Westerwald (Grenzau?), erste Hälfte 17. Jahrhundert
Steinzeug, salzglasiert, grauer Scherben, Kobaltbemalung, frei gedreht.
Vergleichbare Exponate:
Museum für Angewandte Kunst, Köln, Kat. Nr. 455
MAK, Köln, Kat. Nr. 455
Privatbesitz
Literatur:
Reineking v. Bock, S. 311 ff., S. 67, 2.Abs.
Falke, II/ s. 83 bzgl. "Corzilius", S. 98
Die Humpenform ist eine Eigenentwicklung der Westerwälder Kannenbäcker, wobei die in Köln im 16. Jh. gebräuchlichen Formen der Pinte u. Schnelle (s. Kat. MAK, S. 242 ff.) wie auch die Schnellenform aus Siegburg Pate gestanden haben könnten. (s. auch Kat. MAK, Köln, Text S. 67, 2. Abs.) Der hier vorgestellte Humpen ist unterteilt in drei Zonen, wovon die mittlere von einem 7 cm breiten Mittelfries mit der Darstellung der Geschichte vom Barmherzigen Samariter eingenommen wird. Nach oben und unten wird der Mittelfries durch je einen verzierten Wulst begrenzt. Die obere Zone wird durch umlaufende Rillen verziert, zwischen denen rosettenförmige Stänzchen aufgebracht sind. Die untere Zone ist ähnlich der oberen, jedoch sind die Stänzchen kleiner. Der Henkel ist profiliert und am unteren Ansatz schneckenartig eingerollt. Am oberen Ansatz trägt er das Töpferzeichen "C". (in der Auflistung der Sammlung wird es als "G" angegeben). "C" dürfte für Corzilius stehen, ein Töpfername der nach Falke II/ S.83 im Zunftbrief von 1632 für Grenzhausen nachgewiesen ist. Humpen dieser Art wurden von Zais um 1870 in größerer Zahl in Grenzau auf dem ehemaligen Grundstück des Johann Kalb ausgegraben (Falke II/ S. 98). (s. auch Kat. MAK, Köln, S. 311 ff.).
Nach Falke wurde der Fries mit dem Barmherzigen Samariter zum ersten Male im Westerwald hergestellt. Er stützt seine Annahme auf Scherbenfunde von Zais in Grenzau. Im Fries wird die Geschichte des Samariters erzählt, der den unter die Mörder gefallenen Mann aufnimmt und pflegt. In einem der Krüge wird der Bibeltext (Lucas X.Kap.) wiedergegeben mit den Initialen I.C. 1619. Auch zum Fries des Barmherzigen Samariters schreibt Falke, dass davon nie eine Scherbe in Raeren gefunden wurde, während die Ausgrabungen im Kannenbäckerland Bruchstücke in "Mengen" heraufbrachten. (Falke II/ S. 91 ff., gestützt auf Arbeiten von Zais).