Das Ölgemälde "Die Lesende" von Peter Krisam zeigt eine unbekannte Frau mit einem Buch in der Hand vor einem Tisch mit Vase sitzend. Sie trägt ein schwarzes Oberteil und einen roten Gürtel. Die Haare sind schulterlang und ihr Blick fällt melancholisch in die linke Bildhälfte. Das Buch ist leicht geöffnet und liegt in ihrem Schoß. Eine kleine rosane Vase steht links im Bild auf einem Tisch. Im Hintergrund des Bildes ist ein Gemälde zu sehen und ein Türrahmen auf der rechten Seite. Die Wand ist in hellen Farbtönen gemalt. Die schwarzen Umrisslinien und die Farbfelder erinnern an den "expressiven Realismus", dem der Maler Krisam zuzuordnen ist. Es könnte sich aber auch um eine Vorstudie handeln.
Peter Krisam gehört zur Generation des sogenannten "Expressiven Realismus". Gemeint war damit die Verbindung aller künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten der Moderne mit den individuell grenzenlosen Möglichkeiten, die Erfahrungen des Ersten Weltkrieges, der Weimarer Republik und des Faschismus im Kunstwerk zu verarbeiten. Die Farbe vermittelt im vielleicht erst heute sichtbaren Kontrast zwischen Frühwerk und Spätwerk. Seine kultivierte, an der französischen Moderne geschulten Koloristik und die feine, mediterran wirkende Flächigkeit seiner Bilder verbinden die Schaffensphasen, verleihen einem Teil der Werke-auch den topographischen Ansichten-eine außerordentliche Poesie.