Original: Deutsch
Der Streit der
Pflanzennährstoffe
Heiteres und belehrendes Bühnenspiel,
von Karl Räder, Bad Dürkheim (Rheinpfalz).
Erschienen im Selbstverlag von Karl Räder, Bad Dürkheim
1931.
Zu beziehen durch den Verfasser:
Karl Räder,
Bad Dürkheim (Rheinpfalz)
Räderklause.
Erklärung.
Ein Bauer weih zuletzt nicht mehr, womit er seine Äcker düngen
soll, nachdem alle im Handel befindlichen Pflanzennährstoffe und deren
verschiedene Formen ihm immer wieder ihre Vorzüge angepriesen haben.
Er beantragt daher ein Schiedsgericht, das als neutrale Stelle darüber
entscheiden soll, welche Bedeutung dem Stallmist, dem Kalk und den für
die Düngung in Frage kommenden Pflanzennährstoffen zukommt.
Vor dem Gericht werden als erste der geladenen Parteien —
symbolisch durch Personen dargestellt — der Stallmist und der Kalk
vernommen, da sie die Grundlage sämtlicher Düngungsmahnahmen find.
Alsdann werden die ebenfalls personifizierten Pflanzennährstoffe Phos-
phorsäure, Kali und Stickstoff verhört. Aus diesen Vernehmungen erkennt
man wiederum deutlich, wie heftig die Parteien um eine Vormachtstellung
in der Pflanzenernährung streiten. Außerdem hat das Gericht aber noch
Zeugen und als Sachverständigen sogar einen Vertreter der Wiffenfchaft
zur Verhandlung gebeten. Nachdem sich auch diese neutralen Stellen
zum Antrag des Bauern geäußert haben, stellt das Gericht vor allem
auf Grund der Sachverständigenausfage fest, daß sowohl der Stallmist
und Kalk als auch alle drei Kernnährstoffe — Stickstoff, Phosphorsäure
und Kali — für das Pflanzenwachstum unentbehrlich sind und daß
kein Nährstoff ohne die andern das Pflanzenwachstum fördern kann.
Somit endet die Klage des Bauern mit einer zufriedenstellenden
Aufklärung und der Streit der Pflanzennährstoffe mit einem friedlichen
Vergleich. Die erzielte Einigkeit und die harmonische Zusammenarbeit
der Nährstoffe beim Pflanzenaufbau werden der Landwirtschaft, auch
im Hinblick auf ihr Verhältnis zu den anderen Berufsständen, als
nachahmenswert empfohlen.
— 5 —
Hauptziel des Stückes ist, eine in Sprache und Handlung möglichst
gemeinverständliche, rein sachliche und heitere Darstellung der Grundbegriffe
über die Pffanzennährstoffe, deren Verhalten und deren Wirkung
zu geben. Politische, sowie streng wiffenschastliche Erörterungen muhten
verständlicherweise unberührt bleiben.
Die Form der gebundenen Sprache erschien im vorliegenden Falle
zweckdienlich. Damit das Stück von Mitgliedern landwirtschaftlicher
Vereine oder von Landwirtschaftsschülern und dergl. überall in Deutschland
auf dem Lande gespielt werden kann, kam hierfür nur die hochdeutsche
Sprache und eine möglichst einfache Darstellung in Betracht.
Der Verfasser.
Sämtliche Rechte, insbesondere auch die der Vertonung, der Verfilmung
und der Äberfetzung Vorbehalten.
Copyright 1931 by Karl Räder, Bad Dürkheim (Rheinpfalz).
— 6 —
Parteien
Zeugen
Herr Stallmist:
Herr Kalk:
Frl. Kali:
Herr Stickstoff:
Frl. Sonne:
Frau Waffer:
Der Bauer:
Der Streit der Pflanzennährstoffe
Einakter
von Karl Mäder» Bad Dürkheim.
Personen:
Der Bauer Schaffklug, Kläger
Herr Stallmist
Herr Kalk
Frau Phosphvrsäure
Frl. Kali
Herr Stickstoff
Frl. Sonne
Frau Waffer
Herr Profeffvr Maximum, Sachverständiger
Der Richter
Der Gerichtsfchreiber
Der Gerichtsdiener (Büttel)
Die Göttin der Landwirtschaft, Ceres.
Die Darsteller der Pflanzennährstoffe tragen nach Möglichkeit Kleidung
oder Abzeichen in den üblichen Farben der Nährstoffe.
Kalk-grün — Phvsphorsäure-gelb — Kali-blau — Stickstoff-rot.
Das Kleid von Frau Waffer wird am besten hellblau, das von Frl.
Sonne hellgelb gewählt. Die übrigen Darsteller tragen Amtskleidung
oder Trachten. Der Phantasie des Veranstalters wird in der weiteren
Auswahl der Bekleidung weitestgehend freie Hand gelaffen.
Zum Beispiel:
Bauernbursch mit einer Mistgabel wie bei der
Stallarbeit.
Mann in grauem Bart und mit Weiher, sackartiger
Bekleidung (z. B. weihem Arbeitsmantel), mit
grünem Abzeichen.
Frau Phosphorsäure: Bürgerliche Frau in mittleren Jahren mit gelblichem
Kleid oder gelbem Abzeichen.
Bewegliche Dame in gediegenem Kleid, blaues
Kleid oder blaues Abzeichen.
Ehrwürdiger älterer Herr mit goldner Brille und
mit rotem Abzeichen.
Junge, schlanke, möglichst blonde Dame mit goldgelbem
Kleid und Strahlenkrvne.
Rundliche Frau, wafferblau gekleidet.
Gediegener wiffensdurstiger Landwirt
(keine Karikatur!).
— 7 —
Professor Maximum: Gelehrter mit Brille, Schohrock, langen Haaren
und mit Regenschirm.
Der Richter: Talar, Perücke, Barett, Brille.
Der Gerichtsschreiber: Bürokrat, möglichst altmodisch gekleidet, mit
schwarzem, langem Schohrock, mit Aktenbündel,
Gansfeder, Hornbrille usw.
Der Gerichtsdiener: Polizeidiener in mittelalterlicher Aniform mit
(Büttel) Schnauzbart, Mütze mit breitem Schild, 2 Bandelieren
und Schnapsflasche sowie rotem Taschentuch
in den Rockschöhen.
Göttin Ceres: Blondine von stattlicher Figur, mit weißem wallendem
Gewand und offenen langen Haaren, im linken
Arm ein Ährenbündel und in der rechten Hand
eine Schale mit Früchten haltend.
(Anter einfacheren Verhältniffen können Weggelaffen werden: Frl. Sonne,
Frau Wasser, ferner der Tanz und der Reigen mit Gesang.)
Ort: Ein Gerichtslvkal oder Amtszimmer.
Ein Bühnen-Skizzen-Vorschlag:
An der Rückwand: Podium für die Göttin Ceres.
Links und rechts davon je ein Lorbeerbaum: davor ein Vorhang.
3) Richtertisch mit Schreibzeug und Akten, b) Richterstuhl mit hoher Lehne.
Links und rechts Stühle (c) sowie eine Bank.
Spielzeit: etwa 50 Minuten.
Erste Aufführungen: Gasthaus Limburgerhof/Pfalz: 24. Januar 1931.
Landwirtschaftlicher Kreisausschuh von Schwaben
und Reuburg in Augsburg: 30. Januar 1931.
Landwirtschaftlicher Klub-Mannheim:
12. Februar 1931.
— 8 —
(Beim Ausgehen des Vorhangs ist der Gerichtsdiener zunächst damit
beschäftigt, die Stühle zurechtzustellen.)
Gerichtsdiener:
(Büttel)
(schnupft, nieht und
trinkt zwischendurch
erst einmal aus
seiner Schnaps-
flasche)
Bauer Schaffklug:
(selbstbewußt, doch
etwas verärgert,
stellt sich vor)
Schon acht vorbei! — Gleich kommt's Gericht!
Noch nirgends sieht man ein Gesicht. —
Es kommt jemand — es klopft — Herein! —
(geht zur Tür)
Oh! bitte, treten Sie nur ein.----------
Sie sind ein Landwirt, wie mir scheint,
Wie heißen Sie, mein lieber Freund?
Sie sind wohl der, der's Schiedsgericht
Hier heute anruft?! — oder nicht?? —
Schaffklug — Landwirt von Schneckenreut,
Ich dringe heut' hier aus Entscheid.
Wer weiß denn heute — meiner Treu'
Bescheid noch in der Düngerei?
Das Frühjahr drängt, s'ist höchste Zeit,
Dah man im Feld den Kunstmist streut. —
Ich bin ganz wirr von dem Studieren
Der vielen Düngesalz-Broschüren.
(zieht verzweifelt eine Anzahl Werbeschriften aus
seinen Taschen heraus. Der Gerichtsdiener schnupft
und schüttelt ratlos den Kops)
Ich weih bald nimmer aus noch ein,
Welch' Nährstoff soll der beste sein? —
Fremdwörter, Formeln und Prozente,
Wenn ich das nur behalten könnte!
— 9 —
Gerichtsdiener: Herr Schaffklug! Nicht so schreien hier!
(leise beschwichtig.) $er Richter hört's sonst durch die Tür.
Bauer Schaffklug: Das ist mir ganz egal, Herr Büttel!
(immer erregter) Klarheit will ich beim Düngemittel.
Der Düngerlieferant Herr Schacht
Hat mich erst recht verdreht gemacht. —
Der Stallmist reicht mir nicht mehr aus,
Die müden Böden mergeln aus.
So kann ich doch nicht weiter leiern,
Muh Geld verdienen für die Steuern!
Wenn ich was raushol' aus den Böden,
Dann ist doch auch Ersatz vonnöten!
Ich will nun heute endlich Klarheit!
Ich will Belehrung! Ich will Wahrheit!
Die ganzen Dünger — ich will Licht! —
Die müssen heut' vor's Schiedsgericht!
(Der Bauer geht aufgeregt hin und her, der Gerichtsdiener
sucht schnapsttinkend ihn zu besänftigen und
bietet ihm seine Schnapsflasche an; der Bauer lehnt
entrüstet ab. Draußen klopft es; der Gerichtsdiener
schaut hinaus; man hört Lärmen und Streiten.)
Gerichtsdiencr: Ah! Die Parteien und die Zeugen,
Die will ich bringen bald zum Schweigen!
Ich glaub', daß man sich schon verhaut —
Herein! Nehmt Platz! Still, keinen Laut!
Ich will schnell zum Gericht dort drinnen,
Damit die Sitzung kann beginnen.
(Die Darsteller: Herr Stallmist, Herr Kalk, Frau Phvsphorsäure, Frl.
Kali und Herr Stickstoff treten in sehr lebhaftem Gespräch miteinander
ein; der Gerichtsdiener verschwindet, um das Gericht zu verständigen,
daß die Sitzung beginnen könne; der Bauer lauscht verwundert der
Streiterei. Die einzelnen, den Stallmist, den Kalk und die drei Pflanzennährstoffe
darstellenden Personen schreien im Vordergrund laut durcheinander
und nehmen drohende Haltung an. Sie rufen durcheinander und
wiederholend:)
— 10 —
Die Hauptfach' ist und bleibt der Humus!
Verbeff're Böden und ernähr' die Pflanzen.
Herr Stallmist:
Herr Kalk:
(mit dem Finger auf
sich deutend)
Frau Phosphorsäure:
Frl. Kali:
Herr Stickstoff:
Gerichtsdiener:
(wieder eintretend
und kräftig mit einer
großen Schelle
läutend)
(Alles ist still und seht sich tuschelnd auf die Stühle. Der Richter, gefolgt
von dem Gerichtsschreiber, tritt würdevoll durch die Tür von hinten oder
von der Seite herein. Alles steht auf. Die Sintretenden nehmen
bedächtig Platz am Richtertisch.)
Wenn ich nicht wär', würd' garnichts
(wachsen.
Von mir allein hängt alles ab.
Ich bin der Tüchtigste von allen.
Still! Muhe, meine Herrn und Damen!
Setzt Euch! — in des Gesetzes Aamen!
Richter:
Gerichtsdiener:
Gerichtsschreiber:
Die Sitzung ist eröffnet jetzt!
(blättert in den Akten)
Ich bitte, dah sich alles setzt.
(schnupft, meßt laut und reinigt sich die Rase mit
einem großen roten Taschentuch. Alles setzt sich hin)
Es sind von der Behörde Gnaden
Ium Schiedsgericht heut' vorgeladen: —
Ihr Leute, spitzt nun Euer Ohr,
Wer aufgerufen, trete vor! —
Als Kläger — und zwar als sehr schlauer:
Herr Schaffklug, unser größter Bauer!
(Der Bauer tritt vor und verneigt sich)
1. Herr Stallmist!
2. Herr Kalk!
3. Frau Phosphorsäure!
4. Frl. Kali!
5. Herr Stickstoff!
Jeder ruft laut:
„hier", tritt etwas
vor und verneigt sich
vor dem Gericht, wodurch
er dem Publikum
gewissermaßen
vorgestellt wird.
— 11 —
Gerichtsschreibcr: Als Sachverständiger von Auhm,
Der Herr Professor Maximum!
(Professor Maximum steht auf und verneigt sich
ebenfalls)
Richter: Wir treten nun mit den Partei'n
In die Verhandlung friedlich ein.
Doch vorher mahn' ich ernstlich jeden,
Sich hier nicht zornig zu befehden.
(auf den Gerichts- Sonst nimmt Euch der da am Schlafittchen
fich"seh^ wichtig ^zu 91110 sperrt zur Strafe Euch ins Kittcheit!
machen versucht) Herr Sekretär, wollt' Euch beeilen,
Die Klageschrift uns mitzuteilen.
Gerichtsschreiber: Die hier Beklagten, nach Berichten,
(pathetisch) Soll'n gegenseitig sich bezichten.
Ein jeder schreibt's und lebt im Wahn,
(Die „Parteien" Auf ihn allein nur käm' es an.
d^Köpfe.^E^ Der andre sei ein Schwindelmeier,
„Sachverständigen" Er leiste nichts und sei zu teuer!
nicken überlegen.) jeher macht die gleichen Faxen:
Wenn er nicht wär', würd' garnichts
swachfen.
Bei ihm allein wär' was zu holen,
Der andre tät' die Leut' verkohlen. —
Der Bauer auf dem Lande draus',
Kennt sich unmöglich da mehr aus.
And daher soll, niemand zu Leiden,
Aunmehr das Schiedsgericht ent-
sscheiden.
Was Irrtum hier ist und was Wahrheit,
Auf dah der Landwirt ist in Klarheit,
Dah endlich kommt der Streit zu Aand',
Ium Heil vom deutschen Bauernstand!
(Während der Gerichtsschreiber die letzten Zeilen vorliest, klopft es
draußen laut; der Gerichtsdiener geht hinaus und meldet verwundert
beim Hereinkommen)
— 12 —
L
Gerichtsdicner: Zwei Frauen — eine wie 'ne Tonne,
Die andere schlank und jung voll' Wonne,
Sie wollen doch durchaus nicht schweigen
And bieten frei sich an als Zeugen!
Richter: Ihr Zeugnis kann nur nützlich sein,
Man lasse sie deshalb herein! —
(Der Gerichtsdiener winkt und herein kommen: Frau Wasser u. Frl. Sonne.)
Richter: Wie heißen Sie denn, meine Dame?
(zu Frau Wasser)
Frau Wasser: Frau Wasser ist mein werter Name!
Richter: And Sie mein Kind, voll Reiz und Wonne?
(zu Frl. Sonne)
Frl. Sonne: Ich bin das heitre Fräulein Sonne!
Richter: Ich bitte Sie, sich zu bequemen
And hier vorerst mal Platz zu nehmen!
(Der Gerichtsdiener stellt ihnen Stühle hin. schwänzelt galant um Frl.
Sonne und übersieht bärbeißig die dicke Frau Wasser, der er beim Hinsehen
den Stuhl etwas wegrückt, sodaß sie sich beinahe zu Boden setzt.
Die Parteien lachen. Komische Situation, der Gerichtsschreiber tut entrüstet.)
Richter: Was sind denn das für Kinderei'n?
ernst^' ^ortund gur Sache! - Still! - Sonst schreit' ich ein! -
Wir wollen nun in Buh' und Ehren
Zunächst den Kläger Bauer hören.
Herr Schaffklug! Bitte kurz und schlicht:
Was wollen Sie vom Schiedsgericht?
Bauer Schaffklug: Ich finde, daß die Klageschrift
Den Kopf des Aagels ziemlich trifft.
Ich möcht' mal endlich Klarheit seh'n,
So kann die Sach' nicht weitergeh'n!
Vom vielen Düngerstudium
Surrt mir's im Kopf ganz toll herum.
Mir läßt das Lesen der Broschüren
Kaum Zeit, noch Arbeit auszuführen. —
- 13 —
Bauer Schaffklug: Herr Richter! Ich und meine Erben
(Der Gerichtsschrei-
ber notiert mit seiner
großen Gansfeder
alles wichtig. Die
Beklagten tun empört.
Der Sachverständige
und die
Zeugen nicken und
schütteln die Köpfe.
DasVorstehende gilt
für die ganze Vernehmung
!)
Mit Keinem möchten wir's verderben.
Ich schätz' sie all' als gute Freunde
And blieb am liebsten ohne Feinde! —
Je nach Bedürfnis möcht' ich sie
Benützen all' in Harmonie,
Mein für sich, wie auch im Ganzen,
Ie nach den Böden und den Pflanzen!
Doch möcht' ich wissen, wie und wo?
Warum, wozu, für was, wieso?
Ich hab' kein Geld hinauszufchmeißen,
Man soll mir den Erfolg beweisen!
Dah endlich mit dem Bauernstand
Kommt wieder hoch das Vaterland!
Richter: Jetzt wissen wir, worum sich's dreht,
Am was es hier beim Landwirt geht.
Herr Stallmist treten Sie nun vor!
Mr kurz gefaßt! — ich bin ganz Ohr.
Herr Stallmist:
(gegen die anderen
von oben herunter,
etwas protzig)
(Der Gerichtsdiener
schnüffelt entrüstet)
Ms man die all' noch nicht gekannt,
Da hab' ich schon regiert im Land.
Euch all, Ihr Apotheker-Dünger
Hab' ich in meinem kleinen Finger!
Bei mir gilt, wenn's auch schön nicht klingt:
Das Wahrwort nur: Was stinkt, das
fdüngt!
In mir steckt, das weih jeder Schalk,
Stickstoff, Phosphor, Kali und Kalk!
Ich bilde Humus, halte feucht,
Ich mach' die Böden gar und leicht,
Im Erdreich nähr' ich die Bakterien,
Die wirken still in Riesen-Serien.
Wer reich mit Mist düngt aus dem Stalle,
— 14 —
— 15 —
Herr Stallmist: Kann leicht verzichten auf die alle! —
(auf die anderen Das allerwichtigste Bodentier,
deutend) Der „Regenwurm" nährt sich von Mir.
Ich pfeife — daß Ihrs alle wißt —
Ich pfeif' auf jeden Doktors-Mist!
Ich bin im ganzen Vaterland
Das Fundament vom Bauernstand!
An einem großen Haufen Mist,
D'ran sieht man, was ein Bauer ist.
Drum hoff' ich, daß Herr Präsident
Mich als den Besten anerkennt! —
(setzt sich wieder hin)
Gerichtsschreiber: (wiederholt langsam und laut — nachschreibend —
die beiden letzten Zeilen:)
Drum hoff' ich, daß Herr Präsident
Mich als den Besten anerkennt!
Gerichtsdiener: Herr Kalk sodann kommt an die Reih:
Ich bitte, treten Sie herbei!
Richter: Herr Kalk, jetzt kurz und ohne Groll,
Was geben Sie zu Protokoll?
Herr Kalk: Ich scheine nur ein armer Gauch,
deutend) ani‘>ßren Doch was die sind, das bin ich auch!
Vor allem ist der Kalk vonnöten
Als der Verbess'rer aller Böden!
Ich mach' sie inn- und auhenwendig
Durchlässig, locker und lebendig.
Ich mach' sie tätig, warm und klar
And krümlig; kurz und bündig: gar.
Ich binde Säure, helfe schüren,
Ich muh den Grund neutralisieren,
Ich bilde kräft'ge Iellenwände
Als Wind- und Wetter-Widerstände.
— 16 —
Herr Kalk: Kalk in der Milch schafft Knochenkraft»
Kalk macht die Menschheit heldenhaft!
Frau Phosphor- Der schneidet auf, das darf nicht fein!
säure:
Richter: Still, werte Frau, sonst schreit' ich ein!
(Der Gerichtsdiener droht)
Herr Kalk: Kalk macht — wie jeder weih auswendig —
(fortfahrend) Die Pflanzen kräftig, widerständig.
Obstbäume, Tabak, Klee und Wiese,
Raps, Hülsenfrüchte und Gemüse,
Sie schreien, wie nach Fleisch der Falk,
Just wie der Mensch, nach Kalk, nach Kalk!
Das Kind schon an der Mutterbrust
Trinkt mit der Milch mich unbewußt.
Ich schaffe Knochen, mache stark!
Kalk ist der Pflanzen Wachstums-
(nimmt wieder Platz) sMark!
Gcrichtsschreiber: (wiederholt — mitfchreibend — laut und langsam
die beiden letzten Zeilen:)
Ich schaffe Knochen, mache stark!
Kalk ist der Pflanzen Wachstums-Mark!
Gerichtsdieuer: Run kommen Sie dran, meine Teure!
Vortreten! — die Frau Phosphorsäure!
Richter: Frau Phosphorfäure, nun mal los!
Doch nicht zu keck und rigoros!
Frun Phosphor- Wo Menschen Pflanzen kultivieren
säure: And wünschen, daß dies soll rentieren,
Da kann es ohne mich nicht gehn,
Sonst bleibt das ganze Wachstum stehn.
Wie Salz der Mensch zum Leben braucht.
Daß er was leistet und was taugt,
17 -
Fran Phosphor- Sucht mich die Pflanze voll Begier,
säure: Ich bin Ihr Lebensele^ier!
Wo ich nicht bin» da kann nichts keimen,
Man kann sich's kaum zusammenreimen:
Getreide, Hülsenfrüchte, Rüben
Sind es, die mich besonders lieben.
Ich bring' daher dem Bauer Geld,
Von mir lebt schier die ganze Welt! —
Herr Kalk: Das ist doch stärkt die flunkert hier!
Richter: Ich straf' Sie wegen Angebühr!
(drohend) (Der Gerichtsdiener jagt den Kalk auf seinen Platz
zurück)
Frau Phosphor- Milch, Stärke, Jucker, auch noch Gier,
säure: Schaff' ich in Keller, Küch' und Scheuer.
(fortfahrend) man erseht sofort,
Sieht alles aus wie halb verdorrt.
And ohne meine Gegenwart
Da kocht sich alles zäh und hart,
Die Ähren bleiben taub und leer,
Was wächst, das wird kaum halb so schwer,
Die Pflanzen werden ganz bedenklich,
Schädlingsverlaust und arm und kränklich.
(laut, verächtlich Ich bin des Wachstums Quintessenz!
deutend)"^^" Kurz, ohne mich herrscht Impotenz!
And all die Andern hier, Herr Richter,
Sind sämtlich ärmliches Gelichter!
Gerichtsschreiber: (wiederholt — nachschreibend — langsam und laut
die zwei letzten Zeilen:)
And all die Andern hier, Herr Richter,
Sind sämtlich ärmliches Gelichter!
Richter: (ernst) Ich mahn' in des Gesetzes Ramen
Ju Fried' und Ruhe! — auch die Damen!
Richter:
Gerichtsdiener:
(wichtigtuend)
Richter:
Frau Phosphorsäure, forsch und bieder,
Nun, bitte, setzen Sie sich nieder!
Das Fräulein Kali wird gebeten,
Iu der Vernehmung vorzutreten.
Mein Fräulein Kali, ich muß fragen,
Was haben Sie uns nun zu sagen?
Frl. Kali: So wichtig wie die Phosphorfrau
Bin grad' ich auch im Pflanzenbau!
Fehl' ich, das weih der dümmste Stoffel,
Dann fehlt dem Volk auch die Kartoffel.
Kurz, alle Wurzeln, Körner, Knollen,
Die brauchen Kali aus dem Vollen!
Ich bin der Netter leichter Böden.
Der Klee geht ohne Kali flöten.
Auf Wiesen und auf Weid' und Alm
Schaff ich die Milch durch Heu und Halm.
Die Menschen wären arme Schlucker,
Vermehrt ich nicht den-Rübenzucker.
Wo Kali fehlt, das weih bald jeder,
Wächst wenig und reift alles später.
Ist in der Erd' das Kali knapp,
Verarmt die Pflanze und stirbt ab.
Fran Phosphorsäure:
Die übertreibt ja kolossal!
Richter: (empört) Ich warne jetzt zum letztenmal!
(Gerichtsdiener und Sekretär versuchen zu beschwichtigen.)
Frl. Kali:
(sortfahrend)
Ich stamme aus der Armeerzeit
And bin der Lebensborn noch heut.
Es holt der fernste Tropenstrand
Mich aus dem deutschen Vaterland!
Von Island bis zur Insel Bali
— 18
— 19
Frl. Koli: Schrei'n alle Pflanzen laut nach Kali!
Kurz, ich bin auf mein Ehrenwort
So viel wert wie Frau Phosphor dort.
Gcrichtsschreiber: (wiederholt — nachschreibend — langsam und laut
die beiden letzten Zeilen:)
Kurz, ich bin auf mein Ehrenwort
So viel wert wie Frau Phosphor dort!
Richter: Mein Fräulein, nicht zu aggrefsiv,
Sonst geht die ganze Sache fchief.
Angriffe müssen Sie sich sparen,
Platz nehmen! — Bitte fortzufahren!
Gerichtsdiener: Aun kommt zum Schluffe — meiner Treu! —
Endlich Herr Stickstoff an die Aeih!
Herr Stickstoff: Ich bin im Garten, Wald und Feld
(wichtig, selbst- Der Wachsmotor der Pflanzenwelt!
bewußt, stehe 7 ' u
Szenenbild Nr. 1) Wenn ich, Herr Präsident, nicht wär,
Wär rund die Erde grau und leer.
Ich web der Landschaft grünes Kleid,
Des Menschenauges Trost und Freud.
Ich bilde Eiweih, geistdurchwebt,
Bon welchem Tier und Menschheit lebt.
Ich schaffe Plasma voll Esprit.
Ich mach den Pflanzen Appetit.
Ich bin die Triebkraft alles Strebens!
Ich bin das Fundament des Lebens!
Ob ich Ammon heih, ob Salpeter:
Mich braucht im Pflanzenreiche jeder!
Ob ich aus Luft stamm, ob organisch,
Mein Wirken, das ist fast titanisch!
Frl. Sdi: Hört, wie Herr Stickstoff übertreibt!
Richter: (empört) Ich bat doch, dah man ruhig bleibt.
Wer sich noch einmal mischt hinein,
Den sperr' ich ohne Gnade ein!
(Der Büttel springt drohend dazwischen)
Szenenbild Nr. 1.
Vernehmung des Herrn Stickstoff und Zwischenruf durch Fräulein Kali.
(Von links nach rechts: Profeffvr, Bauer, Richter, Gerichtsschreiber, Stickstoff,
Waffer, Sonne, Phosphorsäure, Gerichtsdiener, Kalk, Stallmist und Kali.)
Gerichtsschreiber:
Herr Stickstoff:
(fortfahrend)
Dem Wurzelwerke jeder Saat
Bin ich Gewürze delikat.
Groh ist, wie jedes Kind heut weih,
Mein mächtiger Verwandten-Kreis.
Ich bin der grohe Düngerkönig!
Wo ich nicht bin, wächst nur ganz wenig,
And die dahinten für und für
Sind arme Bettler neben mir!
(wiederholt — nachschreibend — laut die beiden
letzten Zeilen:)
And die dahinten für und für
Sind arme Bettler neben mir!
(mit gesteigertem
Pathos auf die anderen
Nährstoffe deutend)
— 20
21 —
Richter: Herr Stickstoff, bitte nicht verletzen,
Sie mögen sich zunächst mal setzen.
Ich bitte alle, jetzt zu schweigen.
Wir hören vorerst noch die Zeugen!
Gerichtsdicner: Frau Wasser wird hiermit in Gnaden
laut)"^ UnJ) ^Gni Gericht eingeladen.
Richter: Es ist halb Eins, mir knurrt der Magen! —
sprechend)^^ Was hat Frau Wasser uns zu sagen?
Frau Wasser: Ich sah mich kurz, — ich schwitze leicht
den Schon bin ich überall ganz feucht.
Schweiß abtrock- 7 7 3 ° ' 7
nend)
(Auf die Parteien Die Herr'n und Damen, brav und schlicht,
deutend) ^Q&cn — und doch auch nicht!
Denn jeder kann für sich allein,
Kein Helfer unserer Pflanzen sein.
Ern jeder ist in unseren Böden
Als unentbehrlich stets vonnöten:
Vorausgesetzt, dah — jeder Zeit —
Ich sorge für die Feuchtigkeit!
Daher kann ich nur eines sagen:
Man möge sich doch klug vertragen!
Denn in der ganzen Welt gedeiht
Die Arbeit nur bei Einigkeit!
(Seht sich, ihrer Wichtigkeit bewußt)
Gerichtsschreiber: (wiederholt — nachschreibend — langsam und laut
die beiden letzten Zeilen:)
Denn in der ganzen Welt gedeiht
Die Arbeit nur bei Einigkeit!
Richter: Nun wollen wir, uns zu belehren,
Auch noch das Fräulein Sonne hören.
Gerichtsdiener:
(schwänzelnd um das
schöne Frl. Sonne)
dichter: (galant)
Frl. Sonne:
(hoheitsvoll auf die
Frau Wasser deutend)
Gerichtsschreiber:
Richter:
Gerichtsdiener:
(wichtigtuend)
(alles reckt die Köpfe)
Richter: (kollegial)
Schön' Fräulein Sonne wird gebeten.
Als Zeugin gnädigst vorzutreten!
Mein holdes Fräulein Sonnenschein
Was wird nun Eure Meinung sein?
Ich schließ' mich ohne Drum und Dran
Den Worten der Frau Wasser an.
Die ganzen Dung-Persönlichkeiten,
Die hier um ihren Wert sich streiten,
Sind, wo ich auch beim Strahlen wand're.
Ganz unentbehrlich, eins wie's andre!
Vorausgesetzt, daß ich voll Pflicht
Für Wärme sorge und für Licht!
Von hoher Warte sag' ich frei:
Ich nehme keinerlei Partei.
Nur dort ist ein Erfolg befchieden,
Wo alles einig wirkt in Frieden!
(Tritt hoheitsvoll zurück und setzt sich würdevoll)
(wiederholt — nachschreibend — langsam und laut
die beiden letzten geilen)
Nur dort ist ein Erfolg befchieden,
Wo alles einig wirkt in Frieden.
(Die Beklagten tuscheln lächelnd, schon etwas versöhnlich
miteinander).
And nun zum Schluß: 8ummarum summ,
Spricht Herr Professor Maximum!
Jetzt kommt die Wissenschaft, ihr Leut',
„Kathederbauer" — aber g'scheit! —
Als Sachverständ'ger wird gebeten
Der Herr Professor vorzutreten!
Grüß Gott! mein lieber Herr Professor!
Die Wissenschaft weih vieles besser.
22
Richter: Drum bitt' ich Sie voll Hochachtung
Gutachtlich jetzt um Äußerung!
Prof. Maximum: Ich habe zugehört begierig,
Doch alles war bisher empirisch.
Der Streitparteien Egoismus
Scheint mir beherrscht von Fanatismus.
And sie vergessen voller Hohn
Die Theorie der Proportion! —
Wohl sind sie alle gleichbedeutend,
Doch das allein ist nicht entscheidend.
Ium Wachstum jeder nötig ist:
Kalk, Kali, Stickstoff, Phosphor, Mist.
Denn der Ertrag hängt davon ab,
Daß keiner davon ist zu knapp.
(langsam mit Sonst kommt der Bauer in die Enge:
Pathos) (langsam dozierend) Bach der geringst' vorhandenen Menge
Von einer einz'gen Bährstoffklasse
Sinkt oder steigt die Erntemasse.
Der Wuchs-Ertrag — so ist's einmal —
Ist „minimum proportional"! —
Wenn nur ein Nährstoff nicht vorhanden»
Sind Fleiß und Wissenschaft zu schänden.
Es ist, wie wenn im Vaterland
Versagt und streikt ein wicht'ger Stand.
Wie sich's ja auch beim Menschen zeigt,
Wenn ein Organ erkrankt und streikt.
Wie's leider auch, Herr Präsident,
Schon oft gefchah im Parlament! —
Will einmal ohne dran und drum
Kurz das „Gesetz vom Minimum"
An einem Beispiel illustrieren
And wiffenschastlich deklarieren.
— 23 —
(zum Gerichtsdien.): Herr Büttel wollt' so gut doch sein,
And holt' die Tafel mir herein!
(Der Gerichtsdiener holt die große Demvnstrationstafel mit der aufgemalten
Minimumtvnne — die näheren Einzelheiten dieser Tafel siehe
dritte Amfchlagfeite — herein und hängt sie hinten, z. B. an der Mistgabel
des Herrn Stallmist so auf, dah Richter und Zuschauer darauf
sehen können. Siehe Szenenbild Rr. 2)
Herr Stallmist: Bin doch gespannt s'ist nicht zum
(während des Auf- fLachen —
hängens) Was das sind für gelehrte Sachen!
Pros. Maximum: „Ein stehend Fah hat viele Dauben,
(fortfahrend er- Doch Wenn Sie eine davon rauben,
lautert er belehrend '
mit seinem großen So flieht direkt vom hölzern Haus
Regenschirm) Der ganze Inhalt seitwärts aus:
Fehlt eine, so wird diktatorisch
Der Iweck des Fasses illusorisch!
And fehlt auch nur ein Daubenstück,
So sinkt das Nah so weit zurück,
Wie noch der Nest der Daube steht. —
Hieraus erhellt, worum sich's dreht:
Aus relativer Progression
Wächst absolute Proportion!
Es richtet der Ertrag allein
Sich nur nach dem Vorhandensein
Von einem aller nöt'gen Glieder,
Er steigt mit ihm und sinkt mit nieder.
Dies „Minimum-Gesetz" (im ganzen)
Gilt auch für Nährstoff, Mensch und
lPflanzen! —
So haben Technik, Wissenschaft,
Vereint mit prakt'scher Landwirtschaft,
Schon beispielsweise genial
Erzielt ein Nährstoff-Ideal,
In dem in wunderbarer Norm,
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Prof. Maximum: And in dreifält'ger klass'scher Form
Vereint ist, was den meisten Böden
Im großen ganzen ist vonnöten:
„Nitrophoska" wird es genannt,
Schon allgemein ist es bekannt.
Szenenbild Nr. 2.
Herr Prof. Maximum äußert sich als Sachverständiger.
Es Wirkt sehr sicher, gut und stet
And bürgt für Erntequalität.
In ihm liegt quasi, ohne Neid,
Ein Sinnbild für die Einigkeit! —
Ich faß' zusammen meine Meinung:
Mein Mat ist „friedliche Vereinung"!
Die arme Landwirschaft von heut'
Braucht Einheit und nicht Meid und Streit!
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Prof. Maximum: Die einzelnen liebwerten Dünger
Sie sollten fühlen sich wie „Jünger". —
Wahlspruch sei drum im Bauernstand:
„In Treue fest" und „Hand in Hand"! —
(Alles nickt sich freudig bewegt, versöhnlich und zustimmend zu, Herr
Stickstoff und Herr Kalk schäkern mit Frl. Kali und Frau Phosphorsäure,
der Bauer Schaffklug mit Frl. Sonne und Frau Waffer. Der
Gerichts diener bemüht sich um Frl. Sonne, der Herr Proseffor setzt sich
wichtig und würdig).
Gerichtsschreiber:
(Der Richter blättert
in seinen Akten) '
Richter:
(erhebt sich und setzt
sein Barett auf.
Alles stellt sich erwartungsvoll
im
Halbkreis um den
Michtertisch. —
Stille!)
(sich gegen Frau
Waffer und Frl.
Sonne verneigend)
(verbindlich
lächelnd)
(wiederholt — nachschreibend — langsam und laut
die beiden letzten Zeilen:
Wahlspruch sei drum im Bauernstand:
„In Treue fest" und „Hand in Hand"! —
Im Namen der Gerechtigkeit
Mach' den Vergleichsvorschlag ich heut':
Des Staates Ehrenschiedsgericht
Hält es für seine heil'ge Pflicht,
Den heut' Beklagten anzubieten,
Dah sie vertragen sich in Frieden.
Der Herr Professor, inspiriert,
Hat wissenschaftlich ausgeführt,
Dah aller Nährstoff' Iweck und Streben
Verbunden sind auf Tod und Leben.
Dah Kein's dem andern untertänig,
Dah keiner Knecht und keiner König,
Vnd dah der Wohlstand nur gedeiht,
Wo Friede herrscht und Einigkeit!
Vnd auch die Zeugen — ich muh sagen —
Die haben brav mit beigetragen,
Dah die Partei'n, wie's sich hier zeigt,
Sind zur Versöhnlichkeit geneigt.
Herr Bauer Schaffklug im Verein
Scheint auch zufrieden schon zu sein.
Ich schlage vor, gebt Euch die Hand,
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(alle Nährstoffe und
Zeugen umarmen
sich freudig u. bilden
Hand in Hand einen
Halbkreis um den
Richtertisch)
Versöhnt Euch alle miteinand'!
(feierlich, mit erhobener Stimme:)
Ich stelle fest schon voller Freud'
Versöhnung, Lieb' — und Einigkeit!
And reich' Euch all' im Geist die Hände.
Glückauf! — Die Sitzung ist zu Ende! —
(Die Parteien und Zeugen umringen den Bauer und schütteln ihm die
Hand; der Profeffor sieht freudig erstaunt von seitwärts zu. Richter,
Gerichtsschreiber und Gerichtsdiener ziehen indeffen würdevoll ab.)
Bauer Schaffklug: Ich weih zu meiner grohen Freud'
(freudig) Von Euch nun voll und ganz Bescheid.
And schlage vor: Statt sich zu trutzen,
Wir wollen klug einander nutzen.
Wir bilden fröhlich, Hand in Hand,
In Zukunft einen Iweckverband!
Wenn alles treu zusammenschafft,
Kommt wieder hoch die Landwirtschaft!
(laut) Des Vaterlandes Quadermauer
Sind ewig Landwirtschaft und Bauer! —
Froh lad' ich Euch voll Harmonie
Jur Kirchweih ein und Schlachtpartie!
Vergehen sei jetzt aller Streit,
Es lebe hoch die Einigkeit!
Frl. Sonne: Vnd zur Bekräftigung des Ganzen,
(heiter) Mach' ich den Vorschlag, eins zu tanzen!
Herr Stickstoff: Damit die Wahl macht keine Qual,
Mach' ich den Vorschlag: „Damenwahl"
(Alles stimmt freudig zu, die Musik (Klavier, Gramophon oder dergl.)
spielt einen Walzer. Es engagieren: Frl. Kali den Herrn Stickstoff,
Frau Phosphorsäure den Herrn Kalk, Frl. Sonne den Herrn Stallmist,
Frau Waffer den Herrn Prof. Maximum. Der Bauer stellt sich in die
Mitte auf einen Stuhl und schlägt den Takt. Alle tanzen um ihn herum.
Die Musik stoppt ab; alle stehen heiter und vergnügt im Halbkreis um
den Bauer.)
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Bauer Schassklug: Ium Schluß noch etwas für's Gemüt:
(fröhlich) Wir singen noch ein schönes Lied!
(alles stimmt freudig zu)
Stellt Euch im Kreis! Spitzt Euer Ohr,
Die Musik spielt die Weise vor! —
(Die Musik spielt den Anfang des Liedes: „Wem Gott will rechte Gunst
erweisen" vor. Der Bauer gibt dann den Einsatz, alles singt gemeinsam
mit Musikbegleitung:)
Wie hat es doch der deutsche Bauer
So schwer auf dieser krummen Welt.
Er führt ein Leben hart und sauer
And meistens fehlt ihm bares Geld!
Da heißt es treu zusammenhalten
And streben ohne Neid und Spott.
Sonst muß er unrettbar veralten
And sein Betrieb, der geht bankrott.
And was es Neues gibt auf Erden,
In Praxis, Technik, Wissenschaft,
Das muh modern verwertet werden
Mit Klugheit und vereinter Kraft.
Ihr Freunde all', reicht Euch die Hände!
Vergeßen feien Jank und Streit,
Damit die Not bald nimmt ein Ende!
Es lebe hoch die Einigkeit!
(Die Musik stimmt jetzt einen flotten Marsch an und alles tanzt im
Reigen um den auf dem Stuhl stehenden Bauer: plötzlich erscheint
läutend der Gerichtsdiener, alles steht still und ist ruhig.)
Gerichtsdiener: Vom Himmel hoch sah ich soeben
«aufgeregt) Weiß einen Engel niederschweben,
Wie eine Göttin sieht er aus,
Er flog direkt auf dieses Haus!
(Allgemeine Spannung und Bewegung.)
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(Ein Vorhang geht im Hintergrund auf. Erhöht in Grün und Blumen
und möglichst auch farbig beleuchtet — bengalisches Feuer, Scheinwerfer
oder dgl. — steht engelartig die Göttin der Landwirtschaft „Eeres" und
spricht segnend und feierlich:)
(Siehe Szenenbild Nr. 3)
Göttin der Land- Vom großen Schöpfer voller Macht und Kraft,
wirtschaft „Ceres": Als Schutzgöttin der edlen Landwirtschaft,
(feierlich, pathetisch) Himmel hoch herabgefandt
Szenenbild Nr. 3. Schlußszene mit der Göttin Eeres.
In Euer schwer bedrücktes Vaterland.
Froh spend' ich Euch, da Ihr wollt Frieden
Wegen
Des Weltenlenkers Glück und Heil und
fSegen!
Das Fundament vom teuren Vaterland
Bleibt ewiglich ein starker Bauernstand —
Die Landwirtschaft, bewußt in Fleiß und
fKraft,
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Göttin der Land- In Wechselwirkung mit der Wissenschaft,
wirtschaft „Ceres": In kluger Einigkeit und Harmonie
Mit Handwerk, Technik und der Industrie!
Ihr ist Erfolg von Dauer nur beschieden,
Wenn sie zusammenhält in Treu' und Frieden,
Wenn alle eng.umschlingt ein starkes Band
Ium Wohl Don Volkswirtschaft und
sVaterland,
Wenn jeder — wie von Fern' hab' ich
sbelaufcht —
Die Meinung friedlich mit den anderen taufcht,
Wenn alle Kräfte treulich neidlos wirken
In all' den vielen Fragen und Bezirken,
Wenn jedermann im großen Volks-Verein
Kein Beider und kein Trennungskeil will sein!
Ich segne