Der im pfälzischen Winnweiler geborene Maler Karl Friedrich Fries zeigt uns hier die von Clemens Brentano 1801 in einer Ballade bekannt gemachte Sagengestalt der Loreley. Brentanos Ballade handelt von der Loreley als einer enttäuschten Geliebten, die sich aus Liebeskummer von einem Felsen stürzt, den sie fortan als Geist bewohnt und die von dort aus mit ihrem feenhaften Gesang vorbeifahrende Männer ins Verderben stürzt. Fries bezieht sich weiter auf das gleichnamige Gedicht Heinrich Heines aus dem Jahre 1824, in dem es heißt °Die schönste Jungfrau sitzet / Dort oben wunderbar; / Ihr goldnes Geschmeide blitzet, /Sie kämmt ihr goldenes Haar. // Sie kämmt es mit goldenem Kamme / Und singt ein Lied dabei; / Das hat eine wundersame, / Gewaltige Melodei.“ Das Gemälde erzählt von genau dieser Loreley, es gehört damit zum weiten Umkreis der Rheinromantik. Die Loreley erscheint daneben auch als eine Personifizierung der am Rhein wachenden Germania. Nun wurde das Bild 1857 in Rom gemalt, und vielleicht steckt deshalb sogar ein wenig Heimweh in ihm, vielleicht noch mehr aber Liebeskummer, denn Fries hatte sich 1856 in Florenz unglücklich in die schöne italienische Gräfin Laura Beatrice Mancini verliebt. Fries war einer der zahlreichen °Deutschrömer“, zu denen auch der ungleich erfolgreichere Anselm Feuerbach (* 1829 Speyer, † 1880 Venedig) gehörte, mit dem Fries eng befreundet war. In den Zeiten der beginnenden Industrialisierung glaubten die °Deutschrömer“ im vermeintlich idyllischen Italien die verlorene Ganzheit zumindest künstlerisch in antikischer Manier wiederherstellen zu können.° [Ludger Tekampe]