Übersetzung eines Briefes des Gefangenen J. Marré an seinen Vorgesetzten, Herrn Michandel, aus dem Gefangenenlager Ebenberg-Landau vom 7. Dezember 1915; 3 Seiten, gefaltet; Transkription: "Als ich Ihren letzten Brief erhielt, war ich vor dem Kriegsgericht wegen Entweichens aus der Gefangenschaft angeklagt. Ich hatte in der Tat am Sonntag Abend, den 26. September mit einem meiner Freunde das Dorf (Mirzheim), 5 km von Landau gelegen, wo ich als Landarbeiter bei dem protestantischen Pfarrer des Dorfes arbeitete, verlassen. Ich muss anerkennen, dass der Pfarrer gut zu mir war (...) alle seine Familienmitglieder, und ich wurde rücksichtsvoll behandelt. Allein ich wollte um jeden Preis nach Frankreich zurückkehren und zu diesem Zweck versuchen, zunächst in die Schweiz zu gelangen. Nachdem ich mit vielen Schwierigkeiten den Rhein überschritten hatte, habe ich mich in den Sümpfen und Wäldern am Ufer des Rheins verirrt und wurde am 9. Oktober bei Einbruch der Nacht im Gebiete von Freiburg im Breisgau festgenommen. Ich muss Ihnen sagen, dass ich weder Karte noch Kompass hatte und dass dieser Mangel an so nützlichen Instrumenten an meiner Festnahme schuld war. Die Lebensmittel fehlten mir ebenfalls und ich war genötigt nachts in den Wäldern Kartoffeln zu kochen um mich ernähren zu können. Von einer Wache badischer Söldner festgenommen wurde ich gut von ihnen behandelt. Ich wurde wieder ins Lager Landau überführt, ein Monat später vor Gericht gestellt und wegen unerlaubter Entfernung von mehr als 7 Tagen zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Ich muss meine Strafe in Oberhausen, an der böhmischen Grenze, verbüßen. Oberhausen ist eine Festung nahe bei Passau am Ufer der Donau. Seit 1 Monat nach Fällung des Urteils bin ich noch im Lager Landau, in den gleichen Umständen wie die übrigen Kriegsgefangenen, aber ich bin darauf gefasst, eines schönen Tages fortzukommen. Ich denke, dass meine Frau Sie von diesem Stand der Dinge in Kenntnis setzen musste, denn ich habe es ihr in einem meiner Briefe angeraten. Trotz meiner Verurteilung kann ich meine Briefe anfangen und beide unter keiner schlechten Behandlung. Ich bin immer sehr gesund und glaube wohl, nach dem Krieg gesund nach Frankreich zurückzukehren. Da mein Brief kurz vor Neujahr bei Ihnen ankommen wird, bitte ich Sie, meine besten Wünsche zum neuen Jahre entgegenzunehmen.... Ihr Angestellter J. Marré."