Die sehr seltene Medaille gedenkt der Schändung der Kurfürstengräber in Heidelberg im Jahr 1693 während der zweiten Verwüstung der Stadt durch die Franzosen im Pfälzischen Erbfolgekrieg. Auf dem Avers ist das Bildnis König Ludwigs XIV. von Frankreich zu sehen, der in der lateinischen Umschrift als "König Ludwig der Große" bezeichnet wird. Es handelt sich nicht um eine Medaille zu Ehren des französischen Königs - die Bezeichnung ist zynisch gemeint. Auf dem Revers wird die Schändung der Kurfürstengräber in Heidelberg angeprangert. Dargestellt sind französische Soldaten, die Särge zerschlagen und umkippen, bis die Skelette herausfallen. Die lateinische Umschrift fragt klagend, wie lange die Raserei noch andauern werde. Unter der Darstellung wird in einer lateinischen Beschriftung beklagt, dass nicht einmal die Gräber der Kurfürsten bei der Zerstörung Heidelbergs verschont würden.
Die Medaille kann vermutlich dem niederländischen Medailleur Johann oder Johannes Smelzing zugeordnet werden, der gegen Ende des 17. Jh. ein gefragter, international tätiger Künstler gewesen sein muss, der zum Teil mit dem französischen Medailleur Jean Mauger verglichen wurde, heute jedoch nahezu vergessen ist. Eine weitere Medaille, die im Stil sehr der vorliegenden ähnelt, prangert mit der Schändung des Speyerer Domes 1691 weitere Exzesse der Franzosen am Rhein während des Pfälzischen Erbfolgekrieges an (Inv.-Nr. XII.5617/6203). Es ist denkbar, dass die Medaillen unmittelbar nach den dargestellten Geschehnissen angefertigt wurden. Aufgrund der formalen Ähnlichkeit mit einer umfangreichen Serie französischer Medaillen auf die Taten und Erfolge Ludwigs XIV. (unter anderem von Jean Mauger), die ebenfalls stets das Bildnis des französischen Königs auf dem Avers zeigen, die etwa ab 1694 entstanden und 1702 als Serie veröffentlicht wurden, drängt sich die Frage auf, ob die Medaillen von Smelzing darauf folgend als satirische Antwort geschaffen wurden. [Johanna Kätzel]