Das Halbfigurenbildnis war wohl ursprünglich für einen ovalen Rahmen konzipiert. Es zeigt den Kurfürsten Karl I. Ludwig von der Pfalz in zeitgenössischer Kriegsrüstung. Der eine Allongeperücke tragende Fürst blickt aus dem Bild heraus direkt zum Betrachter. Das helle Gesicht hebt sich vom Dunkel des Bildgrundes deutlich ab. Über dem Harnisch trägt der Fürst eine blaue Schärpe, um den Hals ein Spitzentuch. Rechts neben ihm der mit blauen Federn geschmückte Helm. Das konventionell gemalte Herrscherbildnis ist eines der wenigen Bildzeugnisse des Kurfürsten Karl I. Ludwig, der nach den politischen Abenteuern seines Vaters Friedrich V. große Mühe hatte, die Kurpfalz in der Mitte des Reiches neu zu etablieren. 1649 trat er seine Regierung an. Nach den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges war es sein Bestreben, das entvölkerte Land wieder aufzubauen. Außenpolitisch sah er sich zunehmend französischen Pressionen ausgesetzt. Die Kurpfalz geriet immer mehr zwischen die Fronten von Deutschem Reich einerseits und dem Königreich Frankreich andererseits. 1674 verwüstete ein französisches Heer erstmals die Kurpfalz als Vergeltung für ein ausgeschlagenes Bündnis gegen das Reich. Die Verheiratung seiner Tochter Elisabeth Charlotte (genannt Liselotte von der Pfalz) mit dem Bruder des französischen Königs Ludwig XIV. führte nicht zu der erhofften Entspannung mit dem französischen Nachbarn. Nach dem Tode Karl I. Ludwig verwüsteten im "Pfälzischen Erbfolgekrieg" noch zweimal französische Heere das Gebiet der Kurpfalz und umliegender Herrschaften.
Zur Provenienz: Das Gemälde wurde dem Historischen Museum der Pfalz 1926 von Ludwig Altschüler aus Neustadt an der Haardt (heute: an der Weinstraße) geschenkt. Es stammte ursprünglich aus dem Besitz des sächsischen Königshauses. Ludwig Altschüler war Jude. Gemeinsam mit seiner Frau Margarete wurde er 1942 von den Nationalsozialisten nach Polen deportiert und vermutlich in Majdanek ermordet.
[Ludger Tekampe: Katalogtext zur Ausstellung: "Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation 962-1806. Altes Reich und neue Staaten 1495-1806" // DHM / Berlin 2006]