Die Herkunft dieser Taschenwaage ist leider nicht nachvollziehbar, sie steht jedoch symbolisch für die Ausstattung der vielen umherziehenden jüdischen Händler des frühen 19. Jahrhunderts. Die kleine Federwaage ist leicht zu transportieren. Sie trägt einen Ring zum Aufhängen der Waage, an ihrem Haken wird das zu wiegende Produkt angehängt, um sein Gewicht zu messen.
Die Taschenwaage wurde in einem Antiquitäten-Geschäft in Jerusalem entdeckt. Der Inhaber versicherte, dass sie aus dem Rheinland stamme.
Bildeten Worms, Mainz und Speyer das Zentrum des europäischen Judentums im Mittelalter, wurden Juden durch die hochmittelalterlichen Pestprogrome und antijudaistischen Verfolgungen aus den großen Städten vertrieben, und siedelten sich in kleineren Dörfern und Gemeinden umliegender Gebiete an. Im 19. Jahrhundert erlebte das Landjudentum so einen Höhepunkt, etwa 90% der deutschen Juden lebten auf dem Land in Dörfern und Kleinstädten als eine allmähliche Abwanderung in die Städte einsetzte. Nur wenige Juden durften zu dieser Zeit Land erwerben, wobei dies ohnehin wegen der kleinteiligen Landwirtschaft und der Realteilung des Bodens kaum möglich war. Die überwiegende Mehrzahl waren daher Händler, sie zogen mit Kleinwaren auf dem Rücken von Dorf zu Dorf oder versorgten auf den Märkten in den Kleinstädten ihre Kunden mit koscheren Produkten, Saatgut, Wein, Tabak, Holz oder industriellen Kleinwaren. Sie gestalteten insbesondere den Viehhandel wesentlich mit, bekannt als „Viehjuden“ prägten sie noch bis 1933 das Marktgeschehen etwa in Kirchberg, Simmern oder Kastellaun.