In den Jahren 1975/1976 wurde bei Ausgrabungen im Areal von St. Irminen in Trier ein römischer Silberlöffel entdeckt. Er kam im Bereich eines privaten, vom 1.-4. Jh. n. Chr. genutzten Wohnquartiers in der Einfüllung eines Brunnens zutage, der zuletzt als Müllschacht genutzt wurde. Er ist aus Silber gegossen, die reich dekorierte Laffe ziert eine stilisierte Palmette mit Nielloeinlagen. Um deren Rand führt ein Muster in Form aneinandergereihter, kleiner gepunzter Dreiecke, ebenfalls einst mit Niello gefüllt. Zwischen der beutelförmigen Laffe und dem Griff vermittelt eine Spirale. An ihr setzt der kurze Griff mit zwei stilisierten Voluten an. Dieser endet in einem breiten Endstück, in das einst ein Spieß oder ein Messer eingesetzt war, ersichtlich aus erhaltenen Eisenresten desselben im Griffende. Der Löffel bleibt hinsichtlich Typus, Erhaltung und Qualität singulär in der Trierer Sammlung von Silberlöffeln.
Das Stück gehört in eine nicht sehr umfangreiche Gruppe verzierter Löffel, die einst alle mit einem Spieß oder aber Messer am Griffende versehen waren.
Sie sind vermutlich als exklusive Einzel- und somit auch Schmuckstücke zu sehen. Von einem häufigen Gebrauch der Stücke dürfte aufgrund der sehr unhandlichen und kurzen Griffe nicht ausgegangen werden. Auch eine Funktion als Vorlegelöffel – wofür allerdings Einzelstücke sprächen – ist wegen ihrer geringen Größe nicht anzunehmen. Dennoch weisen alle Löffel Benutzungsspuren auf. So wurde jeder dieser Stücke gewiss für besondere Anlässe, wie convivia, benutzt.
Für die zeitliche Einordnung der Silberlöffel sind einige Grabfunde hilfreich, durch deren Kontext ein datierender Anhaltspunkt gewonnen werden kann. Seit dem 2.-3. Jh. n.Chr. finden sich beiderseits des Rhein-Donau-Limes häufiger Silberlöffel in Gräbern. Dies verbindet sie auch mit den germanischen ‚Fürstengräbern‘ aus dem späteren 3. Jh. n. Chr. von Leuna-Haßleben oder aber dem Grab von Emersleben 2, jeweils Bestattungen mit reichem römischem Import sowie diversem Essgeschirr und Löffeln, die offensichtlich zu den Distinktionsmerkmalen der einheimischen Elite gehörten.
Alle zeitlich fixierbaren Löffelfunde weisen in die 2. Hälfte des 3. Jhs. n. Chr. Es ist auffällig, dass dieser Typus weder für das 2. noch nach dem 3. Jh. n. Chr. nachweisbar ist.