kräftigen, flächigen Rottönen der Dächer dargestellt. Die Kirche ragt über die stilisierten Häuser hinaus. Das Bild ist sorgfältig konstruiert. Die Farbflächen mit kräftigen Komplementärfarben sind grob und wenig detailreich angebracht. Während ockerfarbene, grüne und blaue Farbtöne im Vordergrund und Hintergrund das Bild zusammenhalten, tritt das Rot der Häuser wie eine Linie im Mittelgrund des Bildes in Erscheinung. Die Personen im Bild sind nur angedeutet, sie sind Staffagefiguren, die Farbpunkte transportieren. Kräftige Komplementärfarben, Farbflächen als auch schwarze Umrisslinien machen den Duktus von Peter Krisams Arbeiten aus.
Peter Krisam gehört zur Generation des sogenannten "Expressiven Realismus". Paul Ferdinand Schmidt spricht im Gegensatz zum neuaufgekommen Begriff "Neue Sachlichkeit" von einer "neuen Unsachlichkeit". Gemeint war damit die Verbindung aller künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten der Moderne mit den individuell grenzenlosen Möglichkeiten, die Erfahrungen des Ersten Weltkrieges, der Weimarer Republik und des Faschismus im Kunstwerk zu verarbeiten. Die Farbe vermittelt im vielleicht erst heute sichtbaren Kontrast zwischen Frühwerk und Spätwerk Peter Krisams. Seine kultivierte, an der französischen Moderne geschulten Koloristik und die feine, mediterran wirkende Flächigkeit seiner Bilder verbinden die Schaffensphasen, verleihen einem Teil der Werke - auch den topographischen Ansichten - eine außerordentliche Poesie.