Kalender und Almanache waren bis zum 19. Jh. ein populäres Lektüremedium für breite Bevölkerungsschichten. Der Lahrer Hinkende Bote, verlegt von Johann Heinrich Geiger, erschien erstmals 1801 und ist damit einer der jüngsten Kalender in dieser Region. Wie für die Gattung der Volkskalender üblich, enthält der Lahrer Hinkende Bote einen Kalender nach verschiedenen Zeitrechnungen und so genannte astrologische Praktica (auf Astrologie beruhende Wettervorhersagen), Termine für Messen und Märkte in der Region, "merkwürdige" Anekdoten und erbauliche Erzählungen, Berichte über historische Begebenheiten und interessante politische Neuigkeiten.
Die Ausgabe von 1814 enthält unter anderem eine Karte des Großherzogtums Baden und den Stammbaum des Großherzoglichen Badischen Hauses sowie, als "Weltbegebenheiten", Nachrichten über den Krieg zwischen Frankreich und Russland.
Auf dem Titelblatt des Lahrer Kalenders ist der namengebende "Hinkende Bote" abgebildet: ein Mann mit Holzbein in Soldatenuniform. Tatsächlich waren es häufig invalide Soldaten, die versuchten, sich als Kolporteure von Nachrichten und Geschichten oder als Verkäufer von Volkskalendern ein Auskommen zu sichern. Die "hinkenden Boten" wurden in den Kalendern oftmals nicht nur visuell dargestellt, sondern auch textuell, indem sie darin als Erzähler auftreten. Kalender mit "hinkenden Boten" im Titel waren vor allem im südwestdeutschen Raum, der Schweiz und dem Elsass verbreitet. [Johanna Kätzel]