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Brief von Adolf Stoll an Herrn Antz, 15.3.1936

Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir Archäologische Abteilung Schriftgut - Briefe [2023/1239/080]
https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/resources/documents/202309/01161328342.pdf (Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir CC BY-NC-SA)
Provenance/Rights: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir (CC BY-NC-SA)
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Description

In seinem Brief an Herrn Antz legt Adolf Stoll seine Theorie der Ortungslinien, z.B. durch Ungstein nach Worms, dar und beschreibt die Rolle der Kirche in der Übernahme germanischer heiliger Orte, z.B. den St. Odilienberg im Elsaß.
Die übersendete Karte soll Antz die Einzeichnung seines vermuteten Eingangs zu unterirdischen Heiligtümern am Kriemhildenstuhl erleichtern.

Material/Technique

Papier / geschöpft, maschinenbeschrieben

Measurements

Höhe: 29,7 cm, Breite: 21,0 cm

Transcript

Original: Deutsch

Dr. med. Adolf Stoll Facharzt für Hais-, Nasen- u. Ohrenkranke Bad Dürkheim Rhpf. Telefon 420 Schenkenböhl 21 15.III.1936 Sehr geehrter Herr Antz! Das zugesandte 2. Heft d. Mannh. Gesch.Bl.1/3 1935 werden Sie inzwischen haben; es sind aber nur noch wenige da. Bei einer Neuauflage werden manche Nachträge und Anmerkungen zu machen sein, und über anderes brauche ich mich nicht mehr so umständlich auszusprechen. Für die Ortungslinie "B", Mondwendlinie, ist Ungstein nicht die einzige Richtstelle, auch nicht der Anfang derselben, das ist die Stelle der abgerissenen Michelsbasilika: Halten Sie den Platz derselben nicht getroffen? Wissen Sie wo ich denselben besser bestimmen kann? Wo kann ich über die alte Lei- ningische Zehntstelle, nachdem Cüny'scher Besitz, nachlesen? In der Geschichte von Ungstein von Postinspektor Merk steht ja auch das an der Kirche angebrachte Jahr 1713 mit dem eigenartigen Zeichen A, und das hat mich bestochen, der Stelle doch ein älteres Datum zuzutrauen, zusammen mit der S. 15 von Merk berichteten Tatsache, daß seit Anbeginn der Kirche in Ungstein der Zehnte zustand, und es mußte mir doch auffallen, daß eben diese Stelle die höchste am Ort ist. War also die Annahme der Vermutung, wie ich (nicht Teudt) bestätigte, so ganz fehlgegriffen, wie Sie meinen? Wenn ein so nach verschiedenen Gesichtspunkten "verdächtiger Platz" einer Kirche erst 1713 bebaut wird, und in der Chronik kein edler Stifter genannt wird, so dürfte er Gemeindegut gewesen sein-dachte ich, und das ist doch unter diesen genannten Um- ständen wohl gleichbedeutend mit ehemaligem Kirchengut. Sie belehren mich, daß es ehemaliger Leiningischer Besitz war-wohl aus ebensolcher Quelle? Wissen Sie nähe- res? Auf jeden Fall kann ich den Standort des Uncesteins nicht wo anders suchen. Bei dieser Gelegenheit wollte ich Ihnen auch über meine Vermutungen wegen der Be- deutung von Gütern berichten, die die Kirche von Anbeginn in den Händen hatte, denn ich möchte glauben, daß man da bei uns manches herausfinden könnte, wenn man diejenigen Plätze auf die Karte zeichnet, die im Kirchenbesitz waren, ohne daß es ... ihr ein "Stifter" gab, was sie gleich klaute: Nämlich den seit Urzeiten der Allgemeinheit nicht zugänglichen Besitz. Ich bin nämlich der Auffassung, daß die liebe Kirche nicht nur in frommem Eifer die alten GÖtter "ersetzte", sondern, daß sie auch die Güter dar Heidenkirche (sit venia verbo) besetzte": "quia salica terra est -diese Bemerkung fand ich zu meinem Erstaunen S. 167 der v. Sallwürk'schen Ausgabe der Werke Scheffel's, (Reclam, Leipzig,) III. Band, wo über den Odilienberg mit seiner an 3000 Meter langen "Heidenmauer" im Elsass abgehandelt wird: "Unter salischem Land aber ist dasjenige zu verstehen, welches schon in Römerzeiten dem Einzelbe- sitz entzogen, von den merovingischen Eroberern dem Reich zu Zwecken der Gesamt- heit zugeschieden ward."....und prompt setzte sich die Kirche auf den Altitona und weihte ihn der "Schutzpatronin" des Elsass: Odilia umbenannt. Was sind nun unsere "Salier"? Die saßen doch auf der Lintburg, der Schutzburg unseres Heidenmauerhei- ligtums, das sie der Kirche(!) preisgeben mußten, sie waren dabei alles andere als Kirchen-fromm...sollten sie Nachkommen der Heiden-Priestergeschlechter gewesen sein? Und deren Besitz gehabt haben? Also Besitzer "salischen Bodens"? Ich will das nicht behaupten, aber vermuten darf man das immerhin; oder was meinen Sie? Die Ortungslinie geht weiter durch die Kirche in Freinsheim (höchster Platz im Ort). Gerolzheim-und dann nahe der Stelle wo die älteste Kirche Worm's steht, die Pau- luskirche, die an der stelle der alten Stadtburg der Salier erbaut ist-das ist nun wirklich "schmackhaft", denn die Ungsteiner Kirche allein ist's nicht. Die Martinskirche ist 1265 eingeweiht: Ich kenne nicht, die Ursache, die Sie veran- laßt, sich für diese zu entscheiden; also sprechen Sie mal hierzu und zum Stand- punkt der Michels'basilika. Teudt hat niemals "gespratert" über Sie! Ich wüßte keinen Grund, der uns irgendwie gegen ihn einnehmen kann: Er hat hier nur geholfen; oder was meinen Sie?//Übrigens: Auf jenem Boden des elsässischen Heiligtums durfte niemand pflanzen oder bauen "denn sie ganze Area des Berges bis zur Kapelle des hl. Johan- nes Evangelisten" (den wir hier auch haben)" ist ein Friedhof der Toten nach uralter Landesverfassung".-Unbebaut war auch unser Heidenmauergebiet, und daß innerhalb derselben Gräber sind, hat nun Prof. Reinerth durch Probegrabung bestätigt: La Têne- zeitlich; es sind aber noch ältere da, und jetzt ist auch die Ansicht von O. S. Reuter bestätigt, daß der "Steinbruch" den Ost=also: Toten=Kultpunkt darstellte.// Anbei die gewünschte Karte zur Einzeichnung des von Ihren gedachten "Eingangs in die Unterwelt" im Osten der Heidenmauer; ich komme schon in seiner Verzweiflung auf den Gedanken, ihn mitttele Wünschelrutengänger zu suchen...
Received Received
1936
Eduard Ludwig Antz
Sent Sent
1936
Stoll, Dr. Adolf
Bad Dürkheim
1935 1938
Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Object from: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Der über 2000-jährigen Tradition des Weinbaus in Bad Dürkheim entsprechend, ist das Stadtmuseum in einem ehemaligen Weingut untergebracht. Auf über...

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