Original: Deutsch
Kaiserslautern, März 1935
An die Mitglieder der Polliohia.
Auf den Mitglieder- bezw. Ausschussitzungen der Polliohia am 27.I. u.
16.II.35 wurde die bitte an mich gerichtet, die Leitung der Pollichia zu
übernehmen. Ich bin mir der grossen Ehre,d ie mir damit erwiesen wurde,
aber auch der Grösse der Aufgabe u. der Verantwortung, die mir damit ge-
stellt wurde, vollauf bewusst u. will mich bemühen, das in mich gesetzte
Vertrauen zu rechtfertigen. Unserm verehrten bisherigen Vorsitzenden, Herrn
Dr. Federschnitt, der in schwerer Zeit alles getan hat, was unter den gege-
benen Verhältnissen zu tun möglich war um das schwer kämpfende Schiff-
lein unseres Vereins zu neuer Fahrt seetüchtig zu erhalten, möchte ich
auch hier den herzlichen Dank unseres Vereins zum Ausdruck bringen.
Ich bin mir völlig bewusst, dass meine Arbeit als Leiter der Polli-
chia ohne Erfolg sein wird, wenn nicht Sie alle, verehrte Pollichianer,
bereit sind alle verfügbare Kraft unserer edlen Sache zu widmen u. mir Ihr
volles Vertrauen zu schenken. Ich hoffe, dass sich alle der Tatsache be-
wusst sind, dass im neuen Deutschland keine Organisation Daseinsberech-
tigung hat,die nicht durch ständige Leistungen im Dienst an Volk u. Heimat
den Beweis für dieses Daseinsrecht erbringt.
Im Laufe des nächsten Jahres werde ich alle Ortsgruppen an einem
Vortragsabend oder an einem Wandertag aufsuchen,um ihre besonderen Ver-
hältnisse, unter denen sie arbeiten, ihre Wünsche an den Hauptverein und
ihre Arbeitsweise kennen zu lerne. Vorerst ist mir die Ausführung die-
ses Vorhabens leider wegen Arbeitsüberhäufung unmöglich, doch möchte ich
die heutige Gelegenheit nicht vorüber gehen lassen, ohne einige Anregungen
u. Wünsche mitzuteilen.
1. Die vordringlichste Aufgabe ist der Wiederaufbau des Vereins in-
bezug auf seine Mitgliederzahl. Das ist die Grundvoraussetzung der Arbeit
des Hauptvereins. Jedes Mitglied muss sich irgend eine Dame oder einen
Herrn aufs Korn nehmen um sie für den Eintritt in den Verein zu gewin-
nen. Der Ortsgruppenvorstand darf keine persönliche Mühe und keinen Gang
scheuen, wenn die Möglichkeit besteht neue Mitglieder zu werben. Er muss
sich klar sein, dass er der erste Diener seiner Ortsgruppe ist.
2. Jede Ortsgruppe geht unverzüglich an die Aufstellung eines Ar-
beitsplanes für das nächste Halbjahr. Die Aneinanderreihung unzusammen-
hängender Themen muss einer planvollen Bearbeitung eines bestimmten Gebie-
tes weichen. Auch der Wanderplan muss einen inneren Zusammenhang haben.
3. Die Pollichia muss unter allen Umständen auch Trägerin des Natur-
schutzes in der Westmark werden. Jede Ortsgruppe bestimmt einen besonder-
ren Naturschutzobmann, dem wenigstens eine kleine Summe alljährlich für
Natursohutzarbeit zur Verfügung zu halten ist. Besondere Richtlinien wer-
de ich im Herbst hinausgeben. Die Obmänner sind mir (für die Vorderpfalz
auch Herrn Wilde, Neustadt) zu melden. Bei den Bezirksämtern u. Stadtmagistra-
ten sind Verzeichnisse der schutzwürdigen Naturgebilde vorhanden. Die Ob-
männer haben dieselben stets auf dem Laufenden zu erhalten. Für die im
Bereich der O.Gr. liegenden Schutzgebiete sind besondere Betreuer aufzu-
stellen.
4. Jede Ortsgr. stellt ein umfassendes Verzeichnis aller auf na-
turw. Gebiet arbeitenden Persönlichkeiten zusammen, auch wenn sie nicht
Mitglied sind, mit Anschrift u. spez. Arbeitsgebiet, und reicht es an die Ge-
schäftsführerin ein zur Vervielfältigung u. Mitteilung an alle Ortsgruppen.
5. Alle im O.Gr.-Bereich vorhandenen naturkundlichen Sammlungen,
auch solche von Nichtmitgliedern, sind zusammenzustellen. Die O.Gr.Leiter
treten mit den Besitzern in Verbindung, um für die ErhaItung u. Pflege Sor-
ge tragen zu können.
6. Die O.Gr. reichen Vorschläge für Drucklegung wertvoller wissen-
schaftl. Arbeiten ihrer Mitglieder ein u. bemühen sich, wertvolle Vorträge
die bei ihnen gehalten wurden, in Niederschriften festzuhalten. Wenn wir
einmal Mittel für die "Mitteilungen" haben, darf es an Arbei-
ten nicht fehlen. Im Wanderbuch des Pfälzer Waldvereins können alljährlich
wissensch. Arbeiten von uns veröffentlicht werden, von denen wir zu billi-
gern Preis Sonderdrucke für unsere Mitglieder bekommen können. Vorschläge
bitte ich bald einzureichen.
7. Die geplante Herausgabe des natur-, landes- und volkskundlichen
Atlasses der Pfalz und des naturkundlichen Pfalzführers kann jetzt schon
beraten und Vorschläge können eingereicht werden. Nähere Richtlinien wer-
den den Ortsgruppen noch zugehen.
8. Bis Herbst muss eine Neubearbeitung der Satzungen erfolgen. Die O.G.
mögen gelegentlich darüber beraten und Vorschläge machen. Für die Ausarbei-
tung werden 3 Mitglieder besonders beauftragt werden.
Eine Menge Arbeit harrt unser, die Menge soll uns nicht entmutigen,
sondern erst recht anreizen zur energischen Tätigkeit.
Heil Hitler!
O. Löhr.