Siegelstempel Kaiser Konrad II.
vermutlich Fälschung aus der Zeit um 1115
Blei
Fundort und -zeit: Kloster Limburg, 1935
H 8-12 mm, Durchmesser 75-76 mm
Inventarnummer Historisches Museum Pfalz: HM 0/1121
Dauerleihgabe der Stadt Bad Dürkheim an Historisches Museum der Pfalz, Speyer
Der Siegelstempel (fachsprachlich: Typar) weist spiegelschriftlich eine z.T. nicht mehr deutlich lesbare, stellenweise ligierte lateinische Umschrift auf: „+CVNRADVS D(e)I GRATIA ROMANO(rum) IMP(er)A(t)O(r) AVG(ustus)“ (Wortergänzung in Kleinbuchstaben in Klammern). Das heißt: Konrad durch die Gnade Gottes erhabener Kaiser der Römer. Es handelt sich um einen archäolgischen Fund, der 1935 bei der Ausgrabung von Dr. Friedrich Sprater auf der Limburg gemacht wurde und seitdem Stoff für kontroverse Deutungen bietet. Sprater und später Günter Stein sahen in dem Fund einen echten Siegelstempel des salischen Kaisers Konrad II.. Sie stützten ihre Argumentation vor allem auf den Auffindungsort und auf Analogien zu anderen Kaisersiegeln Konrad II. Seit Anfang der 1990er Jahre steht das Typar jedoch unter dem Verdacht, das Werkzeug eines Siegelfälschers zu sein. Hansjörg Grafen und Alfons Zettler haben auf verschiedene Ungereimtheiten hingewiesen. So ist die Schreibweise „CVNRADVS“ ebenso ungewöhnlich wie das verwendete Material. Kaiserliche Siegel wurden zumeist aus Silber und nicht wie hier aus Blei geschnitten. Man kann den Fälschungsverdacht dahingehend ergänzen, dass es sich bei dem Typar offensichtlich um den mit Blei ausgegossenen Wachsabguss eines echten Kaisersiegels handelt, die Auswölbung am oberen Rand ist nichts anderes als der Rest eines Gusskanals. Immerhin handelt es sich um eine Fälschung noch aus der späten Salierzeit, in der, wie Grafen/Zettler nahe legen, die Mönche des Klosters ein Interesse gehabt haben konnten, z.B. unsicher gewordene Rechtstitel aus der Zeit der konradinischen Schenkung, in rechtssicher gesiegelte Urkunden zu verwandeln. Die Mönche werden dabei gewiss nicht zum Nachteil des Klosters gehandelt haben. Nachteile hatten bei den, vielfach belegten Urkundenfälschungen des Mittelalters, insbesondere jene Gesellschaftsschichten zu befürchten, die weder lesen noch schreiben konnten, insbesondere also die bäuerliche Mehrheitsbevölkerung. (Ludger Tekampe)
Literatur: Grafen/Zettler 1991, Posse 1913, Stein 1983
Grafen, Hansjörg; Zettler, Alfons: Das Limburger Typar Kaiser Konrads. Handwerkszeug eines mittelalterlichen Urkundenfälschers? In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, 17. Jg. 1991, hier: S. 53-65
Posse, Otto: Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige von 751 bis 1913. V. Band. Dresden 1913.
Stein, Günter: Typar (Siegelstempel) Kaiser Konrad II..In: Historisches Museum der Pfalz, Speyer. Sammlungskatalog. Speyer 1983, hier: S. 100f. (Museen in Rheinland-Pfalz, Bd.1)