Backschaufel aus dem Ersten Weltkrieg, 1917
Dass der Erste Weltkrieg sich auch auf das zivile Alltagsleben weitab von den Fronten auswirkte, verdeutlicht ein banaler Gegenstand, der vor einigen Monaten der Diezer historischen Sammlung vermacht wurde: eine Backschaufel.
Ganz aus dickem Stahlblech hergestellt, hat sie die übliche Form eines solchen Küchenwerkzeugs mit oben zum Aufhängen umgebogenem, flachem Stiel und unten angenieteter Schaufelfläche. Die Flächen aber wurden genutzt, um die Kriegsmoral an der Heimatfront zu stärken. In geprägten Großbuchstaben steht auf dem Stiel der Spruch: DER MANN IM KRIEG DIE FRAU IM HAUS MIT GOTTES HILF WIR HALTEN AUS!, darunter, zur Schaufel hin, die Jahreszahl 1917. Auf der Schaufelfläche sieht man dann, umschnörkelt von stilisiertem Dornengestrüpp, eine sich in Bogenform fortsetzende Reihe von einzelnen Frauenfiguren bei Feldarbeiten. Die Erste schiebt eine Karre mit Früchten oder Kartoffeln, drei im Gänsemarsch Folgende tragen in gebückter Haltung Körbe. Die Letzte fasst ein nachfolgendes Kind an der Hand, dieses wiederum führt einen Hund an der Leine.
Die Backschaufel wurde im Hause der Diezer Buchhändlerfamilie Meckel benutzt, deren Geschäftsinhaber Fritz Meckel an der russischen Front diente. Seine Schwester Lucie führte die gesamte Kriegszeit hindurch Tagebücher, aus denen u.a. deutlich wird, wie sehr und wie nachhaltig der Krieg weitab von allen Fronten in das Zivilleben eingriff.