Etwas mehr als ein Jahr nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges empfahl das Königliche Bezirksamt in Speyer am 21. 9. 1915 den Bürgermeistern des Bezirks die Bildung eines lokalen Ausschusses der »Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen«. Ausgehend von einer in Österreich-Ungarn entstandenen Idee sollte mit der Aufstellung und Benagelung von Kriegswahrzeichen der erwähnten Nationalstiftung Spendengeld aus der Bevölkerung zugeführt werden. In einer den Städten übersandten Broschüre waren zahlreiche Entwürfe für sogenannte Kriegswahrzeichen aufgeführt. Diese Kriegswahrzeichen sollten zur »Benagelung« bestimmt sein, jeder Nagel mußte dabei bezahlt werden, das so eingenommene Geld sollte dann der Nationalstiftung zufließen. Seitens des Bayerischen Städteverbandes wurden im November 1915 Bedenken geäußert, daß die Sammlungen für die Kriegswohlfahrtspflege zu sehr dem Reich zugute kommen würden, während doch die Gemeinden durch die Kriegslasten in ihrer Finanzlage außerordentlich gefährdet seien. Auch der Speyerer Stadtrat teilte diese Bedenken, erklärte sich aber im Dezember 1915 schließlich damit einverstanden, »daß an dem Altpörtel ein zur Nagelung geeignetes Kriegswahrzeichen angebracht wird.» Der Bürgermeister erreichte bei der Regierung der Pfalz (Kammer des Innern, Schreiben vom 20. Juni 1916 an die Stadt), daß der Reinerlös der mit der Benagelung verbundenen Sammlung zu drei Vierteln der örtlichen Hinterbliebenenfürsorge zufloß. Damit sollte unter anderem dem Umstand Rechnung getragen werden, daß die Stadt Speyer mit einer auf die Gesamteinwohnerzahl bezogenen zehnprozentigen Lazarettbelegungsquote bereits hohe Kriegslasten zu tragen hatte. Immerhin noch ein Viertel des Gesamterlöses floss an den bayerischen Landesausschuss der Nationalstiftung. Was die eigentliche Benagelungsaktion anging, so hatte man sich erst nach einigem Hin und Her auf die Form des Kriegswahrzeichens geeinigt. Der Entwurf stammte von Bauamtmann Anding, die Ausführung übernahm Holzbildhauer Marbe. Mit der Nagelung wurde am 28. Juni 1916 begonnen. Der Termin war bewusst gewählt: 100 Jahre zuvor hatte der bayerische König Maximilian I. Joseph nach der Besitzergreifung der Pfalz durch Bayern in Speyer erstmals Einzug gehalten. Entsprechend den Daten des im Stadtarchiv Speyer (Bestand 222, Nr.1) verwahrten "Gedenbuch(s) der Kreishauptstadt Speyer für die Nagelung eines Kriegswahrzeichens zur Linderung der Kriegsnot" dauerte die Benagelung bis zum 6. November 1916. (Ludger Tekampe)
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