Der Aufbau des Schranks ist additiv und vollzieht sich in klaren geometrischen Formen. Funktionalität und Werkgerechtigkeit bestimmen seine äußere Form, der sich die wenigen Schmuckelemente unterordnen. Das Brett bestimmt die Wirkung des Möbels. Während der konstruktive Rahmen aus Weichholz, dem °Blindholz°, besteht, wird die gesamte Oberfläche durch die natürliche Schönheit des ausgesuchten Holzfurniers bestimmt. Die Inneneinrichtung des Speyerer Sekretärs ist prächtig und reich gegliedert. Im schönen Kontrast zu dem kubischen Äußeren steht die kleinteilige Inneneinteilung. Dem äußeren Kirschbaumfurnier steht im Inneren Zwetschge und Ahornmaserung entgegen. Fächer- und Würfelmarketerie bilden die Ornamentierung des Inneren. Schubkästchen, Brief- und Ablagefächer formen ein funktionales Ordnungssystem. Das Möbel stammt aus dem Umkreis der Mainzer Möbelproduzenten, die durch Meister wie Johann Wolfgang Knusmann (1766-1869), Wilhelm Kimbel (1786-1869), dessen Vorlagenpublikationen Einfluss auf die gesamte deutsche Möbelproduktion ausüben und Philipp Anton Bempé (1799-1849) zu den bestimmenden Werkstätten im deutschen Südwesten werden. [Wolfgang Leitmeyer]