Schwarzweißfotografie. Die Aufnahme zeigt eine Ansicht der sog. Villa Erlenmeyer, also des Wohnhauses von Dr. Friedrich Albrecht Erlenmeyer in Bendorf im Jahr 1917. Sie stand im Bereich des heutigen Hanswiesenweges in Bendorf.
Dr. Friedrich Albrecht Erlenmeyer war in die Fußstapfen seines Vaters des Psychiaters Adolph Albrecht Erlenmeyer (1822-1877) getreten. Friedrich Albrecht Erlenmeyer hatte im Februar 1873 seine Studien der Medizin in Bonn, Halle, Würzburg, Greifswald, Wien und Berlin mit der Promotion abgeschlossen und übernahm von seinem Vater in Bendorf die Leitung der Dr. Erlenmeyer´schen Anstalten, wozu das 1848 gegründete „Asyl für Gemüts- und Nervenkranke“ (heutige Rathäuser 1-2), die „Wasserheilanstalt Rheinau, Kurhaus für Nervöse und Erholungsbedürftige“ (Bürogebäude der Firma „Schall Baumanagement GmbH“) und die landwirtschaftliche „Kolonie Albrechtshof“ gehörten. Nach dem Tod des Vaters 1877 wurden die Einrichtungen von der Witwe, Frau Sanitätsrat Emma Erlenmeyer und den Söhnen Max und Friedrich Albrecht weitergeführt.
Friedrich Albrecht Erlenmeyer hatte als Facharzt der Psychiatrie einen überregionalen Ruf. Er war Herausgeber und Mitbegründer der internationalen Monatsschrift „Centralblatt für Nervenheilkunde, Psychiatrien und gerichtliche Psychopathologien“ und verfasste selbst unzählige wissenschaftliche Beiträge. Seine Patienten kamen vorwiegend aus Preußen und den übrigen deutschen Staaten, aber auch aus Österreich, dem Königreich Niederlande, aus Belgien, Dänemark, Norwegen, der Schweiz, England, Russland, Frankreich, Amerika und Peru.
Während des Ersten Weltkriegs fielen seine Söhne und Nachfolger Heinrich Albrecht und Albrecht Ernst. Erlenmeyer übertrug den gesamten Komplex der Heil- und Pflegeanstalt zu günstigen Konditionen an die Stadt Bendorf. Den Albrechtshof hatte Erlenmeyer bereits vor dem Ersten Weltkrieg verkauft.
Am 16. Mai 1922 erhielt Erlenmeyer u.a. als langjähriges Stadtratsmitglied das Ehrenbürgerrecht der Stadt Bendorf. Auch in seinen letzten Lebensjahren führte Erlenmeyer eine kleine Arztpraxis und befasste sich in seiner Freizeit verstärkt mit der Geschichte der Stadt. Dabei setzte er sich u.a. für das Einrichten eines Archivs ein. Er starb am 7. Juni 1926. Sein Grabstein ist heute noch in der Nähe der Friedhofskapelle auf dem Bendorfer Friedhof erhalten.
Im heutigen Rathaus hängt im Flur des 1. Obergeschosses ein Porträt des Dr. Friedrich Albrecht Erlenmeyer (Ölgemälde, von Heyden 1898).