Der große Weinhumpen ist ein schönes Beispiel für die gründerzeitliche Freude an verspielten historischen Formen. Über einem flachen, nur wenig eingestochenen und eingezogenen Fuß erhebt sich ein ausladender Gefäßkörper, der sich zur Lippe hin wieder verjüngt. Die Form erinnert an die in Mitteleuropa vom Ende des vierzehnten bis zum sechzehnten Jahrhundert vorkommenden Keulengläser. Ein Zitat aus dieser Zeit sind auch die acht aufgesetzten Nuppen. Das Glas, um 1880 in Böhmen entstanden, ist auf der Gefäßwandung mit einem reichen Ornament- und Bildschmuck versehen. Zwischen Rebenranken finden sich acht umlaufende Medaillons, auf denen Zwerge mit allerlei Weingerätschaften dargestellt sind: mit einem Kellerschlüssel, einem Kellerlicht, einem Fass, großen und kleinen Weinhebern, einem Fasskran, einem Korkenzieher, einem Trichter und schließlich mit einem Weinrömer. Über dieser Runde bärtiger Weinzwerge liest man auf einem umlaufenden Band den Spruch: "Der liebste Buhle den ich hab / der liegt beim Wirth im Keller / er hat ein hölzern Röklein an / u:(nd) heißt der Muskateller." Muskateller ist eine besonders in Südeuropa beliebte Rebsorte, in der Pfalz wurde und wird sie nur vereinzelt in der Südpfalz angebaut. [Ludger Tekampe]