Der Stummel der unscheinbaren Bienenwachskerze mutet mitsamt dem kleinen versilberten Kerzenhalter, dem schwarzen Holzkästchen und dem Glassturz fast wie eine Reliquie an. Dieser Charakter wird durch die lithographierte Aufschrift an der Vorderseite verstärkt: “Überrest der Wachskerze, welche auf dem Nachttisch des Kaisers Napoleon I. brannte, als er im Mai 1812 auf der Reise zu der gegen Rußland bestimmten Armee in Kaiserslautern übernachtete.“ Belegt ist, dass sich Napoleon von 1804 bis 1813 mehrfach auf der Durchreise in Kaiserslautern aufhielt. Kaiserslautern lag an der von Napoleon in Auftrag gegebenen Grande Route Imperiale (in Deutschland deshalb bis in Gegenwart hinein häufig "Kaiserstraße" genannt) zwischen Paris und Mainz. Mainz war damals Haupstadt des französischen Departements Mont-Tonnerre (Donnersberg). Napoleon nächtigte während seiner Reisen durch Kaiserslautern zumeist im Haus des Textilfabrikanten Philipp Heinrich Karcher jun., der 1813 in Kaiserslautern zeitweise über 800 Menschen beschäftigte. [Ludger Tekampe]