Original: Deutsch
Umbau der Herzogmühle
frühestens Anfang 1979
Kosten vorerst auf 2,6 Millionen Mark veranschlagt '
BAD DÜRKHEIM (mbr). Rund 2,6 Millio-
nen Mark wird, der Umbau der Herzog-
mühle verschlingen. Weit mehr, als die
Stadt ursprünglich für das Pollichia-Mu-
seum investieren wollte. Bekanntlich sol-
len die umfangreichen heimatgeschichtli-
chen Sammlungen, die derzeit noch in der
Eichstraße gehortet werden, in dem ehe-
maligen Kinderheim in Grethen einmal
eine neue Bleibe finden. Bis dahin jedoch
wird noch viel Wasser die Isenach hinun-
terfließen.
Während der letzten Monate ist das Mu-
seumsgebäude in der Eichstraße zum viel-
diskutierten Gegenstand innerhalb der
Stadtverwaltung geworden. Wie Baurat
Steinhauer versicherte, sei der bauliche
Zustand des Gebäudes sehr schlecht. Im
Dachstuhl sitze der Hausbock; große Mau-
erteile, die vom Hausschwamm befallen,
waren, hätten bereits saniert werden müs-
sen. Mit einer Spannung von 110 Volt sei
auch die Elektroinstallation ausgesprochen
dürftig.
Ein Umbau wäre unrentabel, so Bürger-
meister Kalbfuß, allein schon wegen der
geringen Fläche. Man entschloß sich also
zum Abriß. Und kaufte, zur künftigen Un-
terbringung des Pollichia-Museums die
Herzogmühle, die zum 1. April vorigen Jah-
res frei wurde. Die Aufträge für einen
zweckmäßigen Umbau sind seit geraumer
Zeit an das Architektenbüro Augeneder
vergeben. Die Gesamtkosten einschließlich
museumsgerechter Spezialausstattung
wurden mit 2,6 Millionen Mark veran-
schlagt.
Nach den Worten von Bürgermeister
Kalbfuß bereite die Finanzierung der Stadt
selbstverständlich erhebliche Schwierig-
keiten. Man wolle versuchen, den Betrag
durch Kürzungen an geeigneter Stelle zu
senken. Erheblich verbessert worden sei
die finanzielle Situation durch die zwei
Millionen Mark aus dem Vermögen , des
aufgelösten Vereins „Pfälzische Kinder-
heilstätte", die der Stadt unter der Auflage,
das Geld zur Instandsetzung von Polli-
chia-Museum und Limburg zu verwenden,
zur Verfügung stünden.
Mit dem Umbau der Herzogmühle werde
voraussichtlich erst im Frühjahr 1979 be-
gonnen werden können. Das Museum
werde nach seiner Fertigstellung im Ge-
gensatz zum Gebäude in der Eichstraße
ganzjährig geöffnet sein.
Die Unterbringung des Dürkheimer Hei-
matmuseums, das sich derzeit ebenfalls
noch in der Eichstraße befindet, sei ein
weiteres Problem. Die Diskussion darüber
sei noch nicht abgeschlossen. Es biete sich
an, das in dieser Woche von der Stadt ge-
kaufte Haus Catoir in der Römerstraße für
kulturelle Zwecke zu verwenden und das
Heimatmuseum zusammen mit Musik-
schule und Offener Werkstatt dort unterzu-
bringen. Als Alternative schlägt Georg
Kalbfuß die Limburg vor, wo das Museum
kombiniert mit einem Limburgmuseum
eingerichtet werden könnte. Hier handele
es sich jedoch lediglich um erste Überle-
gungen, eine endgültige Entscheidung
werde wohl noch auf sich warten lassen.
Bis zum Ende dieses Jahres jedenfalls
befinden sich Pollichia- und Heimatmu-
seum in der Eichstraße und sind mittwochs
von 14 bis 18 Uhr, sonntags von 9 bis 12 Uhr
zugänglich. Pollichia und Altertumsverein
haben dort im Laufe eines Jahrhunderts
wertvolle heimatkundliche und naturwis-
senschaftliche Sammlungen zusammenge-
tragen.
Im Erdgeschoß des Museums bekommt
der Besucher Einblick in ein Stück Dürk-
heimer und Pfälzer Heimatgeschichte.
Eine vollständig eingerichtete Altpfälzer
Winzerküche, datiert zwischen 1760 und
1830 sowie eine Wohnstube spiegeln die
Lebensweise der damaligen Zeit wider.
Weitere interessante Stücke sind ein
Brautkleid aus dem 18. Jahrhundert, ein
elektrisches Klavier und natürlich viele
Ausgrabungsfunde. Die politische Ge-
schichte Dürkheims und der näheren Um-
gebung wird wiederbelebt durch alte
Schriften, Stiche und besonders durch eine
Fahne aus dem Jahre 1832.
Erstes, und zweites Stockwerk enthalten
eine Fülle naturwissenschaftlich bedeutsa-
mer Funde und Sammlungen: versteinerte
Tiere und Pflanzen, Mammutknochen
(man beabsichtigt in der Herzogmühle ein
Mammutskelett aufzustellen!), den letzten
Stör, der 1881 im Rhein gefangen wurde,
Insektensammlungen, den Abguß eines
Meteoriten, der 1869 auf der Sickinger
Höhe niederging. Besonders interessant
für die Winzer ist die Ausstellung über
Schädlingsbekämpfung im Weinbau.
Alle Ausstellungsstücke werden in der
neuen Umgebung einmal viel besser zur
Geltung kommen. Bis zum Umzug des Mu-
seums erhoffen sich die Verantwortlichen
dennoch regen Zuspruch durch die Dürk-
heimer Bevölkerung.