Original: Deutsch
Den Krimhildenstuhl nicht vergessen
Beschreibungstafel fehlt — Fremde finden das Kulturdenkmal nicht
er. Bad Dürkheim. Vor genau 20 Jahren wurde der Steinbrudi am Brunholdlsstuhl freigelegt. Eine mühevolle und zugleich gefährliche Arbeit war getan, die das WläÄfiJi W die Geschichte unserer Heimat nicht unwesentlich bereicherte. Wohl findet sich heute, was man damals ausgrub unH feststellte alles in Büchern und Broschüren verzeichnet, das histo rische Kleinod selbst aber scheint; nach dem gegenwärtigen Zustand zu urteilen, immer mehr vernachlässigt zu werden.
Es erhebt sich die Frage, ob Bad Dürkheim als Fremdenverkehrsort und Kurstadt nicht gut daran tun würde, den Brundholdisstuhl oder Krimhildenstuhl, wie ihn die Wissen schaftler nennen, wieder zu einer Seh&n^w.ür- digkeitjzu machen. Der große Aufwand zur Freilegung des Bruches — unter Leitung von Dr. Sprater waren seinerzeit 50 Arbeiter über ein Jahr lang beschäftigt — könnte jeden falls bestimmt besser genutzt werden!
Akazienbäume und Sträucher aller Art ha ben hier die Sicht auf den Steinbruch vom Zugangsweg aus völlig verdeckt. Es fällt Einern-fremden Besucher schwer, sich zurecht- gufinden. Das ist der äußere Eindruck, den man "von der einst gepflegten Anlage ge winnt. Mancher Spaziergänger, der um die Bedeutung des alten römischen Steinbruches nicht Bescheid weiß, wird durch nichts von der Vermutung abgebracht, daß es sich hier um einen verwahrlosten gewöhnlichen Bruch handelt, wie sie im Pfälzerwald des öfteren anzutreffensind.„Brunholdisstuhl",derName allein ist wohl an verschiedenen Stellen zu lesen, )j[p__sieht aber etv^as über die großen noch primitiv zugehauenen Steinblöcke oder, die bereits ziemlich verwitterten Zeichen ap den Wänden? Es muß schon viel Fantasie vor ausgesetzt werden, wollte man von einem Alltagsbürger eine entsprechende Deutung er
warten.
Die einzelnen Zeichen und Zeichnungen,
Pferde, Sonnenräder, Speertänzer, der abstei
gende Ast, der Rabe im Kampf mit der Schlange usw., sind nur mit roten Dreiecken deutlich gemacht. Dag~ist adfes7 Alsdi^e nach der Freilegung mit einer Feuerwehrlei ter angebracht wurden, sprachen schon die Kinder vom Steinbruch auf dem Brunholdis- stuhl und jeder wußte um was es hier ging. In den letzten zwanzig Jahren hat sich jedoch vieles geändert. Man sollte deshalb vielleicht eine Tafel mit einer genauen Beschreibung des Steinbruches, seiner Entdeckung und sei ner Bedeutung anbringen.
Der Drachenfelsclub hat sich gerade in letz ter Zeit um die Herrichtung des Geländes große Mühe gegeben: die Ueberwucherungen beim Aussichtsplatz wurden beseitigt, es ent stand eine neue Schutzhütte und vor dem Absturz in den Steinbruch schützt ein neues Geländer. Zu umfassenden Neuerungen, wie sie sich zur Zeit aufdrängen, müßten aber sämtliche am Fremdenverkehr und der Un terhaltung der Waldanlagen interessierte Stellen, auch die Stadtverwaltung, ihren Bei trag leisten. Nur so könnte ein wirklicher Anziehungspunkt geschaffen werden.
Die Herrichtung der Gesamtanlage würde bestimmt auch der Gefallenen-Gedenktafel des Pfälzerwald-Vereins für 1914-18 zugute kommen, die ebenfalls im Seinbruch ihren Platz hat. Vielleicht erneuert man auch die im Dritten Reich herausgemeißelten Namen von drei gefallenen Mitgliedern?
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