Schwarzes Pappmachékästchen, sechskantig, konisch, in Sargform. Aufklappbar, mit beweglichem Messing-Verschlusshaken. Auf dem Deckel ein braunes Papierkreuz mit Kleeblattenden aufgeklebt. Innen mit rötlichem Seidenpapier ausgeschlagen. Darin Christuskopf aus Bein, Gipsfigürchen (Madonna mit Jesuskind) und ein kleines Holzkreuz mit Messingeinlagen. Drumherum gruppiert (in Deckel- und Bodenteil) Reliquien, in Textilstückchen eingewickelt und mit handbeschrifteten Namensschildchen versehen. Durchweg handelt es sich um unbekannte Heilige, die Bezeichnungen tragen meist den Zusatz "M.", es sollen also Reliquien von Märtyrern sein. Diese sind durch feine goldfarbene Drahtspiralen fixiert und geschmückt.
Offenbar handelt es sich um ein Pilger-Mitbringsel aus den römischen Katakomben, Mitte 19. Jahrhundert. Damals wurden die Katakomben in Rom "wiederentdeckt" und mit ihnen viele unbekannte Märtyrergräber bzw. Gebeine, die man generell als Märtyrerüberreste ansah. Das Objekt diente der religiösen Verehrung und gleichzeitig als "Memento Mori" (Todesermahnung), da es in Form eines Schausärgleins gestaltet ist. Ungewöhnliches und seltenes Stück.
Das Reliquiar stammt aus der alteingesessenen Grünstadter Familie Rüttger. Es wurde nach dem Tod von Philipp Rüttger der kath. Pfarrei Grünstadt übergeben und von dort 1977 Joachim Specht geschenkt, der es 2021 an das hiesige Museum weitergab.