Original: Deutsch
Die Wiedereröffnung der Sammlungen des Dürkheimer
Altertumsvereins.
Von Friedrich Sprater.
Zwei wissenschaftliche Sammlungen befinden sich in Bad Dürkheim, deren Schicksal von An-
fang an verbunden war. Es sind dies die Sammlungen des naturwissenschaftlichen Vereins
„Pollichia" und des Dürkheimer Altertumsvereins. Nachdem diese lange Jahre für die
Öffentlichkeit unzugänglich waren, sind sie am 10. Juni dieses Jahres durch einen feierlichen
Festakt unter Anteilnahme von Vertretern der Regierung, des Bezirksamtes, der Stadtverwaltung,
der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, des Historischen Museums der
Pfalz, zahlreicher pfälzischer Geschichtsvereine und Ortsmuseen sowie von Freunden der Dürk-
heimer Bestrebungen der Allgemeinheit wieder zugänglich gemacht worden. Bei gleicher Gelegen-
heit wurde in der Vorhalle des Museums eine Gedenktafel für den um die Pollichia und den
Dürkheimer Altertumsverein hochverdienten Hofrat Dr. Bischoff feierlich enthüllt. Die enge
Verbundenheit der beiden Sammlungen und Vereine zeigte sich in der ganzen Veranstaltung.
Oberregierungsrat Dr. Pöverlein als Vorsitzender der Pollichia gab einen Überblick über die
Geschichte der Sammlungen dieses Vereins, Obervermessungsrat Frank als Vorstand des Dürk-
heimer Altertumsvereins und der Dürkheimer Ortsgruppe der Pollichia vor allem einen Überblick
über die Geschichte der historischen Sammlungen.
Der 1840 gegründete Naturwissenschaftliche Verein der Pfalz „Pollichia" befaßte sich schon
frühzeilig in seiner anthropologischen Sektion auch mit der Vornahme von Ausgrabungen und
dem Sammeln vor allem vorrömischer Funde. Da diese Tätigkeit auch zum Aufgabenbereich
des Historischen Vereins der Pfalz gehörte, so blieben Trübungen in den Beziehungen der beiden
Vereine nicht immer aus. Die Schenkung einer wertvollen Sammlung durch Jonathan Gerns-
heim führte 1872 zur Gründung des Dürkheimer Altertumsvereins des ältesten örtlichen Ge-
schichtsvereins der Pfalz. Seine Sammlungen waren mit denen der Pollichia in der nördlichen
Hälfte des Obergeschosses des Dürkheimer Rathauses untergebracht. Infolge Vermehrung der
Sammlungen genügten die Räume schon nach wenigen Jahrzehnten nicht mehr für eine würdige
Aufstellung. In dieser Lage war es Herr Hofrat Dr. Bischoff, der weitaus zum größten Teil
aus eigenen Stiftungen ein Museumsbaufond schuf, der bei seinem Ableben 1919 sich auf 120000 M.
belief und bis zum Jahre 1922 auf 179194 M. anwuchs. Diese ansehnlichen Mittel fielen der
Inflation zum Opfer. Inzwischen wurde aber die Lage der Sammlungen immer mißlicher, da
nun auch noch das Bürgermeisteramt die der Pollichia und dem Altertumsverein überlassenen
Räume dringend zur Erweiterung seiner Büros benötigte. Teile der Sammlungen wurden in
vollständig unzureichenden Räumen magaziniert. Eine Aussicht, in absehbarer Zeit bessere Räume
zu gewinnen, bestand nicht. So tauchte in Dürkheimer Kreisen der Plan auf, die Sammlungen
der Pollichia nach Speyer zu verlegen, wo bereits die Bibliothek des Vereins mit der Pfälzischen
Landesbibliothek vereinigt war. Bereits 1922 hatte sich die Stadt Dürkheim verpflichtet, für
die Sammlung des Dürkheimer Altertumsvereins und der Pollichia das Graf'sche Haus zur
Verfügung zu stellen. Bei der großen Wohnungsnot war aber die Erfüllung der Zusage mit
großen Schwierigkeiten verbunden. Die Gefahr einer Verlegung der Sammlungen nach Speyer
mag immerhin bewirkt haben, daß die Räumung der Wohnungen mit größerem Nachdruck be-
trieben wurde. 1926 schied Professor Hemmerich infolge seiner Versetzung nach Würzburg aus
der Vorstandschaft der Pollichia und des Altertumsvereins aus und an seine Stelle trat Ober-
vermessungsrat Frank. Eine wenig erfreuliche Aufgabe war es, die Professor Hemmerich zu
leisten hatte. Mehrmals mußte er zum Teil in überstürzter Weise mit den Sammlungen um-
ziehen ohne daß es ihm möglich war, dieselben entgültig aufzustellen. Schwierige Verhandlungen
hatte er mit der Stadtverwaltung zu führen, bis eine nach der andern der dem Vereine zu-
gesagten Wohnungen freigemacht werden konnte. Wenn also seine Tätigkeit auch äußerlich
weniger in Erscheinung tritt, so darf er doch der Anerkennung seiner selbstlosen Arbeit und des
Dankes der beteiligten Vereine sicher sein.
Mit der Übersiedelung in das Graf'sche Haus trennen sich die Wege der Pollichia und des
Dürkheimer Altertumsvereins trotz der Personalunion in der Person des Obervermessungsrates
Frank immer mehr. Bereits bei der Neugründung der Pollichia im Jahre 1919 verzichtete der
Verein Pollichia auf eine weitere Betätigung auf dem Gebiete der Vorgeschichtsforschung und
wandte sich ganz seinen rein naturwissenschaftlichen Aufgaben zu. Die vorgeschichtlichen Samm-
lungen der Pollichia wurden mit der Sammlung des Dürkheimer Altertumsvereins vereinigt.
Es sind nunmehr die historischen und naturwissenschaftlichen Sammlungen im Graf'schen Hause
in der Weise räumlich getrennt, daß das Erdgeschoß für die Sammlungen des Dürkheimer Alter-
tumsvereins, die beiden Obergeschosse für die Sammlungen der Pollichia zur Verfügung gestellt
wurden. Im Erdgeschoß des Seitenflügels befinden sich noch zwei Räume, deren einer als
Steinsaal für den Altertumsverein dient, während in dem andern allerdings in ganz ungenügen-
der Weise die ethnographische Sammlung der Pollichia untergebracht ist.
Wie bei der Aufstellung der Pollichia-Sammlungen so auch bei der Aufstellung der Samm-
lungen des Dürkheimer Altertumsvereins hat Obervermessungsrat Frank das Hauptverdienst.
Er hat nicht nur die bisherigen Bestände planmäßig neu geordnet und aufgestellt sondern auch
die Sammlungen durch glückliche Erwerbungen wesentlich bereichert und vermehrt. Der Gesamt-
charakter des Museums, der früher fast ausschließlich durch die Bodenfunde bestimmt wurde,
wurde durch die Schaffung einer stadtgeschichtlichen und einer volkskundlichen Abteilung wesent-
lich geändert.
Für die Sammlungen des Dürkheimer Altertumsvereins stehen nunmehr insgesamt 10 Zimmer
zur Verfügung. Im Seitenflügel liegt ein Raum, der zur Aufnahme der Steindenkmäler be-
stimmt wurde. Die übrigen Räume befinden sich im Erdgeschoß des Vorderbaues. Sie mußten
fast ausschließlich mit den aus dem alten Museum übernommenen Ausstellungsschränken aus-
gestattet werden, eine Aufgabe, die durch Neuanstrich und teilweisen Umbau in recht glücklicher
Weise gelöst wurde. Die ersten drei Säle enthalten vor allem die vorrömische und römische Ab-
teilung, um deren Zustandekommen sich vor allem Dr. Mehlis und Jonathan Gernsheim verdient
gemacht haben. Infolge der Vereinigung mit der vorgeschichtlichen Abteilung der Pollichia geht
diese Abteilung über den Rahmen eines Ortsmuseums hinaus und enthält Funde aus allen Teilen
der Pfalz. Neuerdings erhielt sie noch einen bedeutenden Zuwachs durch die Überlassung der
reichen Gräberfunde aus einem Urnenfeld bei Erpolzheim durch das Historische Museum der
Pfalz. Der vierte Saal enthält Waffen, der fünfte Porzellane, darunter ein ausgezeichnetes
von Hofrat Dr. Bischoff gestiftetes Frankenthaler Service, Fayencen und Steingut. Die folgen-
den vier Räume liegen auf der andern Seite des Hausflurs. Die stadtgeschichtliche Abteilung
im sechsten Raume zeigt zahlreiche Abbildungen von Dürkheim, Urkunden, Erinnerungen an
das Haus Leiningen, alte Dürkheimer Kostüme, ein neugeschaffenes wirkungsvolles Modell der
Hardenburg (Zustand um 1600), Erinnerungen an die Jahre 1832 und 1848/49. Noch fehlt
ein Modell des Klosters Limburg im Zustand vor der Zerstörung, doch ist zu hoffen, daß auch
dieses in nicht zu ferner Zeit beschafft werden kann. Eine gewerbliche Abteilung bildet den
Inhalt des siebenten Raumes. Wir sehen hier geschnitzte Faßböden und Faßriegel, prächtige
schmiedeiserne Arbeiten vom Dürkheimer Schloß u. a. Besonders stimmungsvoll sind die beiden
letzten von Obervermessungsrat Frank vollständig neu geschaffenen Räume mit Bauernküche und
Bauernstube.
Was in Dürkheim geleistet worden ist, vermag am besten der zu beurteilen, der die Samm-
lungen in ihrer früheren Aufstellung im Rathaus kannte. Wenn das Werk so gut gelungen ist, so
ist dies fast ausschließlich ein Verdienst des Herrn Obervermessungsrates Frank und seiner Gemahlin,
die ihm stets eine treue Gehilfin war. Das Werk ist um ein gutes Stück weiter gefördert, aber
noch lange nicht vollendet. Die schwierigste noch zu lösende Frage ist die der Verwaltung der
Sammlungen, die wohl nur gemeinsam mit der Pollichia gelöst werden kann. Gerade die Er-
haltung und Vermehrung der naturwissenschaftlichen Sammlungen stellt so große Anforderungen,
daß es fraglich erscheint, ob diese Arbeiten auf die Dauer im Ehrenamt durchgeführt werden
können. Auch der großen Verdienste der Stadtverwaltung von Bad Dürkheim ist hier noch zu
gedenken, die unter großen Schwierigkeiten den größten Teil des Graf'schen Hauses freigemacht
und das früher stark vernachlässigte Haus von außen und innen in einen würdigen Zustand
versetzt hat.
Anmeldungen von Mitgliedern sowie Mitteilungen von Adressenänderungen sind zu richten an das Historische
Museum der Pfalz in Speyer. Geldsendungen an das Postscheckamt Ludwigshafen a. Rh. Konto 3957
Historisches Museum der Pfalz E. V. (Historischer Verein der Pfalz).
Manuskripte. Alle Beiträge zur Zeitschrift müssen vollkommen druckfertig und gut leserlich sein
wenn möglich Maschinenschrift. Zusätze in der Korrektur und Revision können in der Regel nicht berück-
sichtigt werden.
Das Historische Museum ist Montags für Besucher geschlossen. Es wird dringend gebeten, die
Besuche von ganzen Schulklassen oder größeren Abteilungen vorher anzumelden, daß für entsprechende Führung
gesorgt werden kann. Diese Besuche mögen also für andere Wochentage — nicht Montags — vor-
gesehen werden.
Rückporto beifügen! Anfragen können nur dann schriftlich beantwortet werden, wenn genügendes
Rückporto beigefügt ist.