Jupp Zimmer (1919-1995) war Bildhauer und Maler. Ausgebildet an der Meisterschule in Trier, dem Vorläufer der Werkkunstschule, setzte er nach dem 2. Weltkrieg sein Studium an dieser fort. Für seine plastischen Arbeiten verwendete er eine Vielzahl verschiedener Materialien: Stahl, Bronze, Eisen, Aluminium und Polyester. Für alle Skulpturen gleichermaßen zentral jedoch sind der Kontrast von Licht und Schatten. Durch ihn erreicht der Bildhauer eine Lebendigkeit, die die Starre der geometrischen Formen relativiert, aus denen seine Plastiken häufig bestehen.
Dies gilt auch für den „Bacchus“, der vor 1979 entstanden ist. Bacchus ist der Gott des Weins und der Vegetation. Damit ist er mit dem schöpferischen Prozess der Entstehung eines Kunstwerks verbunden. Denn der Wein ermöglichte den Menschen die Lösung aus dem Alltag, die ekstatische Verwandlung. So diente er dem Künstler als Inspirationsquelle. Diese Auffassung war schon in der Renaissance gängig und Jupp Zimmer sicher vertraut. Der Künstler entstammte einer Winzerfamilie und die Antike war ihm stets eine Referenzfolie. Das trunkene Schwanken des Weingottes hatte bereits Michelangelo dargestellt. Auch bei der Bacchusfigur von Jupp Zimmer ist die Labilität das eigentliche Thema. Die Bronzefigur erhält ihre charakteristische Gestalt durch die Abflachung der Volumina, die am Scheitel bis zur vollständigen Plattheit reicht. Der Weingott sitzt auf einem annähernd runden Sockel, der Assoziationen an ein Weinfaß weckt. In der linken Hand hält er einen Kelch, die rechte ergreift Weintrauben. Sein runder Bauch weist auf die Folgen übermäßigen Genusses hin. Kein Fuß bietet der Figur Halt auf dem Boden. Das rechte Bein ist locker übergeschlagen, das linke hängt in der Luft. Die weitere Gestaltung der Figur erschließt sich erst aus einer Seitenansicht. Der „Bacchus“ ist im Gegensatz zu anderen Skulpturen des Künstlers auf mehrere Ansichten hin konzipiert. Oberkörper und Kopf der Figur sind stark nach hinten gelehnt. Doch gibt es dort keine Stütze, nur das Gegengewicht der Beine sichert eine spielerische Balance auf dem Sockel. Der Kopf ist wie in tänzerischer Bewegung angehalten, leicht gedreht und geneigt. Der Gesichtsausdruck ist ruhig. Am Hinterkopf hat der Künstler Weinblätter durch Einritzungen angedeutet.