Original: Deutsch
Confirmation
Marie Sauerbeck
1890
- Seite 1-
Einleitung
§1
Was ist Religion?
Gal. 2.20.
Ich lebe, doch nun nicht ich….
Religion ist die bewußte
Verbindung des Menschen
mit Gott, das Gefühl der
Abhängigkeit von einem
höchsten, allmächtigen We-
sen und das Verlangen,
mit ihm versöhnt zu sein.
Die Religion als Bezie-
hung des ganzen Men-
schen zu Gott muß auch
allen seine Kräfte, Ver-
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stand, Gefühl und Wille be-
herrschen
§2
Welche verschiedenen Arten
von Religionen kann
man unterscheiden?
Es gibt Natur- Gesetzes-
und Versöhnungsreligionen;
nach der geschichtlichen Entste-
hung: Heidenthum, Juden-
thum, Christenum und
mohamedanische Religion.
Die Naturreligionen
verehren die Kräfte der
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Natur und Schöpfung als gött-
liche Wesen; auf einer hö-
heren Stufe der Entwicke-
lung betrachten sie die
Götter als Urheber und
Wächter des sittlichen und
geistigen Lebens. (Heiden-
thum.)
Die Gesetzesreligionen an-
erkennen nur einen
Gott, der sich für ein be-
stimmtes Volk in Geset-
zen, welche das ganze
politische und kirchliche Le-
ben beherrschen, offenbart
hat (Judenthum und mo-
hamedanische Religion.)
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Die Versöhungs- oder Erlö-
sungsreligionen glauben an
einen Gott, der allen Men-
schen nahe ist und in wel-
chem alle Freude und Ver-
söhnung finden. (Christen-
thum)
$3
Wie nennt man die Mit-
theilung Gottes an den Menschen?
Die Selbstmittheilung Got-
tes an die Menschen nennt
man Offenbarung; und zwar
geschieht dieselbe auf einer
- Seite 5 -
solche Weise: in der Natur,
in der Geschichte der Menschen,
in unserem Innern ganz
besonders aber in der hei-
ligen Schrift.
Ps. 19,2.
Die Himmel erzählen…
In der Natur lernen wir
Gott kennen als den all-
mächtigen Schöpfer Himmels
und der Erde;
Ps. 77,15.
Du bist der Gott…
in der Geschichte als den Füh-
rer und Regenten der Völ-
ker, der der Wahrheit zum
Siegen verhilft;
Apst. 17, 27-28
Sie sollen den Herrn suchen….
in dem Gewissen als den
Heiligen und Richtenden,
der uns sagt, was gut
und böse ist;
- Seite 6 -
Hebr.
1-2
Nachdem vor Zeiten….
in der heiligen Schrift als den,
der durch fromme Männer zu
der ganzen Menschheit spricht.
§4
Welches sind die Anschauungen,
die dem christlichen Glau-
ben widersprechen?
Der Atheismus und zwar der
wissenschaftliche, wenn man
das dasein Gottes mit Gründ-
den der Vernunft leugnet,
der praktische, wenn man
durch sein ganzes Denken,
Reden und Thun zu erken-
nen gibt, dass man kei-
- Seite 7 -
nen Gott glaubt.
Der Materialismus ist die
Leugnung, daß Gott der
Weltschöpfer sei und die
Annahme, sie sei nach
mechanischen Gesetzen aus
der Materie entstanden.
Der Pantheismus oder der
Glaube, daß Gott nur die
Weltseele sei.
§5
Welches ist die Offenba-
rungsurkunde?
Die heilige Schrift alten
und neuen Testaments,
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auch genannt Bibel oder Buch
der Bücher, heilige Schrift, Wort
Gottes, nicht weil sie wört-
lich von Gott eingegeben ist,
sondern weil sie den Wil-
len Gottes an die Menschen
enthält und die Männer,
welche sie geschrieben haben
von Schriften Gottes erfüllt war-
en, Canon als Richtschnur
für Glauben und Leben,
Testament als Bündnis Got-
tes mit den Menschen.
Sie umfaßt in ihrer Ent-
stehung einen Zeitraum
von 1600 Jahren, das alte
Testament von Mose 1500
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bis in die Zeit Christi für
das neue Testament neh-
men wir 100 Jahre an.
Das alte Testament ist in der hebräischen, das neue
in der griechischen Spra-
che geschrieben. Beide Te-
stamente umfassen drei
Klassen von Schriften:
Geschichts-, Lehr- und pro-
phetische Bücher. Übersetzun-
gen: septuaginta 270 n Chr.
Vulgata des Hieronymus
und die gothischen des Ulphi-
las im 9. Jahrhundert. Die
deutsche Luther’s 1521 - 1534
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1. Die Geschichtsbücher des
alten Testamentes.
Die fünf Bücher Moses
Das Buh Josua.
Das Buch der Richter.
Die zwei Bücher Samuelis
Die zwei Bücher der Könige.
Die zwei Bücher der Chroniker.
Das Buch Esra.
Das Buch Nehemia.
Das Buch Esther.
Das Buch Ruth.
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Das erste Buch Mose enthält
die Vorgeschichte der Welt,
Schöpfung, Sündenfall,
Sündflut, Turmbau zu Ba-
bel und die Geschichte der
Stammväter Abraham, Isaak
und Jakob.
Das zweite Buch Mose ent-
hält die Geschichte des Mose,
den Auszug aus Ägypten
und die Gesetzgebung am
Berge Sinai (2. Mose 1.)
Das dritte Buch Mose ent-
hält gottesdienstliche Ver-
ordnungen und Gesetze
über die Opfer, die Feste,
die Speisen und anderes.
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Das vierte Buch Mose erzählt
den weiteren Zug durch die
Wüste. (Segen des Mose 4. Mose 6)
Das fünfte Buch Mose enthält
die Wiederholung der wichtig-
sten Gesetze.
Das Buch Josua enthält die Er-
oberung und Verteilung
das Landes Kanaan unter
die elf Stämme (Levi erhält
keinen Theil) Abschiedsrede Jo-
sua’s an sein Volk (Josua 24)
Das Buch der Richter enthält
die weiteren Eroberungs-
und Verteidigungskriege
zur Zeit der Richter: Gi-
deon, Abimelech, Simeon, Teph-
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ta, Barak und die Richterin
Debora.
Das erste Buch Samuelis ent-
hält die Geschichte der Hohen-
priester Eli und Samuel,
die Entstehung des König-
thums unter Saul, die
Jugendgeschichte David’s.
Das zweite Buch Samuelis
enthält die Geschichte des Kö-
nigs David.
Die Bücher (der Bücher) der
Könige beginnen mit
der Regierungszeit Salo-
mo’s, erzählen die Trennung
des Reiches in Israel und
Juda 975 v. Chr. ferner die
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Geschichte der getrennten Rei-
che bis zum Untergang Is-
rael’s 722 v. Chr., und Juda’s
588 v. Chr. (Geschichte des Elias
/ Römer17 - 19)
Die zwei Bücher der Throni-
ka enthalten eine Wiederho-
lung der jüdischen Königs-
geschichten.
Das Buch Esra erzählt die
Rückkehr des ersten Zuges
aus der babylonischen Ge-
fangenschaft unter Seruba-
bel und Jusua und den
Wiederaufbau des Tempels.
Das Buch Nehemia erzählt
den zweiten Rückzug aus der
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babylonischen Gefangenschaft
und den Wiederaufbau der
Mauern.
Das Buch Esther erzählt die
Geschichte der Jüdin am
persischen Hofe, die ihre Stam-
mesgenossen vor dem Unter-
gang errettete.
Das Buch Ruth erzählt ei-
ne Familiengeschichte aus
David’s vorelterlichem Hau-
se.
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2. Die Lehrbücher des alten
Testamentes
Das Buch Hiob
Die Psalmen
Die Sprüche Salominis.
Der Prediger Salomi.
Das Hohelied Salominis.
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Das Buch Hiob will uns an
den Schicksalen des frommen
Dulders Hiob zeigen, daß
das Unglück nicht, wie die
Juden meinten, immer
eine Strafe, sondern oft ei-
ne Prüfung sei.
Die Psalmen sind 150 re-
ligiöse Lieder zum gottes-
dienstlichen Gebrauch be-
stimmt. Die meisten hat
David gedichtet, (nämlich 72)
der 72. und 127 sind von
Salomo, der 90. wird Mose
zugeschrieben. Andere sind
von Assaph, Heman, Ethan
und der karachitischen Sän-
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gerfamilie. Dem Inhalte nach
kann man unterscheiden:
Lob- und Danklieder, (8, 19,
103) Buß- und Betpsalmen,
(Ps. 51, 130) Lehr- messianische
Psalmen (Ps. 1, 2, 22.)
Die Sprüche Salomonis enthalt-
ten Lehren der Weisheit über
die mannigfaltigsten Verhält-
nisse des Lebens: Pflichten
der Eltern und Kinder, der
Jugend gegen die Erwachse-
nen, der Freundschaft, Sprüche
über Weisheit, Sparsamkeit,
Mäßigkeit etc.
Der Prediger Salomo schildert
die Nichtigkeit und Vergäng-
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lichkeit alles Irdischen und
mahnt uns zum Halten
der göttlichen Gebote.
Das Hohelied Salomonis be-
singt die Treue einer
Braut gegen ihren Bräuti-
gam und ist vielfach als
ein Sinnbild der Treue Got-
tes gegen Israel und der
Treue Christi gegen seine
Gemeinde ausgelegt worden.
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3. Die prophetischen Bücher des
alten Testamentes
Jesaia.
Jeremia.
Klagelieder Jeremia
Hesekiel.
Daniel.
Hosea.
Joel.
Amos.
Obadja.
Jona.
Micha.
Nahum.
Habakuk.
Kephanja.
Hagai.
- Seite 20 -
Lacharja.
Maleachi.
————————
Die Propheten sind Män-
ner, von Gott gesandt, ein-
en Willen zu verkün-
den, über das Gesetz zu wa-
chen, eine Zeit der Strafe
aber auch der Wiederkehren-
den Gnade (messianische
Zeit) zu verkünden. Die
Propheten, von denen wir
Schriften haben, lebten al-
le erst nach der Trennung
des Reiches 975 (Keine Schrif-
- Seite 21 -
ten haben geschrieben: Elias,
Elisa und Nathan.) Die pro-
phetischen Schriften sind
ausgezeichnet durch die
Kraft und Schönheit ihrer
Sprache, durch den Reichthum
ihrer Bilder, die Tiefe der
Gedanken. Es giebt vier gro-
ße und zwölf kleine Pro-
pheten.
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1. Die Geschichtsbücher des
neuen Testamentes.
Das Evangelium Matthäus.
Das Evangelium Markus.
Das Evangelium Lukas.
Das Evengelium Johannes.
Die Apostelgeschichten geschrieben
von Lukas
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Die drei Evangelien,
die man wegen ihres ge-
meinsamen Inhaltes die
Synoptiker nennt, erzählen
das Leben Jesu in einfa-
cher leichtverständlicher Wei-
se nach seiner geschichtlichen
Entwicklung: Geburt, Weise
aus dem Morgenlande,
Darstellung im Tempel,
der zwölfjährige Jesus, die
öffentliche Wirksamkeit in
Galiläa, Gang nach Jerusa-
lem, Leiden, Tod, Auferste-
hung und Himmelfahrt.
Das Evangelium Johannes
schildert Christus gleich von
- Seite 24 -
Anfang an in seiner gött-
lichen Vollendung als das
Fleisch gewordene Wort Got-
tes. Es betont besonders sei-
ne Thätigkeit in Judäa und
enthält mehr Reden als
Handlung, so das tiefsin-
nige Gespräche mit Nico-
demus, (Joh. 3.) mit der Sa-
mariterin, (Joh. 4) die Ab-
schiedsreden Jesu von den
Jüngern, (Joh. 14-16) das hohe-
priesterliche Gebet. (Joh. 17.)
Die Apostelgeschichte erzählt
die Ausbreitung des Chri-
stentums zuerst in Palä-
stina unter den Juden
- Seite 25 -
durch Petrus, Jakobus und Phi-
lippus, sodann unter den Hei-
den durch den großen Heiden-
apostel Paulus in Kleinasien
und Griechenland.
- Seite 26 -
2. Die Lehrbücher des neuen Testa-
mentes.
a. Die Paulinischen Briefe
Die Epistel St. Pauli an die
Römer.
Die zwei Episteln St. Pauli an
die Corinther.
Die Epistel st. Pauli an die
Galater.
Die Epistel St. Pauli an die
Epheser.
Die Epistel St. Pauli an
die Philipper.
Die Epistel St. Pauli an die
Colosser.
Die zwei Episteln St. Pauli
an die Thessalo-
niker.
- Seite 27 -
Die zwei Episteln St. Pauli an
Timotheus
Die Epistel St. Pauli an Titus.
Die Epistel St. Pauli an Phi-
lemon.
- Seite 28 -
Die Epistel an die Römer
will zeigen, daß weder die
Juden durch das geschriebe-
ne Gesetz noch die Heiden
durch das Gewissensgesetz
die Gerechtigkeit erlangen
konnten, die vor Gott gilt, daß
sie durch Christus vielmehr
uns dargeboten wird als ein
Geschenk der Gnade. Somit
ist das Christentum eine
völlig neue Religion, den
Heiden wie Juden gleich
nötig.
Die erste Epistel an die
Corinther ist ein Gelegen-
heitsschreiben, in welchem
der Apostel auf besonde-
- Seite 29 -
re Verhältnisse und Fragen
der Gemeinde eingeht. Er
tadelt die Parteisucht, (1. Cor.
1-3) er spricht sich aus über
die Feier des heiligen Abend-
mahles (1. Cor. 11), über die Geis-
tesgaben (1. Cor 12), über die
christliche Liebe (1. Cor. 13) und
über die Auferstehung. (1. Cor.
15)
Die Episteln an die Colosser
und an die Epheser schil-
dern uns die christliche Ge-
meinde unter dem Bilde
des Leibes, an dem Christus
das Haupt ist. Er ist die
Hülle der Gottheit, der das
Wesen Gottes hineinträgt
- Seite 30 -
in die Welt. Sie enthalten
auch viele der Standespflich-
ten.
Ein Epistel an die Philis-
ter mahnt uns zur De-
mut und zur Einig-
keit der Gesinnung nach
dem Vorbilde Christi, wel-
cher, auf seinen göttli-
chen Ursprung verzich-
tend, Knechtsgestalt an-
nahm.
Die zwei Epitseln an Ti-
motheus, die Epistel an Ti-
tus und die Epistel an Phi-
lemon enthalten eine Fül-
le von Mahnungen und
Anleitungen zum geist-
- Seite 31 -
lichen Beruf und werden deshalb
Pastoralbriefe genannt.
b. Die katholischen Briefe.
—————————————————
Die zwei Episteln St. Petri.
Die drei Epitisteln St. Johannes.
Die Epistel St. Jacobi.
Die Epistel St. Judä.
Die Epistel an die Ebäer.
- Seite 32 -
Die katholischen Briefe sind
allgemeine Rundschreiben
an die ganze Christenheit
und werden deshalb Pas-
toralbriefe genannt.
3. Die prophetischen Bücher
des neuen Testamentes
Die Offenbarung des Johan-
nes
- Seite 33 -
Die Offenbarung des Johannes
schildert uns den Sieg des
Christenthums über alle sei-
ne äußeren und inneren
Feinde unter dem Bilde
des neuen, himmlischen Je-
rusalem.
So ist die heilige Schrift für
uns die Quelle des Glau-
bens und religiösen Lebens,
ehrwürdig durch ihr Alter
und ihre wunderbare Er-
haltung, das verbreitete
aller Bücher, Luther sagt
von ihr: Sie gleiche einem
Baum, an dem er immer
wieder angeklopft habe u.
jedesmal sei eine reife
Frucht herabgefallen, sie
- Seite 34 -
gleiche einem Bache, in dem
ein Elephant schwimmen
und ein Rind baden könne.
6. In welchem Bekennt-
nissen hat die Christenheit
vor Alters ihren Glauben
niedergelegt?
1. Das früheste ist das aposto-
lische, das die Grundlehre
der apostolischen Zeit enthält.
2. Das nicäische im 4. Jahr-
hundert afu der Synode
zu Nicea entstanden.
3. Das Athanasische, so genannt
nach dem Bischof Athanasius
mit den Hauptlehren aus
dem 5. und 6. Jahrhundert.
- Seit 35 -
Religionslehre
7.
Was ist dir als Christ zu wis-
sen nötig?
Als Christ muss ich wissen:
Erstlich, wie groß meine
Sünde und Elend sei; zum
andern, wie ich von allen
meinen Sünden erlöst wer-
de, und zum dritten, wie
ich als ein Erlöster durch Got-
tes Gnade in einem neuen
Leben wandle.
Demgemäß teilen wir uns-
re Religionslehre ein in
drei Teile. 1. Von des Mens-
schen Sünde und Elend. 2.
- Seite 36 -
Von des Menschen Erlösung.
3. Von dem neuen Leben des
Erlösten.
8.
Von des Menschen Sünde
und Elend.
Wie kommen wir zur Erkenntnis unserer Sünde?
Wir kommen zur Erkennt-
nis unserer Sünde durch
das Gesetz Gottes, worin er
seinen heiligen Willen
geoffenbart und uns alles
gezeigt hat, was wir thun
und lassen sollen.
- Seite 37 -
Wo finden wir das Gesetz
Gottes?
Das Gesetz Gottes ist den Men-
schen schon in ihrem Gewis-
sen bezeugt, deutlich und
vollkommen aber finden
wir es in der heiligen
Schrift, namentlich in den
zehn Geboten, wie sie von
Gott durch Moses gegeben u.
von unserem Heiland in der
Bergpredigt erklärt sind.
Wie lassen sich die
zehn Gebote eintei-
len ?
In Pflichten gegen Gott
- Seite 38 -
(Geb. 1-4) und Pflichten gegen
den Nächsten (Geb. 6-10)
Was fordert das
erste Gebot von uns?
Wir sollen Gott über alle
Dinge fürchten, lieben u.
vertrauen, die eigentliche u.
uneigentliche Abgötterei vermei-
den.
Zum zweiten Gebot: Wir sol-
len den Namen Gottes heilig
halten, entheiligt wird der
Name Gottes durch Fluchen,
falsch Schwören, Lügen, Heuche-
lei und Aberglauben.
Fluchen heißt sich oder anderen
Bößes wünschen unter Anru-
- Seite 39 -
fung Gottes oder unheiliger
Mächte. Schwören heißt Gott zum
Zeugen anrufen, daß man
die Wahrheit reden und ein ge-
gebenes Versprechen halten will.
Verwerflich ist der Meineid u.
das leichtfertige Gelöbnis. Erlaubt
ist der Schwur vor der Obrig-
keit zur Erhaltung und Förde-
rung der Wahrheit, der Dienst-
und Fahneneid, das Tauf- Kon-
firmations- und Ehegelöbnis.
Das Dritte Gebot fordert
die Heiligung des Sonntags.
Entheiligt wird derselbe durch
Werktagsarbeit und sündli-
che Lustbarkeit. Erlaubt ist
die Arbeit der Not und der
- Seite 40 -
helfenden Liebe, der christliche
Sonntag soll ein Tag der Ruhe,
der Andacht und der berechtig-
ten Freude sein.
Zum vierten Gebot: Wir sol-
len die Eltern ehren, weil wir
ihnen unser leibliches und
geistiges Wohl verdanken. Der
kindliche Gehorsam soll im
Lauf der Zeiten in ein herzli-
ches Vertrauen übergehen.
Das fünfte bis zehnte Gebot sagt:
Halte heilig das Leben deines
Nebenmenschen, die Ehe, das Ei-
gentum, die Ehre, die eig-
ne Seele.
Wie fast unser Herr Christus
alle diese Gebote zusammen?
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In den Worten: Du sollst lieben
Gott, deinen Herrn, von ganzem
Herzen, von ganzer Seele, von
ganzem Gemüte und aus allen
Kräften. Dies ist das vornehm-
ste und größte Gebot. Das ande-
re aber ist dem gleich: Du sollst
deinen Nächsten lieben als dich
selbst. In diesen zwei Geboten
hängt das ganze Gesetz und die
Propheten.
9
Hast du das Gesetz Gottes er-
füllt?
Nein, ich muß vielmehr beken-
nen, daß ich Gottes Gebote viel-
fältig übertreten und dadurch
- Seite 42 -
gesündigt habe.
Was ist Sünde?
Sünde ist alles, was mit dem
heiligen Willen und Gesetze
Gottes in Widerspruch steht u.
die Ehrfurcht und Liebe ge-
gen unsern Schöpfer und Herrn
verletzt.
Welche verschiedenen Arten der
Sünden kann man un-
terscheiden?
Man unterscheidet die Erbsün-
de und die wirkliche Sünde:
Die Erbsünde ist die anererbte
Neigung, dem göttlichen Gesetze
zu wiederstreben. Sie hat ihre
Quelle in der Sinnlichkeit u.
im Eigenwillen und ist an
- Seite 43 -
sich noch nicht strafbar weil wir
sie als eine anererbte mit ins
Leben bringen.
Was entspringt aus der
Erbsünde?
Aus der Erbsünde entspringt
die wirkliche Sünde, welche
sich zeigt in bösen Gedan-
ken, Worten und Werken so-
wie in der Unterlassung
des Guten.
Was ist die Folge der
Sünde?
Aus der Sünde folgt des
Menschen Elend an Leib u.
Seele, denn der heilige
Gott zürnt über die Sün-
de und will sie aus ge-
- Seite 44 -
rechtem Urteil zeitlich und
ewig strafen.
Welches Verlangen geht
aus dem Gefühl der
Schuld hervor?
Aus dem Gefühl der Schuld
geht das Verlangen nach
Erlösung hervor, das sich auch
bei allen Völkern findet. In
früheren Zeiten suchte man
diese Erlösung durch Opfer
und gute Worte zu gewinnen.
Edlere Menschen erkannten
aber, daß nur ein Opfer des
Herzens uns Gott näher brin-
ge.
- Seite 45 -
10
Lehre von der Erlösung
Wie werden wir von uns-
erer Sünde erlöst?
Wir werden von unserer Sün-
de nicht erlöst durch menschli-
che Weisheit, Mittel und Wer-
ke, sondern allein durch die
im Evangelium geoffenbarten
Gnade und Barmherzigkeit
Gottes, deren wir durch den
Glauben teilhaftig werden.
Wie hat sich Gott zu unserer
Erlösung im Evange-
lium geoffenbart?
Der eine, wahrhafte und e-
- Seite 46 -
wige Gott hat sich geoffenbart
als Vater, Sohn und heiliger
Geist und wird darum als der
dreieinige Gott von uns ver-
ehrt.
1. Lehre von Gott
Ich glaube an Gott den Vater,
allmächtigen Schöpfer Him-
mels und der Erde.
Was glaubst du von von
Gott und seinen
Eigenschaften?
Um uns eine Vorstellung
von Gott zu machen reden
wir von Eigenschaften Got-
tes. Wir unterscheiden de-
ren zwei: Eigenschaften
des göttlichen Wesens, Wissens
- Seite 47 -
Ps. 139, 7-10
Wo soll ich hingehen…
und Wollens. Er ist allgegen-
wärtig, d. h. durch keinen
Raum begrenzt. Er ist ewig,
d. h. durch keine Zeit begrenzt
Ps. 90,2
Herrgott,
du bist
unsere Zuflucht
er ist allmächtig, d. h. er kann schaffen, was er will, seine
Macht ist nur durch ihn selbst
begrenzt.
Eigenschaften des göttlichen Wis-
sens: Er ist allwissend, d. h. er
Ps. 139, 1-4
Herr du
erforschst
mich…
weiß alles, was in der Natur,
vor allem in dem Menschenle-
ben sich ereignet hat. Er ist
Jes. 28,29
Des Herrn
Rat ist
wund-
erbar
der Allweise, d. h. erkennt die
Dinge nach ihrem inneren Zu-
sammenhang, nach ihrer Ord-
nung und Zweckmäßigkeit.
Eigenschaften der göttlichen Wol-
- Seite 48 -
3. Mose 19,2
Ihr sollt heilig sein,….
lens: Er ist der Heilige, d. h. voll-
kommen Gute, der in folge des-
sen auch nur Gutes von uns
Ps. 145, 14.
Der Herr
ist gerecht
in allen….
verlangen kann. Er ist der
Gerechte, d. h. er lohnt das Gute
und straft das Böse, nicht im-
mer sichtbar, oft auch unsicht-
bar durch inneren Frieden oder
1. Joh. 4,16
Gott ist die
Liebe und
war….
innere Unseligkeit. Gott ist
die Liebe, d. h. er will die See-
ligkeit aller Menschen.
Was glaubst du von
Gottes Thun und
Walten?
Ich glaube, daß Gott die Welt er-
schaffen hat durch sein allmäch-
tiges Wort und alles in Na-
tur und Menschenleben durch
seine Vorsehung so erhält u.
- Seite 49 -
regiert, daß sein sein ewiger, guter
Ratschluß dadurch erfüllt wird.
Welchen Segen haben wir von
dem Glauben an Gottes
Vorsehung?
Der Glaube an Gottes Vorse-
hung macht uns standhaft
und geduldig in Trübsal, dank-
bar und demütig im Glück und
erfüllt uns mit der tröstlichen
Gewißheit, daß uns Freude und
Leid des irdischen Lebens zu un-
serem Heile dienen muß.
- Seite 50 -
11.
2. Lehre von Christus
Ich glaube an Jesus Christus,
Gottes eingeborenen Sohn, un-
sern Herrn, der empfangen
ist vom heiligen Geist, geboren
von der Jungfrau Maria, ge-
litten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und
begraben, niedergefahren zur
Hölle, am dritten Tage wieder
auferstanden von den Toten,
aufgefahren gen Himmel,
sitzend zur Rechten Gottes, des
allmächtigen Vaters, von dan-
nen er kommen wird, zu
richten die Lebendigen und
die Toten.
- Seite 51 -
Die Person Jesu - Christi.
Woher nehmen wir unsere
Kenntnis von Christi?
Die Evangelien geben uns nur
wenig Aufschluß über Christi Ju-
gendzeit. Sie schildern uns, wie
er in tiefster Armut in einer
Krippe zu Bethlehem geboren
wurde, von Gottes Boten selbst
begrüßt als ein Heiland aller
Menschen. Die Darstellung im
Tempel bezeugt die Sehnsucht
des frommen Judentums nach
einem Heiland; die drei Wei-
sen aus dem Morgenlande
schildern uns das Verlangen
der Heidenwelt nach einem
Erlöser. Im zwölften Jahr em-
- Seite 52 -
pfindet Christus in Jerusalem,
daß er einen Vater in dem
Himmel habe, dem er vor al-
lem dienen müsse.
12.
Welches war der Schauplatz
seiner Wirksamkeit?
Der Schauplatz seiner Wirk-
samkeit war in der ersten
Zeit Galiläa, das liebliche Ufer
des Sees Genezareth. Dort be-
rief er seine ersten Jünger.
Simon - Petrus und Andreas,
Johannes und Jakobus. Dort
heilte er die Kranken, die
man zu ihm brachte, unter
freiem Himmel hielt er die
Bergpredigt und vom Schiffe
- Seite 53 -
aus sprach er in Gleichnissen
zu der versammelten Men-
ge; erst später (nach dem Bekennt-
nissen des Petrus) ging er nach
Jerusalem, dem Schauplatz sei-
ner schweren Kämpfe und
Leiden. Noch jubelt ihm die
Menge zu bei seinem Ein-
zug in die Stadt, allein der
Haß der Pharisäer und Sadu-
täer entfremdet ihm die Lie-
be seines Volkes, das sich in
seinen Erwartungen getäuscht
sieht. So endet er am Kreuz
zu Golgatha, der Gottesläste-
rung beschuldigt und doch ein
König der Wahrheit.
- Seite 54 -
Was bedeuted Jesus, der Name
des Sohnes Gottes?
Der Sohn Gottes heißt Jesus, das
ist Retter oder Heiland, weil
er durch sein Leben, Leiden
und Sterben uns mit Gott
versöhnt und von unsrer
Sünde erlöst hat.
Warum wird Jesus auch Chris-
tus, das ist der Gesalbte
genannt?
Jesus wird auch Christus, das
ist der Gesalbte, genannt,
weil er der verheißene Mes-
sias ist, von Gott gesandt,
mit dem heiligen Geiste ge-
salbt und verordnet zu un-
serm obersten Propheten und
- Seite 55 -
Lehrer, zu unserm alleinigen
Hohenpriester und zu unserm
ewigen König und Herrn.
Warum heißt Jesus Christus
der eingeborne Sohn
Gottes?
Jesus Christus ist allein der e-
wige Sohn Gottes von Natur,
während wir um seinet-
willen aus Gnade zu Kindern
Gottes angenommen werden.
Was heißt, daß er empfangen
ist vom heiligen geist, gebo-
ren von der Jungfrau
Maria?
Jesus Christus ist, obwohl der
eingeborne Sohn Gottes, doch
wahrer Mensch und uns, sei-
- Seite 56 -
nen Brüdern, in allem gleich ge-
worden, ausgenommen die Sün-
de.
13.
2. Das Werk Christi.
Welches war der Zweck des
Wirkens Christi?
Der Zweck des Wirkens Christi
war die Begründung eines
Himmelreiches, d. h. eines sol-
chen Zustands, wo wir Gott
als unsern Vater lieben und
verehren und in jedem Neben-
menschen einen Bruder an-
erkennen. Es ist nicht, wie
die Juden meinten, ein sicht-
bares Reich, ist auch nicht zu
verwechseln mit der Kirche,
- Seite 57 -
sondern es ist eine unsichtbare Ge-
meinschaft der Herzen mit Gott.
Woher nehmen wir unsre
Kenntniß vom Reiche
Gottes?
Das Grundgesetz des Reiches
Gottes ist die Bergpredigt. (Math.
5-7) Sie zeigt uns, daß die See-
ligkeit des Menschen sich auf die
Reinheit des Herzens und des
Handelns zu begründen haben;
(Seeligpreisungen) sie vergleicht
die Tugend und Gerechtigkeit
des Judentums mit der des
Schriftentums und kommt zur
Ansicht, daß das Gesetz nicht nur
nach seinem Wortlaut, sondern
auch nach seiner geistigen Be-
- Seite 58 -
deutung erfüllt werden müssen;
sie lehrt uns die rechte Art zu
beten und Almosen zu geben,
die nicht auf das Auge der
Leute berechnet sein soll, son-
dern aus einem inneren
Herzensbedürfnis stammen
muß, sie warnt uns vor
den falschen Sorgen und zeigt
uns die rechte Sorgenfreiheit;
sie verwirft das Sammeln
irdischer Güter und empfiehlt
das Trachten nach dem Reiche
Gottes; sie tadelt das Splitter
richten und ermahnt uns auf
die eigenen Fehler zu achten.
Auch die Gleichnisse han-
deln von dem Reiche Gottes, das
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sie unter manigfaltigen Bildern
uns darstellen und zwar: 1. den
Wert des Himmelreiches: Perle
und Schatz im Acker, 2. das Wachs-
tum des Himmelreiches: Senf-
korn und Sauerteig, (äußeres
und inneres Wachstum) 3. den
Ruf zum Himmelreich: die
königliche Hochzeit, (der Ruf er-
geht an alle) der verlorene Gro-
schen und das verlorene Schaf. (der Ruf er-
geht an jedes einzel-
ne) 4. die Bedingungen für
die Aufnahme in das Reich
Gottes: Der verlorene Sohn, (Bu-
ße) Pharisäer und Zöllner, (De-
mut) der barmherzige Sama-
riter, (barmherzige Liebe) des
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Königs Rechnung, (vergebende
Liebe) die anvertrauten Punde (?),
(keine Anwendung der Kräfte)
die Arbeiter im im Weinberg, (Ar-
beit ohne Lohnsucht) die zehn
Jungfrauen. (Wachsamkeit) 5.
Ausgang des Reiches Gottes:
Der Feigenbaum, (Langmut Gottes)
das Bauen auf Sand und Felsen,
(Fall und Bewährug)
Man faßt diese Thätigkeit Chris-
ti zusammen unter dem Na-
men seines prophetischen Am-
tes
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14
Hat uns Christus nur durch
seine Lehre erlöst?
Nein, was er lehrte, das hat
er durch sein ganzes Leben
auch zur Darstellung ge-
bracht, er ist durch Reinheit
der Gesinnung, Demut u.
wahre Menschenliebe den
Weg zum Vater uns voran-
gegangen.
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Was verdanken wir dem Lei-
den und Kreuztode
Jesu-Christi?
Jesus Christus hat uns durch
das Opfer seines Leidens und
seines Todes von der Sünde
und Verdammnis erlöst u.
uns Gottes Gnade, Gerechtig-
keit und ewiges Leben er-
worben.
Welches war die äußere Ur-
sache seines Todes?
Die äußere Ursache seines
Todes war der Haß der Phari-
säer, die Rohheit des Volkes,
die Glaubenslosigkeit der Ge-
liebten, der Aberglaube und
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die sittliche Verwahrlosung.
Welchen Segen bring uns
die Auferstehung Jesu
Christi von den Toden?
Gott hat Jesus Christus von den
Toden auferweckt, damit er sich
erweise als der lebendige Sohn
Gottes, welcher auch für uns die
Macht des Todes überwunden
hat und für alle, die an ihn
glauben, ein Bürge ihrer se-
ligen Auferstehung ist
Welchen Segen bringt uns die
Himmelfahrt Christi?
Jesus Christus ist darum zur
Rechten Gottes in den Himmel
erhoben, daß er in der Herrlich-
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keit des Wortes seine Gemein-
de als ihr Haupt regieren, ihr
seinen heiligen Geist senden
und die Seinen nach sich zie-
he in sein himmlisches Reich.
Wozu mahnt Jesu Chris-
ti?
Die Niederkunft Jesu Chris-
ti mahnt uns, daß wir uns
durch Wachen und Beten
auf sein Kommen vor-
bereiten und in allen Leiden
und Kämpfen der frohen Zu-
versicht sein sollen, unser
Herr Christus werde seine
Feinde überwinden, die Sei-
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nen von allem Übel erlösen
und seinem Reiche zum Sie-
ge verhelfen.
16
3. Die Lehre vom heiligen
Geist.
Ich glaube an den heiligen
Geist, eine heilige, allgemei-
ne, christliche Kirche, die Ge-
meinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden, Auf-
erstehung des Fleisches und
ein ewiges Leben.
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Was glaubst Du vom heili-
gen Geist?
Der heilige Geist ist der Geist
des Wartens und des Sehens,
welcher in unsern Herzen
wirkt, uns zur Gemeinde
Christi beruft, uns erleuch-
tet und heiligt.
Was ist heilige, allge-
meine, christliche
Kirche?
Die heilige, allgemeine, christ-
liche Kirche ist die von dem
Sohn Gottes durch den heili-
gen Geist gegründete Ge-
meinschaft derjenigen, wel-
che auf Christus getauft sind
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und an seinen Namen Glau-
ben.
Was ist die Gemeinschaft der
Heiligen?
Die Gemeinschaft der Heili-
gen oder die unsichtbare Kir-
che ist die geistige Verbindung
aller gläubigen Christen un-
ter einander und mit ihrem
Haupte, Jesus Christus.
Was ist die evangelisch-protes-
tantische Kirche, zu der
wir uns bekennen?
Die evangelisch-protestanti-
sche Kirche ist die kirchliche
Gemeinschaft, welche das Wort
Gottes als einzige Richtschnur
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des Glaubens und Wandels er-
kennt, den Herrn Christus al-
lein als ihr Oberhaupt ver-
ehrt und nur im Glauben
an ihn Gerechtigkeit und Se-
ligkeit findet.
Evangelisch heißt sie, weil
sie das Evangelium als ein-
zige Richtschnur des Glaubens
betrachtet, protestantisch heißt
sie, weil sie auf dem Reichs-
tag zu Speyer 1529 gegen al-
len Gewissenszwang protestir-
te.
Welches sind die Mittel, durch
welche der heilige Geist
in uns den Glauben
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hervorbringt und
erhält?
Die Mittel, durch welche der
heilige Geist in uns den Glau-
ben hervorbrint und erhält,
sind das Wort Gottes und die
heiligen Sakramente, welche
daher Gnadenmittel genannt
werden.
Wie sollen wir das Wort als
Gnadenmittel gebrau-
chen?
Wir sollen das Wort Gottes
mit Fleiß und Andacht le-
sen und hören und in ei-
nem feinen, guten Herzen
behalten, damit es uns zur
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Lehre, zur Strafe, zur Besserung
dienen und uns unterweisen
zu Seligkeit durch den Glau-
ben an Jesus Christus.
Was ist ein Sakrament?
Ein Sakrament ist eine hei-
lige und kirchliche Handlung,
gestiftet von unserem Herrn
und Heiland Jesus Christus,
in welcher uns unter sicht-
baren Zeichen unsichtbare
Gnaden und Güter dargestellt
und gegeben werden.
Die katholische Kirche hat die
Zahl der Sakramente auf sie-
ben erweitert: Beichte, Firmung,
Ehe, Priesterweihe und letzte
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Ölung.
Was ist die heilige Tau-
fe?
Die Taufe ist die heilige Hand-
lung, durch welche wir in
den Gnadenbund Gottes und
in die Gemeinschaft der christ-
lichen Kirche aufgenommen
werden.
Wie lauten die Einsetzungs-
worte der heiligen
Taufe?
Jesus sprach: Mir ist gegeben
alle Gewalt im Himmel u.
auf Erden, darum gehet hin
und lehret alle Völker und
tauft sie im Namen des
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Vaters und des Sohnes und des
heiligen Geistes; und lehret
sie halten alles, was ich euch
befohlen habe!
Welches ist das sichtbare Zeichen
bei der heiligen Taufe?
Das sichtbare Zeichen bei der
heiligen Taufe ist das Was-
ser, womit der Täufling be-
sprengt wird, und welches die
Reinigung und Stärkung der See-
le durch Christi Wort und Geist
bedeutet.
Welches sind die unsichtbaren
Gnadengüter der heili-
gen Taufe?
Durch die heilige Taufe em-
Original: Deutsch
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pfangen wir Anteil an der
Vaterliebe Gottes, an der Erlö-
sung durch Christus und an
den Gnandenwirkungen des hei-
ligen Geistes
Warum taufen wir schon die
Kinder?
Wir taufen schon die Kinder,
weil Christus auch sie zu sei-
nem Reich berufen hat und
weil auch sie der Gnade Got-
tes zu ihrem Heil bedürfen.
Was ist die der Taufe nachfol-
gende Konfirma-
tion?
Die der Taufe nachfolgende
Konfirmation ist die Erinn-
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nerung und Bestätigung des Tauf-
bundes.
Was geschieht in der heiligen
Handlung der Konfir-
mation?
In der heiligen Handlung
der Konfirmation legen die
Kinder, welche getauft und
im christlichen Glauben un-
terrwiesen sind, ein feierli-
ches Bekenntnis dieses Glaub-
bens ab und geloben, in dem
selben bis an ihr Ende zu
beharren, worauf sie unter
Erflehung der Gaben des hei-
ligen Geistes im Namen der
Kirche eingesegnet und nun
mehr zum Tische des Herrn
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zugelassen wurden
Was ist das heilige Abendmahl?
Das Mahl, welches Jesus Chris-
tus am Abend vor seinem
Leiden und Sterben zum Ge-
dächtnis an seinen Erlösungs-
tod eingesetzt hat.
Wie lauten die Worte der
Einsetzung?
Unser Herr Jesus in der Nacht,
der er verraten ward, nahm
er das Brot, dankte und brach’s
und gab’s den Jüngern und
sprach: Nehmet, esset, das ist mein
Leib, der für euch gegeben wird;
das Blut zu meinem Gedächt-
nis! Desgleichen auf den
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Kelch, nach dem Abendmahl,
dankte, gab ihnen den und
sprach: Trinket alle daraus;
das ist der Kelch, das neue
Testament in meinem Blut,
das für euch vergossen wird
zur Vergebung der Sünden;
das thut zu meinem Gedächt-
nis.
Was empfangen wir in dem
heiligen Abendmahl?
Mit Brot und Wein empfan-
gen wir den Leib und das
Blut Christi zur Vereinigung
mit ihm, unserm Herrn
und Heiland.
Welches sind also bei dem Aben-
mahl des Herrn die sicht-
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baren Zeichen?
Brot und Wein, welche auch im
Genusse desselben Brot und Wein
bleiben
Die katholische Kirche lehrt, daß
durch das Wort des Priesters die
Hostie in den Leib Christi ver-
wandelt werden.
Luther lehrt, daß Brot und Wein
im Augenblick des Genusses
durch die Kraft Gottes sich in
Leib und Blut Christi verwan-
delten.
Zwingli lehrt, daß Brot und Wein
nur Sinnbilder des Leibes und
Blutes Christi seien.
Welches sind die unsichtbaren
Gnaden und Güter im
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heiligen Abendmahl?
Alles, was uns Jesus Christus durch
sein Leben, Leiden und Sterben
erworben hat, nämlich Verge-
bung der Sünden, Leben und
Seligkeit.
Wozu bewegt uns die würdi-
ge Teilnahme am heiligen
Abendmahl?
Bei unserer innigen Gemein-
schaft mit Christus dankbar ge-
gen Gott zu sein und in der
Heiligung zu wachsen.
Wie bereiten wir uns zum
würdigen Genuß des hei-
ligen Abendmahls vor?
Dadruch, daß wir uns sorgsam
selber prüfen, uns unserer Sün-
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den wegen mißfallen, sie ernst-
lich bereuen, von Herzen die Gna-
de Gottes suchen, seinen Bei-
stand zu unserer Besserung
erflehen und gegen unsern
Nächsten versöhnlich sind, wie
wir selbst der Versöhnung be-
dürfen.
17
Wie ergreifen wir das Heil,
das uns in Christus dar-
geboten wird?
Durch Buße, Glauben und hei-
ligung unseres Leben.
Was ist die Buße?
Die Buße ist die aufrichtige
Sinnesänderung, da wir uns-
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re Sünde erkennen, sie bereu-
en und von Herzen die Gna-
de Gottes zu unserer Besserung
erflehen. (Verlorene Sohn)
Was ist denn nun wahrer
Glauben?
Der wahre Glauben ist nicht
bloß ein Wissen und für-
wahrhalten der christlichen Leh-
re, sondern eine lebendi-
ge Uberzeugung, die unse-
re Gesinnung und unsern
Wandel regiert, und ein
herzliches Vertrauen auf die
Gnade Gottes in Christus Jesu,
unserm Herrn.
Was ist das neue Leben des
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Erlösten?
Unter dem neuen Leben ver-
stehen wir, die aus der Bu-
ße und dem Glauben her-
vorgehenden christlichen Ge-
sinnungen und Tugenden
der Gottes- und Menschenlie-
be.
In welchen besonderen Ver-
hältnissen haben wir
diese Tugenden zu
bestätigen?
Die christlichen Tugenden
müssen sich bewähren in
den von Gott geordneten Ge-
meinschaften des häuslichen,
bürgerlichen und kirchlichen
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Was ist der christliche Haus-
stand?
Der christliche Hausstand
ist die segensreiche Verbin-
dung von Mann und Weib,
Eltern, Kindern und Geschwis-
tern, Verwandten und Freun-
den, Herrschaften und Dienst-
boten, in welcher Gottes Wort
und Wille alle Glieder re-
giert, und eines dem andern
in Liebe hilfreich ist zur Wohl-
fahrt und zur Seligkeit.
Wie verhält sich der Christ
im bürgerlichen Leben?
Der Christ liebt sein Vater-
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land, ist treu seinem Fürsten,
gehorsam der Obrigkeit und dem
Gesetz, als göttlichen Ordnungen,
und dient dem allgemeinen
Besten mit den Gaben und
Kräften, die ihm Gott zum
Wohle seiner Nebenmenschen
anvertraut hat.
Wie erweisen wir uns als
treue Glieder unserer Kir-
che?
Wir erweisen uns als treue
Glieder unserer Kirche, wenn
wir ihre Segnungen und Ein-
richtungen schätzen und zu
unserem Heil gebrauchen, ins-
besondere am Gottesdienste der
Gemeinde zu unserer und des
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Nächsten Erbauung fleißig teil-
nehmen.
Konfirmationslied
Vater, du hast mich erkoren
Am ersten Tag der ich geboren
Zu deines Reiches Himmelslicht.
Vater, schütze mich vor Sünde
Und offenbare deinem Kinde
Dein gnadenvolles Augenlicht.
Auf daß ich Tag für Tag
In dir mich freuen mag
Still und heilig
Und mich dein Mund
Zu jeder Stund
Erinnern an den Liebesbund.