Westerwald um 1700
Steinzeug, grauer Scherben, salzglasiert, frei gedreht.
Vergleichbare Exponate:
MAK Köln, Kat. Nr. 533 - 537
KMW Höhr-Grenzhausen, Inv.Nr. A 2632
British Museum, London, (s. Gaimster S.264 - 266)
Literatur:
Falke II, S. 105, 109
Reineking v. Bock, S. 47,
Kessler, S. 71:
Francke, S. 183 - 212
Die Kugelbauchform ist wahrscheinlich so alt wie die Töpferei selbst. Sie wird sich alleine schon aus Gründen der Zweckmäßigkeit bei der Herstellung, des Brandes, und auch der Verwendung mehr oder weniger von selbst angeboten haben.
Bei uns findet man sie unter der Römischen Keramik so oft wie in der Fränkischen, der Pingsdorfer Ware wie beim frühen Rheinischen Steinzeug.
Als dekorativ gestalteter Gebrauchsgegenstand fand die Kugelform jedoch erst um die Mitte des 17.Jh. Verwendung. Falke schreibt, dass um 1670 die gedrungene Kugelbauchform in den Vordergrund getreten sei (II/S. 106). Auf Seite 99 sind jedoch Kugelbauchkrüge abgebildet, die er auf Anfang 17. Jahrhundert datiert.
Da diese Krüge in größerer Zahl auf dem ehemaligen Grundstück des Johann Kalb in Grenzau von Ernst Zais gefunden wurden und Kalb sein Haus 1621 gebaut hatte, dürfte die Einführung des Kugelstils in das zweite Viertel des 17. Jahrhunderts gelegt werden. Der hier vorgestellte Krug dürfte erst gegen Ende des 17.Jahrhundert bis zum Anfang des 18. hergestellt worden sein, da erst in dieser Zeit die Verzierungsform des Einritzens (Redtechnik) eingeführt wurde. Näheres hierzu und auch zur Beschränkung auf die Naturfarbe grau des Scherbens ist unter lfd. Nr. 60 aufgeführt.
Im vorliegenden Fall wurde mit einem zweizinkigen Instrument gearbeitet, die Rillen recht tief, aber schwungvoll eingeritzt.
Als Blütenauflagen wurden Beläge gewählt, wie sie in der Zeit des Barock zu hunderten geschaffen wurden (s. hierzu auch U. Francke). Der Krug hat einen flachen Zinndeckel.