Die kleinformatige Rötelzeichnung zeigt das Blutwunder von Walldürn. Das Motiv konnte durch die hilfreiche Unterstützung Trierer Wissenschaftler als solches identifiziert werden. Das Blatt nimmt Bezug auf das Walldürner Blutopfer, bei dem der Walldürner Priester Heinrich Otto im Jahr 1330 bei der Eucharistiefeier aus Unachtsamkeit den Kelch mit Wein, das Zeichen für das Blut Jesu, umwarf. Daraufhin zeichnete der Wein auf dem Korporale das Bild des Gekreuzigten und elf weitere Häupter mit Dornenkrone. Der erschrockene Priester versteckte das Tuch und gab erst 50 Jahre später auf dem Sterbebett das Versteck des Tuches preis. Danach entstand eine lebendige Wallfahrt nach Walldürn, die 1408 vom Bischof als solche bestätigt wurde.
Die Rötelzeichnung zeigt den Priester mit dem Tuch vor einem Altar. Hinter ihm knien und stehen weitere Personen und verfolgen das Geschehen. Die Szene findet in einem barocken Innenraum mit antikisierenden Säulen, Rundbögen und Pilastern statt. Das Bild ist im oberen Bereich offensichtlich einem Bildfeld an einer Wand angepasst. Vermutlich handelt es sich dabei um die Vorzeichnung für ein Öl- oder Wandgemälde.