Mit der Industrialisierung fanden neue Bildmotive ihren Weg in die Malerei. Industrieanlagen und rauchende Schlote tauchten in romantischen Landschaftsgemälden auf. Das Innere von Fabriken, Gießereien oder Hütten wurde zur Bühne industrieller Genreszenen. Aus heutiger Sicht schwingen in diesen Darstellungen die großen sozialen Konflikte des 18. und 19. Jahrhunderts mit: Entfremdung, Ausbeutung und Existenznot durch eine entmenschlichte Arbeitswelt. Die Intentionen der damaligenMaler hingegen waren nicht ganz so eindeutig. Nicht jeder bezweckte eine Kritik an den gesellschaftlichen Realitäten. Mit einer pathetischen Überhöhung und Ästhetisierung der Industriekultur erhoben manche die neuen Motive in den Rang
einer modernen Historienmalerei – oft auch als Auftragsarbeit für einen Fabrikanten. Auch das Werk von Gerhard Neuerburg, der nach seinem Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie vor allem als Landschafts-, Marinemaler und Porträtist tätig war, stellt eine Auftragsarbeit dar. Mitte der 1920er-Jahre fertigte er eine Reihe von Gemälden für die Vereinigte Stahlwerke AG Düsseldorf, damals der größte Stahlkonzern in Europa. Der Anspruch seines Auftraggebers spiegelt sich in dem Gemälde wider: Die Arbeiter werden optisch eins mit der Industriearchitektur. Die Bahnen aus glühendem Eisen wirken wie eine abstrakte Komposition und betonen Modernität und Fortschritt.