Ein wesentliches Moment des Selbstverständnisses von Ludwig I. war seine Rolle als Kunstmäzen. Er verband dabei persönliche Leidenschaft für Malerei, Skulptur und Architektur mit dem Bestreben, sich in der Kunst ein bleibendes Denkmal zu schaffen. Bei der Grundsteinlegung der Neuen Pinakothek in München sagte er am 12.10.1846: „Freude und Stolz sind Mir Meine Künstler. Des Staatsmannes Werke werden längst vergangen sein, wenn die des ausgezeichneten Künstlers noch erhebend erfreuen.“ Schon in seiner Prinzenzeit weilte er immer wieder für längere Zeit in Rom. Er gefiel sich in der Rolle als Freund und Förderer namhafter europäischer Künstler, die sich im Rom der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dauerhaft oder temporär angesiedelt hatten. Begabten Künstlern vermittelte er Romstipendien zum Studium der Antike. Zu seinen bevorzugten Künstlern gehörte auch der dänische Künstler Bertel Thorvaldsen, der von 1797 bis 1842 sein Atelier in Rom hatte. Von ihm ist eine Porträtbüste Ludwig I. aus dessen Kronprinzenzeit aus dem Jahr 1821 überliefert. Die Büste lehnt sich einerseits an antike Vorbilder an, zeigt sich in der Ausformung von Haar- und Bartracht aber auch gänzlich modern und lässt somit sowohl den Staatsmann wie auch den Liebhaber der Künste zur Geltung kommen. Die hier vorgestellte Gipsabformung des Originals fand sich im Nachlass des aus Tirol stammenden Bildhauers Gottfried Renn, der zu den Arbeiten am Westbau des Doms in der Mitte des 19. Jahrhunderts nach Speyer gekommen war und insofern auch zu den von Ludwig I. begünstigten Künstlern gehörte. Die Kopie stammt noch aus den Münchner Jahren des Künstlers. Renn entwickelte nach der Fertigstellung des Westportals im Jahre 1858 eine reiche künstlerische Tätigkeit, die auch bis in die Nachbarländer Preußen und Hessen-Nassau ausstrahlte. Originalfassungen der Porträtbüste in Marmor befinden sich heute in der Glyptothek in München und im Thorvaldsons Museum in Kopenhagen.