Betrübt liest die Mutter das Zeugnis ihrer von der Schule heimgekehrten Tochter. Der Korb mit Heften, Büchern und Schriftstücken steht am Boden, während das Mädchen herzergreifend über ihre schlechten Bewertung weint. Die Mutter in bürgerlicher Kleidung mit Kopftuch, grünlicher Weste, blauem Halstuch und nacktem Arm, einem dunkelroten Kleid mit dunkler Schürze sitzt bequem auf einem gekachelten Steinsockel. Das Mädchen vor ihr trägt ein weißes Häubchen. Das ockerfarbene Halstuch ist vor der Brust verknotet und verschlungen. Eine blaue ärmellose Weste, deren Ärmel hochgekrempelt sind, verhüllt den Oberkörper.
Signatur am Korb: Speyer/ G. Dathan
Eigentum der Stadt Speyer.
Seine Jugend verbrachte Dathan in Speyer. Seit 1730 hielt er sich in Amsterdam (1730/37) und
Mannheim (1737/40) auf. Zurück in Speyer wurde er 1741 Bürger der Stadt. Hier war er mit zahlreichen Porträtarbeiten vor allem für bürgerliche Auftrag - geber tätig. Zu den frühen Werken Dathans zählt ein 1725 entstandenes Deckengemälde im Rathaus zu Speyer. Seit 1732 entstanden Gemälde in Feinmalerei oder in Hell-Dunkel-Malerei in der Art der Caravaggio-Nachfolge. Es lassen sich aber auch Einflüsse der Maler Martin van Meytens und von Georges Desmarées feststellen. Dathan schuf neben Porträts vor allem Genreszenen und Historienbilder mit vorrangig mythologischen Themen und Allegorien.