Extra-Blatt
des „Dürkheimer Anzeigers."
Dürkheim, 25. September 1870.
Telegramme.
* Tours, 24. Sept. Die provisorische Regierung verbreitet
folgende Version: Bismarck habe Favre gegenüber als Vorbe-
dingung weiterer Verhandlungen die Uebergabe der Festungen
des Elsaßes und Lothringens, sowie des Forts Mont Valerien
(westlich von Paris) gefordert. Die franz. Regierung halte diese
Bedingungen unannehmbar. Der hiesige Regierungs-Ausschuß
wird einen Aufruf erlassen, welcher die Situation darlegt und
weitere Maßregeln zur erhöhten Vertheidigung aufführt. Die
Wahlen zur Constituante sollen vertagt werden.
* Ferières, 23. Sept. (Offiziell.) Von Paris nichts Neues.
Die Pariser Journale vom 22. ds. gestehen über den Kampf
vom 19. ds. ein, daß vier französische Divisionen Theil an dem-
selben genommen, in voller Flucht zurückgeschlagen wurden, und
die Panique bis in das Innere der Stadt hinein trugen. Sie
erhoben gleichzeitig die Mobilgarde, die nichts gethan auf Kosten
der Linientruppen, welche Sie mit Schmähungen überhäuften.
v. Podbielski.
München, 24. Sept. Se. Majestät der König hat gestern
den preußischen Minister v. Delbrück und den württembergischen
Minister v. Mittnacht empfangen.
Mundolsheim, 22. Sept. Wie ich höre, ist in verflossener Nacht
Werk 52 gleichfalls besetzt worden. Heftiger Kampf; starke Ver-
luste an Offizieren und Mannschaft. Ein preuß. Ingenieur-
Major und noch zwei Offiziere todt, mehrere andere schwer ver-
wundet, darunter Lieutenant Waizenegger von der bad. Divi-
sion. Gestern sind noch einmal einige hundert Personen aus
Straßburg herausgelassen worden. Gutem Vernehmen nach soll
aber die Sache damit ihren Abschluß erreicht haben. (K. Z.)
Brüssel, 23. Sept. „Independance belge" veröffentlicht die
Antwort des General Wimpffen auf das Schreiben des Adju-
tanten Napoleons. Der General versichert, der Kaiser habe den
ihm gemachten Vorschlage, durch General Lebrun den Durchbruch
in der Richtung auf Carignan zu versuchen, wobei der Kaiser
durch sein Erscheinen in der Mitte der Truppen anfeuern sollte,
nicht zugestimmt; derselbe habe ohne Wissen des Generals die
weiße Fahne aufhissen und nicht herabnehmen lassen, trotz des
Protestes des Generals.
Redaction und Druck von J. Rheinberger in Dürkheim.