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Richtlinien für Anlage und Führung von städtischen Sammlungen, 11.9.1930

Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir Museum Schriftgut - Amtsdrucksachen [2023/0966]
https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/resources/documents/202306/10092540753.pdf (Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Richtlinien für Anlage und Führung von städtischen Sammlungen, definiert vom Bayerischen Städtebund.

Behandelt werden folgende Themen:
- Wozu ein städtisches Museum?
- Programm eines städtischen Museums
- Die darstellende Aufgabe
- Vor- und Frühgeschichte
- Stadtgeschichte
- Kulturelle Leistungen
- Kulturgeschichte
- Naturgeschichtliche Grundlagen
- Die pädagogische Aufgabe
- Die wissenschaftliche Aufgabe (Kartei, Photothek, Platten- und Klischeearchiv, Münz- und graphisches Kabinett)
- Durchführung
- Materialsammlung
- Räumlichkeiten
- Leitung des Museums
- Etat
- Personal
- Gebühren
- Beratung in Fragen der städtischen Museen
- Zusammenschluss der städtischen und Vereins-Museen

Material/Technik

Papier / geschöpft, maschinenbeschrieben

Maße

Höhe: 29,5 cm, Breite: 21,0 cm, Seitenzahl: 8

Abschrift

Original: Deutsch

Nr. 1481 Geschäftsstelle des Bayerischen Städtebundes München, den 11. September 1930 An sämtliche Mitgliedstädte u. Herren Hauptausschussmitglieder Betreff: Richtlinien für Anlage uni Führung von städtischen Sammlungen. Bei der ersten Tagung unseres neuen Hauptausschusses in Augsburg wurde unter anderem auch das städtische Maximilians- museum besichtigt. Bei dieser Gelegenheit hielt der Leiter dieser Sammlung, Herr Kustos Ohlenroth einen Vortrag, der wegen seines allgemeinen Inhalts auch für die städtischen Sammlungen in anderen Städten sehr wertvoll ist. Einem Wunsche der Besichtigungsteilnehmer entsprechend wurde der Vortraq in schriftliche Form gebracht und wird hiemit allen Städten und Hauptausschussmitgliedern zugestellt, da das Maximiliansmuseum in seiner neuen Ausgestaltung als vorbild­- lich für die Anlage ähnlicher Heimatmuseen erkannt wurde. Knorr, Oberbürgermeister Allgemeine Richtlinien für die Anlage und Führung städtischer Museen. Wozu ein städtisches Museum? 1. Als gallgemeine Sehenswürdigkeit zählt ein Museum zu den der städtischen Repräsentation dienenden Einrichtungen. Je nach der Qualität seines Inhalts und noch mehr der Ge- diegenheit und Durchdachtheit seiner Raumgestaltung ist es neben dem Stadtbild selbst der wichtigste Faktor für Verkehrswerbung und Dienst am Fremden. Der Fremde pflegt Umfang und Bedeutung der städtischen Sammlungen mit der geschichtlichen Bedeutung der Stadt schlechthin zu iden­- tifizieren. 2. Für die Stadt selbst dient, ein Museum allgemein der Le- bendigmachung des Begriffs Heimat -Heimatstadt mit greif­- baren Gegenständen und damit einer Stärkung des Heimatge­- fühls und Bürgersinns. Diese Folge der Museumspflege als Teil der Heimatpflege ist ein wichtiges Gegenmittel gegen die geistige Entwurzelung und Haltlosigkeit der Massen als Folge der Verstädterung und Industrialisierung. 3. Als Anschauungs- und Lehrmittel im engeren Sinne für die Schüler und damit als wichtigster Gegenstand des heimat­- kundlichen und geschichtlichen Unterrichts ist ein Museum unentbehrlich. 4. Als einzige Forschungsstelle für die Geschichte der Stadt - daneben kommt höchstens das Archiv in Frage - und als Sammelpunkt aller sich mit Werden und Entwickelung der Stadt beschäftigenden Forschung von Vereinen, Gelehrten und Privaten wird es durch kein anderes Institut ersetzt, das auch nur befähigt wäre, diese wichtige Aufgabe zu leisten. Z.B. gibt es in ganz Bayern keine Stelle, an der irgendwie syste­- matisch die Pläne und Ansichten der bayer. Städte auf eine ge­- wisse Vollständigkeit gebracht wären. Hier kann nur jede Stadt für sich selbst eingreifen durch systematische Museumsarbeit. Programm eines städtischen Museums. Völlig abwegig wäre es, wenn eine Stadt, sei es auf Grund persönlicher Liebhaberei massgebender Persönlichkeiten, sei es verführt durch - geschäftlich betrachtet - günstige Erwerbsmög­- lichkeiten, eine Sammlung aufziehen würde, die mit ihrer Ge­- schichte und ihrem Sein nicht enger verknüpft ist. Solche Samm­- lungen - auch diejenigen allgemeiner moderner Kunst - können erst in allerletzter Linie in der heutigen Finanznot verantwortet werden. Das Programm eines städtischen Museums kann vielmehr nur die allgemein verständliche Darstellung der Heimat in ihren Grundlagen, ihrem Werden und ihrem Sein bis auf heute bilden. Unter Heimat kann die Stadt allein, oder je nach ihrer engeren Verbundenheit damit der Bezirk, oder eine weitere Land­- schaft verstanden werden, deren führendes Haupt die Stadt heute noch ist. Der wichtigste Sinn der Darstellung ist, das Heutige aus den Stufen seines Werdens und das Alte aus dem Gewordenen verständlich und damit beides für das schaffende Leben nutzbar zu machen. Die darstellende Aufgabe. Die Darstellungen des Museums gliedern sich in einzelne Abteilungen. Deren Zahl und Breite richtet sich natürlich nach den dafür vorhandenen Einzelgegenständen und diese gruppieren sich jeweils sinn- und entwickelungsgemäss. Die Durchführung einer sinngemässen Abfolge der Abteilung- gen wird sich in dem Masse mit Schaubildern, Statistiken und ausstellungsartiger Aufmachung helfen können, je mehr der Man­- gel oder die Bedeutungslosigkeit der Originalmaterialien zu dieser Art der Lösung zwingen. Durch Erwerbungen kann aber - gerade auch durch das Museum selbst erleichtert - oft in kurzer Frist dieses mehr pädagogisch- ausstellungsmässige Gesicht eines Museums in das gewohnte von Sammlungen wertvoller Originale umgestellt werden. Für jede Stadt aber - ohne Ausnahme, und gleich welchen Um­- fangs und welcher Vergangenheit - besteht die Möglichkeit und damit die Pflicht, ein Muscum einzurichten. Gliederung der Darstellung: Beispiel: Im einzelnen können natürlich alle Abteilungen noch weitgehend gegliedert werden, sodass je nach den lokalen Verhältnissen die folgende Gliederung die Grundlage für 2-3 getrennte Sammlungen geben kann. Vor- und_Frühgeschichte: Die Dokumente und Uebersichten der Besiedelung der Heimat in den Zeiten vor der Stadtgründung: Funde, Modelle, Pläne, Karten. Damit geht die systematische Sammlung und Beobachtung von Fundtatsachen im Sammelgebiet und die Füh­- rung der archäologischen Karte Hand in Hand. Stadtgeschichte: Entwickelung des Stadtbildes von der Gründung bis heute. Einzelne Bauten und Strassenbilder. Besondere Ereignisse der Stadtgeschichte. Hervorragende Persönlichkeiten des Stadtregiments und öffentliehen Lebens. Grundlagen und Entwickelung der Wirtschaft, Anfänge der Industrie. Besondere Rechte der Stadt, Dokumente der Stadthoheit­- zünfte, Gesellschaften und Organisationen, Familien- und Personengeschichte. Kulturelle Leistungen: Bildende Kunst: Maler, Bildhauer, Kupferstecher, Handwerk: Goldschmiede, Uhrmacher, Instrumentenmacher, Waffen- und Messerschmiede, Kuperschmiede und Gelbgiesser Zinngiesser, Hafner und Kachelmacher, Fayence- Porzellan- Steinzeugfabriken, Textilhandwerk, Heimarbeit. Kulturqeschichte: Sitte, Tracht, Volksgebräuche, ausgestorbenes und aus-­ sterbendes Gobrauchsgut. Siedlungsformen, Volks- und Bauernkunst. Naturgeschichtliche Grundlagen: Geologie: Das Werden des Heimatbodens in den vomensch­- lichen Zeitaltern. Paläontologie (Die ausgestorbene und lebende Fauna und Zoologie, Botanik) (Flora d. Heimat mit biologischen Gruppen) Die pädagogische Aufgabe eines Museums ist die Verbreitung heimatkundlicher Kenntnisse und die Hebung des Bildungsstandes auf allen das Museum berüh­- renden Gebieten durch systematische Bildungsarbeit am Erwach­- senen und an den Schulen. Sie erfolgt in Form von Vorträgen, Führungen, Wanderungen in die Umgebung allgemein verständli- cher Art mit Themen, die der obigen Gliederung entsprechen. Darneben ist erwünschenswert für einen engeren Kreis von Per­- sonen speziellere ins einzelne gehende Kurse und Vortragsfol- gen auch mit allgemeineren Themen einzurichten. Die pädagogi­- sche Aufgabe ist nicht nur den Heimatbegriff zu verlebendigen und zu vertiefen, sondern die Heimat auch in den Gesichtskreis des grösseren Weltbildes an sich zu stellen. Die wissenschaftliche Aufgabe des Museums ist, alle Quellen der Heimatkunde als Grundlage der gesamten Darste!lung und Erziehungsarbeit zu erschliessen. Kartei: Alle bisher erschienenen Quellen werden dazu ebenso aufgearbeitet und verzettelt wie auswärtige Sammlungen. Jede Notiz - beispielsweise über das Werk eines Künst­- lers der Stadt oder über irgend einen Bürger derselben wird jeweils auf Karteizetteln registriert und einer, nach bestimmten Abteilungen - wie die Sammlung - geord- neten Kartei einverleibt. Auf mehrere Abteilungen be­- züglichen Notizen werden mehrfach eingestellt. Photothek: Diese Kartei wird ergänzt durch systematische Auf­- nahme aller für städtischen Besitz oder Erwerbung un­- erreichbaren Gegenstände, Urkunden, Bilder etc. Diese Photothek entspricht ihrer Gliederung nach Kartei und Sammlung. Platten- und Klischeearchiv: Angegliedert ist ihr ein Plattcn- und Klischeearchiv. Es empfiehlt sich, dass die ge­- samte Photoverwaltung der Stadt im Museum zentrali- siert und verwaltet wird, oder wenigstens dort alle Plattenbestände anderer Aemter (Bibliothek, Bauamt) sowie alle Pflichtabzüge abgeliefert werden. Dadurch wird Doppelarbeit erspart und auch geschäftliche Ausnützung erleichtert. Jeder Sammlungsgegenstand soll photographiert sein und wird auf diese Weise an leichtesten inventarisiert. Benützerraum: Die wissenschaftliche Abteilung ist speziellen Interessenten und Forschern zugänglich zu halten. Sie bedarf daher der Verbindung mit einen Saal für Benützer des Muse- ums: Hier können zum Spezialstudium Gegenstände der Sammlun- gen an Besucher herausgegeben werden. Münz- und graphisches Kabinett: Der Raun, dient zweckmässig gleich-­ zeitig für die Münz- und Medaillensammlung und ihre Be­- nützer, sowie für das Zeichnungs- und Kupferstichkabinett, das ebendort verwahrt werden kann. Bei Neuanlage kann damit gleichzeitig der für diese Abteilung nötige Wechselausstel- lungsraum combiniert werden. Handzeichnungs- und Graphik-­ bestände gehören zu den wichtigsten Beständen eines Museums. Bei einer Neuordnung sind sie aus einem eventl. Verwahr der Stadtbibliothek prinzipiell auszuscheiden, deren Sammel-­ bände alter Graphiksammlungen aufzulösen und die gesamten Bestände auf 4-5 Kartongrössen montiert, in karteiähnlicher Form zu verwahren. Schlussbemerkung zur Gliederung Je nach der Grösse der Bestände und den gegebenen Mög-­ lichkeiten wird die obige Gliederung nicht nur für die Ord-­ nung innerhalb eines Museums, sondern auch für mehrere Mu­- seen nebeneinander geordnet einzuhalten sein, d.h, bei-­ spielsweise für Städtische Galerie, Stadtgeschichtliches Mu­- seum, Naturgeschichtliches Museum, Graphisches Kabinett. Die Notwendigkeit einheitlicher Leitung (s.u.) wird dadurch nicht berührt. Durchführung durch Vereine: Soweit Museen vorhanden sind, sind sie zumeist durch Vereine gegründet und geführt worden. Die erschwerte Lebensführung, der Wirtschaftskampf, die zurückgegangene Wohlhabenheit und die Unfähigkeit der Vereine brauchbaren jüngeren Nachwuchs bereitzustellen, haben heute die Führung eines Museums durch einen Verein zumeist unmöglich gemacht. Zuschüsse an Vereine: Prinzipiell ist die Privatinitiative unentbehrlich und deren Erhaltung und Pflege auch hier eine der wichtigsten Aufgaben der Stadt. Sie wird sich heute aber zumeist auf Arrangierung von Vortragstätigkeit beschränken. Es ist nicht empfehlenswert, mit hohen Zuschüssen einen Verein zur Führung eines Museums in den Stand zu setzen, statt durch Eingreifen der Kommune einem veralteten Institut gegenwärtiges Leben zu geben. Zu- dem ist die Privatintiative kurzlebig und meist nur an ein­- zelne bedeutendere Persönlichkeiten geknüpft, mit deren Abtre- ten oft die jämmerlichsten Zustände eintreten. durch die Gemeinde: Die Durchführung des Museums kann daher heute von Ausnahme­- fällen abgesehen, nur Sache der Kommune sein. Gesichtspunkte für die Durchführung. Als erstes ist dringend notwendig die Beseitigung der vielfach seit Jahrzehnten unverändert gebliebenen Rumpelkam- mern, d,h. in ihren Anfängen stecken gebliebener, ohne Für-­ sorge völlig verwahrloster und verdreckter Sammlungen, die eine Schande für die Stadt sind und das Gegenteil ihrer ur­- sprünglichen Absicht bezwecken. 1. Materialsammlung: Sie sind zu sichten und rücksichtslos ist alles nicht mit der Heimat zusammenhängende Material auszuscheiden, sei es als wertlos, sei es als wertvolles Tauschobjekt. Der übrig-­ bleibende Bestand ergibt zunächst die Basis für Neuaufbau des Museums und für die erste Abteilungsgliederung. Dann ist aus städtischen Besitz, in Stiftungen. Amtsräumen alles Material einer Sichtung zu unterziehen und gewissenhaft zu prüfen, wo das Einzelstück eine wichtigere öffentliche Funktion zu erfüllen hat, dort oder im Museum. Der Privatbesitz in der Stadt, derjenige der Kirchen ist vor- sichtig auf der Möglichkeit von Leihgaben oder Erwerbungen am günstigsten bei einer Neuordnung des Museums zu bearbei­- ten. Endlich erfolgt eine genaue Durchsicht des Kunsthandels (frei- er Handel, Auktionen) zum Zweck weiteren Ausbaues der Samm- lungen. Für die spätere Arbeit bedarf die Pflege der Bezie- hungen zum Kunstmarkt besonderer Aufmerksamkeit, umsomehr als die Erwerbsmöglichkeiten ja stets beschränkt sind. Die Durcharbeit der wissenschaftlichen Grundlagen ergibt dann die Möglichkeiten, einzelne Abteilungen durch Schaubilder, Pläne, Modelle, Statistiken aufzubauen oder zu bereichern. 2. Räumlichkeiten. Die Räumlichkeiten für eine Neuaufstellung des Museums be- messe man auf Grund der festliegenden Abteilungen so reich- lich wie möglich. Am zweckmässigsten sind Gebäude mit zahl- reichen mittelgrossen Räumen, vor allem Klöster, Kasernen, grosse Bürgerhäuser. Ganz unzweckmässig sind grosse Säle oder leere Kirchen u.ä., wenn zu diesen nur bedingt brauch- baren Räumen nicht zahlreiche andere wie erwähnt zur Verfü- gung stehen. Man vermeide auch grundsätzlich mehreren Abtei­- lungen nur einen Raum zu geben und hüte sich vor Ueberla- stung der Sammlungsräume. 3. Leitung des Museums: a) durch hauptamtlichen Beamten: Die Leitung des Museums durch einen hauptamtlichen Fach- beamten ist die richtigste Lösung. Sic erspart alles kost­- spielige und unnötige Experimentieren und laienhafte Un- richtigkeiten. Voraussetzung ist die notwendige Fachaus- bildung als Kunsthistoriker, Archäologe, Naturwissen- schaftler oder Historiker. Eine eigene Museumsausbildung gibt es nicht. Da die Erfordernisse, die an Beamte der staatlichen Museen gestellt werden, von denjenigen, die ein Heimatmuseum von seinem Leiter fordert, sehr verschie- den sind, ist der Nachweis von mindestens 1/2 Jahr prak­- tischer Tätigkeitt an einem möglichst vielseitigen Heimat-­ museum zu fordern. Neben den grossen stadtgeschichtlichen Museen in Frankfurt, Hamburg etc. kommt in Bauern dafür eine Praktikantenzeit an den städtischen Sammlungen von Nürnberg oder Augsburg in Frage. Dem Fachbeamten sind alle museumähnlichen Einrichtungen der Stadt zu unterstellen, zweierlei Museumsleitungon beispielsweise durch die unzweckmässige Trennung in Gemäldegalerie und Stadtgeschichiliehes Museum u.ä. Regelungen müssen sich stets zum Schaden der Einheitlich- keit und im Sinn einer Arbeitserschwerung auswirken. Dem Museumsleiter muss auch die Möglichkeit gegeben wer- ­den, an allen, das künstlerische Gesicht der Stadt be- stimmenden Aufgaben mitzuarbeiten. Das ist schon als Ge­- gengewicht gegen den sonst ausschliesslich durch das Stadtbauamt geübten Einfluss auf die künstlerische Phy­- siognomie der Stadt nötig und empfehlenswert. b) durch hauptamtlichen Beamten und Vereinigung von Museen mit Archiv und Bibliothek. Es ist je nach der örtlichen Lage, aus Ersparnisgründen und um die Anstellung eines hauptamtlichen Beamten zu ermöglichen ohne weiteres gegeben, Bibliothek, Archiv und Museum, oder mindestens die beiden letzteren, unter einer einheitlichen Oberleitung zu vereinen und für die spezielleren Bedürfnisse der einzelnen Aemter fachlich vorgebildete Unterbeamte aufzustellen. Da sich zumeist ein gesondertes Direktorium nicht lohnt, ist diese Ver­- einigung jeweils nicht nur möglich, sondern wünschens­- wert. Auch Institute wie Kunstverein u.ä, gehören in die gleiche Verwaltung. Notwendig und die einzige Schwierig- keit ist, dass die zu berufende leitende Persönlichkeit frei und vorgebildet genug ist, nun über die Enge der eigenen Fachausbildung als Museumsbeamter, Bibliothekar oder Archivar hinaus auch die Erfordernisse der beiden anderen Aemter zu überblicken und zu beherrschen. c) Berufung eines Museumsbeamten für die Dauer der Neuein- richtung. Als letzter, aber auch ungeeignetster Ausweg, der besser bis zu anderen finanziellen Möglichkeiten zu verschieben ist, besteht noch die Möglichkeit der Berufung eines Museumsbeamten für die Dauer der Neueinrichtung. Der Be- treffende, dem die Leitung, nicht die Beratung der Neu-­ aufstellung zu übertragen wäre, erhielte zweckmässig einen höheren Beamten des Baureferates beigeordnet, der die gesamte Neuaufstellung mit ihm durchführen und später die weitere Führung des Museums zu übernehmen hätte. d) Unterstellung unter das Stadtbauamt. Die damit durchgeführte Unterstellung des Museums unter das Stadtbauamt wird aber in ihren Möglichkeiten ganz von der zufälligen Eignung der zur Verfügung stehenden Beamten bestimmt und ist als Lösung der Museumsfrage nicht anzusprechen. e) Museums Kommission. Aus den gleichen Gründen ist die Leitung durch eine Kom­- mission, auch durch eine dem hauptamtlichen Fachbeamten übergeordnete abzulehnen, sofern sich ihre Entscheidung nicht in Vertretung des Stadtrates auf einschneidende, das Gesicht des Museums bestimmende Massnahmen, auf pro- grammatische Gesichtspunkte, Publikationen, sowie auf eine gewisse Ausgabenhöhe beschränkt. Es gibt hier die Möglichkeit, alle Ausgaben über eine gewisse Höhe (ca 500 M) der Kommission vorzubehalten, auch wenn die betr. Mittel bereits etatmässig genehmigt sind. Oder es gibt die andere Möglichkeit, jeweils die Hälfte der ge- nehmigten Etatpositionen von der Genehmigung durch die Kommission frei und zur Verfügung des Museumsleiters zu geben. Völlige Freigabe empfiehlt sich nicht und ist auch nicht üblich. 4.Etat. Das Museum ist unter allen Umständen mit einem jährli- chen Etat für wichtige Neuerwerbungen auszustatten. In der heutigen Zeit der völligen Auflösung des alten Besitzes und des massenhaften Ausverkaufs gerade der besten Stücke der Heimat ins Ausland sind ausreichende Mittel zum Ankauf und zur Festhaltung wichtiger Werke der Heimat eine dringende Notwendigkeit. In wenigen Jahrzehnten wird es ohnehin zu spät sein, solche Rettungsmassnahmen anzustellen. Die genaue Höhe des Etats wird sich erst im Laufe weniger Jahre bestim- men lassen. Es ist auch zweckmässig und sinnvoll Ersparnis­- se des Etats nicht einzuziehen, um gelegentlich besonders schwer erschwingliche Kunstwerke der Heimat zu sichern. 5. Personal. Daneben ist für das nötige Aufsichtspersonal zu sorgen, das je nach den örtlichen Verhältnissen durch entgeltliche Hilfsaufsicht ergänzt wird. Als Aufsichtspersonal müssen in erster Linie gelernte Handwerker (vor allem ein Schreiner, dann Schlosser, Gipser, Tapezierer, Buchbinder) angestellt werden. Sie können in eigener Museumswerkstatt nötige Konser— Vierungs- und Aufstellungsarbeiten vornehmen, eventl. auch Sammlungsschränke anfertigen zur Ausnützung der Arbeits- kraft in besuchsarmen Zeiten. Bei kleineren Städten wird ein Hausmeister Wochentags die gesamte Aufsicht erledigen kön­- nen. Für Samstage und Sonntage sind dann Hilfsaufseher (städt. Pensionisten) ausreichend, deren Verwendung keine hohen Aufwendungen erfordert. 6. Gebühren. Als Einnahmequelle kann und darf ein Heimat-Museum nicht betrachtet werden. Grundsätzlich soll - wenigstens für Einheimische stets der Eintritt frei sein. Nur dadurch ver- mag ein Museum seine Aufgabe zu erfüllen. Beratung in Fragen der städtischen Museen. Fachwissenschaftlich: Ist ein Museum hauptamtlich geleitet, so werden dem betreffenden Leiter stets solche Beziehungen zu den grossen wissenschaftlichen Instituten des Reiches und der Landeshaupt- stadt zur Verfügung stehen, dass in wichtigen Fällen dort jeweils spezielle Begutachtung und Rat erholt werden kann. Eine Zusammenarbeit des vor ausserordentlich vielseitigen Fragen stehenden Museumsleiters mit den wissenschaftlichen Spezialisten ist unerlässlich, um sich auf allen Gebieten den jeweiligen Stand der Kenntnis zu erhalten. Aus dem gleichen Grunde muss dem Museumsleiter auch jeweils die Möglichkeit gegeben werden, an den massgebenden Fachkonferenzen und Ta- gungen teilzunehmen. Allgemein: Im übrigen ist die Beratung eine Frage des Zusammen- schlusses der jeweils zu einem Kulturgebiet gehörigen städt. Museen. Nur durch gegenseitigen Anschluss ist es möglich, auch kleineren Museen fachliche Förderung angedei­- hen zu lassen, gegenseitig den Umfang der Programmgebiete festzulegen, Konkurrenz auszuscheiden und weit über den engeren Museumsrahmen hinaus im Sinn der Heimatpflege tätig und wirksam zu sein. Das staatliche, für die Museumspflege aufgestellte Amt, das Landesamt für Denkmalpflege kann in den hier angedeuteten spezielleren Aufgaben kaum förder­- lich sein, wie seine Tätigkeit seit 22 Jahren und sein zu Gunsten der hauptstädtischen Institute ungenügender Etat ohne weiteres zeigen. Die kommunale und bodenständige Selbstverwaltung muss auch auf diesem Gebiet eigene Ini- tiative ergreifen. Zusammenschluss der städtischen und Vereins-Museen. Solche beratende Selbstorganisation besteht bisher lediglich im Kreis Schwaben und Neuburg, in dem seit 7 Jah- ren tätigen Museumsverband, der alle Museen des Kreises umfasst und dessen Geschäftsstelle und Beratungsstelle in Bayern das Maximilians Museum in Augsburg ist. Aehnliche Selbstorganisationen der kommunalen und Ver- eins-Museen auf stammlicher Grundlage sind ohne weiteres möglich für das fränkische Gebiet mit dem Vorort in Nürn- berg, vorbereitet bereits im nordbayarischen Verband für Heimatforschung und Heimatpflege, und für das altbayerische Gebiet mit Regensburg. Die Schaffung dieses Zusammenschlus- ses in die Wege zu leiten, ist im Interesse jeder Stadtge- meinde, die ein Museum besitzt oder einzurichten beabsich-­ tigt, und damit indirekt Aufgabe des Städtebundes. Schlusswort. Ist das städtische Museum einmal geschaffen, so sollen die Aufwendungen dafür nicht nur ein Opfer sein, das die Stadt dem Bewusstsein ihrer Bedeutung bringt, sondern das Museum soll stets die Schatzkammer sein, wie die Städte sie früher besessen und ihre gepflegteste und beste Sehenswür- digkeit.
Empfangen Empfangen
1930
Bürgermeisteramt Dürkheim
Bad Dürkheim
Abgeschickt Abgeschickt
1930
München
1929 1932
Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Objekt aus: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Der über 2000-jährigen Tradition des Weinbaus in Bad Dürkheim entsprechend, ist das Stadtmuseum in einem ehemaligen Weingut untergebracht. Auf über...

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